Auf sozialen Netzwerken wie Instagram oder TikTok zeigen wir Menschen uns von unserer besten Seite. Wir wollen gefallen und tun dafür alles Erdenkliche. Unsicherheiten verschweigen wir. Doch wie weit gehen wir, und was ist am Ende überhaupt noch echt? In einer Welt voll von Filtern, Inszenierung und Verzerrung müssen wir und unsere Kinder lernen, uns zu orientieren. Diese Seite soll dazu als Leitfaden dienen.
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Nutzer*innen sozialer Netzwerke setzen sich mit jeder Veröffentlichung den Blicken und Meinungen anderer aus. Um positive Resonanz bemüht, präsentieren sie sich von ihrer besten Seite: Vorteilhaft möchten sie aussehen und zeigen, wie spannend ihr Leben ist. Der inszenierte Alltag scheint perfekt – Ängste und Unsicherheiten bleiben oft unerwähnt.
Entsprechend wimmelt es auf Social Media nur so von erfolgreichen und inspirierenden Menschen. Besonders jüngere Nutzer*innen lassen sich von diesen Idealen gerne beeinflussen. Manchmal auch täuschen oder sogar unter Druck setzen. Um ähnlich attraktiv und makellos auftreten zu können, wird fürs perfekte Bild gerne auch mal «nachgeholfen».
Dazu gibt es verschiedene Möglichkeiten:
Jugendliche zwischen 15 und 22 Jahren sehen in einer von Swisscom durchgeführten nicht repräsentativen Umfrage zum Thema «Selbstdarstellung im Netz» unterschiedliche Chancen und Risiken. Dass es beides gibt und ein positives Erlebnis im Netz vom eigenen Umgang mit dem Thema abhängt – da sind sie sich generell einig.
Positive Rückmeldung auf eigene Posts in Form von Kommentaren oder Likes sorgen für Glücksgefühle, da stimmen die Meinungen der Jugendlichen überein. Es sei ein schönes Gefühl, eine eigene Welt zu gestalten und gelungene Bilder, Designs oder Musik zu veröffentlichen. Dafür Wertschätzung zu erhalten, mache stolz.
In sozialen Netzwerken können die Jugendlichen experimentieren und neue Seiten an sich selbst entdecken: etwa ein Leben als Fotograf*in oder als Reporter. Man könne auf Social Media andere motivieren, Gutes zu tun, sich selbst inspirieren lassen oder Leute mit ähnlichen Interessen kennenlernen.
Die Befragten erkennen aber auch Schattenseiten: «Wir sehen die Menschen nur mit ihren Filtern, mit ihren bearbeiteten Gesichtern und Körpern. Wie sie in der Realität aussehen, wissen wir nicht, und das ist relevant», lautet ein Statement aus der Umfrage. Jemand anderes ergänzt: «Ohne gewissenhafte Selbstreflektion wird man früher oder später in irgendeiner Form Persönlichkeitskomplexe entwickeln.»
Ständig das Beste zeigen und dabei immer noch besser werden zu müssen, sei anstrengend. Man entferne sich dabei von sich selbst, je mehr man sich in die online Person verwandle. Die Jugendlichen sind sich zwar bewusst, dass nicht alles echt ist, was auf Social Media veröffentlicht wird. Es sei aber auch «schwierig, ständig daran zu denken […] dass man nicht alles glauben soll.»
Dazu kämen schlechte Vorbilder (Rauchen, Alkohol, usw.) oder Influencer*innen, welche in den Jugendlichen ein Unwohlsein mit dem eigenen Körper auslösen, weil sie sich minderwertig fühlen. Auch in Hate Speech, Stalking oder Entblössung sehen die Jugendlichen eine Gefahr rund um die Selbstdarstellung.
Soziale Netzwerke wie Instagram, TikTok oder Snapchat bieten den Nutzer*innen die Möglichkeit, ihre Fotos und Beiträge direkt in der Applikation zu bearbeiten. Mit integrierten Filter-Funktionen können Nutzer*innen zum Beispiel das Licht optimiert oder einzelne Bildpartien abändern. Durch diese Idealisierungen entsteht ein verzerrtes Bild der Realität.
Die Filter- und Retusche-Möglichkeiten variieren von App zu App:
In der Umfrage «Selbstdarstellung im Netz» haben wir die Jugendlichen auch gefragt: «Worauf achtest du dich, wenn du selbst postest?».
Hier ein paar Antworten:
«Keine Bearbeitung, alles pur …»
«Ich poste keine Bilder von mir.»
«Dass ich mich möglichst gut präsentiere, mich in ein gutes Licht stelle.»
«Dass ich nur poste, mit was ich mich auch wohl fühle.»
«Dass ich nicht zu viel von mir preisgebe, was andere gegen mich verwenden können.»
«Ich achte darauf, dass keine Personen, hässliche Dinge, Alkohol, politische Zeichen, Texte oder Werbung zu sehen sind, mit denen ich nicht assoziiert werden möchte.»
Nutzer*innen lassen sich auf sozialen Netzwerken gerne inspirieren. Viele suchen aber auch nach Bestätigung und Anerkennung durch Likes, Kommentare oder Follower-Zahlen. Letztere haben damit starken Einfluss auf das eigene Selbstwertgefühl.
Wer sich auf Social Media mutig, schön und unterhaltsam präsentiert, darf generell mit mehr Likes und Followern rechnen. Es ist verlockend, von diesen Zahlen auf die eigene Beliebtheit zu schliessen oder gar den eigenen Selbstwert daran zu messen.
Dies birgt aber auch Gefahren, denn oft vergisst man dabei die den Netzwerken zugrundeliegenden Algorithmen, die ihren Teil zur Sichtbarkeit der Posts beitragen. Auch die Online-Community kann erbarmungslos und launisch sein: An einem Tag gehen die Likes durch die Decke und am nächsten Tag gibt es schon keine mehr.
Tipps für einen selbstbewussten Umgang mit Klicks und Likes:
Der Vergleich mit anderen hilft uns Menschen, uns in der Gesellschaft einzuordnen. Dieses Verhalten kann aber auch negative Auswirkungen haben: In den digitalen Medien ist der Vergleich mit anderen pausenlos präsent. Wenn Kinder und Jugendliche sich aber zu hohe oder die falschen Ziele setzen, kann das Selbstwertgefühl darunter leiden.
Es ist wichtig, dass Kinder und Jugendliche erkennen lernen, welche Vorbilder authentisch sind und welche unrealistisch oder ungesund. Selbstdarstellung auf Social Media ist nicht zwingend gut oder schlecht, aber wahre Selbstdarstellung sollte authentisch und reflektiert sein.
Fehlinformationen und Fake-Profile können das Selbstbild und die Wahrnehmung der Betrachtenden beeinflussen. Solche Täuschungen gilt es, zu erkennen. Auch hilft es, die Influencer-Kultur zu verstehen, um vom idealisierten Lebensstil nicht in die Irre geleitet zu werden.
Ahmt Ihr Kind das Verhalten von Vorbildern auf ungesunde Art nach? Hier finden Sie sechs Ansätze für ein Gespräch mit Ihrer Tochter oder Ihrem Sohn, inspiriert durch die Antworten und Wünsche aus unserer Umfrage zur Frage: «Was möchtest du deinen Eltern zum Thema mitgeben?»
Wünschen Sie sich weitergehende Informationen zum Thema Selbstdarstellung? Hier haben wir die wichtigsten Dokumente und Links zusammengetragen.
Michael In Albon ist der Jugendmedienschutz-Beauftragte bei Swisscom. Er steht Ihnen bei allen Fragen rund um Kinder und Medien zur Verfügung.
Jugendmedienschutz-Beauftragter,
Leiter Schulen ans Internet (SAI)