Sie inszenieren ihren Alltag und nehmen eine Vorbild-Rolle für uns und unsere Kinder ein. Sie helfen als Meinungsbildner*innen bei der eigenen Identitätsfindung. Und sie lassen uns an ihrem Leben teilhaben. Doch wie sieht das Leben als Influencer*in wirklich aus? Was verdienen sie und wie authentisch sind sie? Wir haben nachgefragt und die wichtigsten Informationen und Erkenntnisse hier zusammengetragen.
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Influencer*innen sind Content-Produzenten auf sozialen Netzwerken, die Inhalte zu bestimmten Themen oder Lebensbereichen posten. Der Begriff Influencer leitet sich vom Englischen «to influence» ab, zu Deutsch «beeinflussen». Beeinflussen können Influencer*innen mit Botschaften, Werten oder Produktwerbung.
Influencer*innen verfügen über ein spezifisches Talent oder Wissen, mit dem sie ihre Follower*innen inspirieren. Sie funktionieren als Meinungsbildner*innen in einer Welt, die eine Flut an Möglichkeiten bietet. Sie sind Expert*innen auf ihrem Gebiet und wissen über News und Trends Bescheid. Davon profitieren die Follower*innen. Und auch von den Geschichten, welche die Influencer*innen erzählen.
Oft sind Influencer*innen nur einer kleinen Gruppe bekannt, da ihre Themen meist stark fokussiert sind. Es gibt aber auch Ausnahmen: PewDePie (Gaming), BibisBeautyPalace (Mode, Kosmetik) oder JulienBam (Music Videos, Comedy) sind Influencer*innen, die auch ausserhalb ihrer Community Bekanntheit erlangt haben.
Schauspielerin, Sängerin und Youtuberin
YouTube: @lelepons, 49 Mio. Follower*innen,
verdient rund 180’000 US-Dollar pro Post
Beauty-Youtuberin
YouTube: @bibisbeautypalace, 8,2 Mio. Follower*innen,
verdient rund 19’000 US-Dollar pro Post
Beauty Queen, bietet Schmink-Tutorials mit Lip Sync
Instagram: @noeminikita, 489’000 Follower*innen
TikTok: @noeminikita, 13,3 Mio. Follower*innen
Model und Unternehmerin, teilt ihren Luxus-Lifestyle
Instagram: @xenia, 2,1 Mio. Follower*innen
TikTok: @xenia, 289’600 Follower*innen
Löwenflüsterer, lebt unter Löwen in Südafrika
Instagram: @dean.schneider, 10 Mio. Follower*innen
TikTok: @deanschneider.official, 10 Mio. Follower*innen
Rapperin, begann ihre Karriere auf Instagram
Instagram: @loredana, 3,1 Mio. Follower*innen
TikTok: @loredanaofficial, 1,9 Mio. Follower*innen
Influencer*innen stehen im Rampenlicht und leben in zwei Welten: Hier die schillernde Inszenierung, dort die private Realität. Um authentisch zu wirken, bemühen sie sich, diese beiden Welten zu vereinen. Doch wie weit ist dies überhaupt möglich?
Als Content Creators planen Influencer*innen jedes Foto, jede Story und jeden Clip sehr sorgfältig. Was spontan aussieht, ist es selten. Veröffentlichungen werden bis ins Detail kalkuliert und die Realität dabei nicht selten stilisiert.
Um zu beeindrucken oder überzeugen, erzählen Influencer*innen viele Geschichten. Und wie in rhetorisch starken Erzählungen üblich, wird auch in Postings gerne überzeichnet, dramatisiert oder das eine oder andere Bild- oder Textelement frei dazu erfunden. Influencer*innen bleiben dabei nicht nur beim Erzählen, sondern schlüpfen oft selbst in eine Rolle.
Wie wichtig die von den Follower*innen erlebte Authentiziät ist, zeigt der Fakt, dass Influencer*innen immer wieder betonen, dass ihr Auftritt echt sein muss. Follower*innen entwickeln mit der Zeit ein feines Gespür und erkennen rasch, wenn eine Handlung ihrer Online-Stars nicht mehr ins Bild passt. Enttäuscht wenden sie sich ab und unfollowen ihre Held*innen – und das wollen Influencer*innen um jeden Preis verhindern.
Wer Influencer*in werden und auf sozialen Medien Inhalte mit einer breiten Masse teilen möchte, braucht einen langen Atem und viel Herzblut. Wieviel weiss Sami Loft. Er ist mit über 1 Mio. Follower*innen einer der grossen Schweizer Influencer.
Der zwanzigjährige Sami Loft (@samiloft) hat sich 2021 nach einer vierjährigen Mediamatikerlehre entschieden, den Schritt zum Content Creator in Vollzeit zu wagen. Heute lebt Sami seinen Traum und freut sich: «Arbeit fühlt sich gar nicht mehr wie Arbeit an.» Doch auch er weiss: Es ist nicht alles Gold, das glänzt.
«Wenn ich an einem Event mit anderen Influencer*innen Cocktails trinke, ist das Businessoder Freizeit?» Das vollständige Verschmelzen von Privatleben und Beruf sei nicht immer leicht, so Sami. Auch brauche es viel Kreativität und Durchhaltevermögen, um jeden Tag mindestens ein Video zu posten.
Dennoch würde er nie tauschen wollen und liebt seinen Job. Sami setzt sich dafür ein, dass der Beruf Influencer*in mehr Respekt verdient. Für angehende Influencer*innen hat er drei wertvolle Tipps auf Lager.
«Influencer*in zu sein, ist nicht so leicht, wie es aussieht. Wir sind Profis darin, unseren Beruf einfach wirken zu lassen. Aber er fordert viel Arbeit, Können und Motivation. Und wir kombinieren mehrere Berufe in einem.»
«Werde nicht ungeduldig, alles braucht seine Zeit. Dein Profil sollte dein Hobby sein, mit dem du möglicherweise schon etwas verdienst. Nur weil eines deiner Videos erfolgreich ist, heisst dies aber noch lange nichts. Überleg dir gut, ob du den Schritt zum Profi wirklich machen willst, und überlege dir einen Plan B.»
«Du brauchst eine starke Persönlichkeit. Warum funktioniert ein Video super und ein anderes gar nicht? Selbstzweifel gehören als Influencer*in dazu. Erträgst du die Reaktionen des Publikums, ab und an gar Beschimpfungen oder Bedrohungen? Es ist manchmal nicht einfach, sich vom eigenen Profil zu distanzieren.»
der Menschen in der Schweiz folgen Influencer*innen, weil sie unterhaltsamer sind als klassische Medien.
(Quelle: Media Use Index 2021)
der Mädchen beobachten, dass Menschen oder Gruppen im Internet aufgrund ihres Aussehens beleidigt oder diskriminiert werden, bei den Jungs sind es nur 56%.
(Quelle: JAMESfocus-Studie 2021)
Schweizer Jugendliche schauen regelmässig Videos im Internet.
(Quelle: JAMES-Studie 2020)
der deutschen Internetnutzer*innen ab 16 Jahren haben im Verlauf eines Jahres mindestens einmal ein Produkt gekauft, weil es Youtuber*innen beworben haben.
(Quelle: Social-Media-Atlas 2021)
Wünschen Sie sich weitergehende Informationen zum Thema Influencing? Hier haben wir die wichtigsten Blogbeiträge und Links zusammengetragen.
Michael In Albon ist der Jugendmedienschutz-Beauftragte bei Swisscom. Er steht Ihnen bei allen Fragen rund um Kinder und Medien zur Verfügung.
Jugendmedienschutz-Beauftragter,
Leiter Schulen ans Internet (SAI)