Hate Speech ist an sich kein neues Phänomen. Im Internet verbreitet sich die Hassrede aber schneller, es bietet den Hatern die nötige Anonymität und Distanz zum Gegenüber und gibt ihnen damit ein falsches Gefühl von Sicherheit. Welche Strategien gegen Hate Speech nützen und welche Konsequenzen systematischer Hass im Internet hat, erfahren Sie hier.
Hate Speech hat zum Ziel, sein Gegenüber mit Sprache zu erniedrigen, zu beleidigen, lächerlich zu machen oder zu diskriminieren. Ziele von Hate Speech können Personen oder Personengruppen sein, die einer bestimmten Ethnie, einem Geschlecht, einer Partei zugehörig sind oder die eine bestimmte Haltung vertreten.
Hate Speech tritt nicht nur, aber vor allem in öffentlichen sozialen Netzen und in Kommentarspalten von Zeitungen und Magazinen auf, wo sie ein grosses Publikum findet.
Hate Speech lässt sich bekämpfen. Die folgenden Tipps können in unterschiedlichsten Situationen helfen, dem Hass im Netz Einhalt zu gebieten.
Ob in sozialen Medien oder in Kommentarspalten von Nachrichtenportalen: Hasskommentare lassen sich bei den Betreibern melden.
Auch wenn man nicht selbst betroffen ist, Hasskommentare lassen sich kontern. Mit Counter Speech beweist man Zivilcourage auch im Internet und steht dem Opfer zur Seite.
Alle sozialen Plattformen bieten Ihnen die Möglichkeit, bestimmte User zu sperren. Sie erhalten dann keine Posts mehr oder sie können Ihre Posts nicht sehen oder kommentieren.
In groben Fällen und wenn Sie oder Ihr Kind ernsthaft leiden, ist es richtig und wichtig, dass Sie die Polizei einschalten und Anzeige erstatten (halten Sie dafür das «Beweismaterial» mittels Screenshots bereit).
Die Kinderombudsstelle(öffnet ein neues Fenster) berät und hilft Betroffenen bei Kontakten mit Polizei und Strafbehörden.
Man kann und soll Hatern Paroli bieten. Aber Sie entscheiden, wann es genug ist. Wenn Diskussionen ins Leere führen: Brechen Sie die Diskussion ab.
Verbreiten Sie Hass im Internet, sollten Sie sich nicht auf die Meinungsfreiheit berufen. Hass ist keine Meinung und geniesst darum auch keine Freiheit.
Hate Speech verstösst nicht selten gegen gültige Gesetze. Die Strafen, die Richter aussprechen, sind mitunter sehr hart. Machen Sie sich bewusst, ob Ihnen Ihr Hasskommentar das wert ist.
Stellen Sie sich vor, wie Sie sich fühlen würden, wenn jemand derart auf Ihre Posts reagieren würde. Und denken Sie daran: Was ins Netz kommt, bleibt da. Für immer.
Hate Speech oder nicht? Dieser Test hilft: Was Sie in der Realität nie sagen würden, sagen Sie auch im Netz nicht. Punkt.
Klingt esoterisch, ist aber so: Sehr oft geht es gar nicht um den Post der anderen Person, sondern um eine Unzufriedenheit bei Ihnen selbst. Lassen Sie diese Selbstbeurteilung zu. Warten Sie einen Tag, bevor Sie in die Tasten hauen, vielleicht legt sich der Hass wieder.
Das Internet ist nur scheinbar anonym. Die Strafbehörden vermögen jeden Internet-Nutzer mit einer realen Person zu verbinden. Sie können sich im Netz nicht verstecken.
Weitere Informationen und Inhalte zum Thema Hate Speech haben wir hier zusammengetragen.
Swisscom setzt sich seit vielen Jahren im Rahmen ihrer Nachhaltigkeits-Strategie für die Förderung der Medienkompetenz und für den Schutz der Kinder und Jugendlichen im Internet ein. Wir tun dies im Dialog mit Schülerinnen und Schülern, im Dialog mit Eltern und Lehrpersonen und in vielen Engagements mit Partnern und Organisationen.
Unser Engagement zur Förderung der Medienkompetenz finden Sie hier:
Hate Speech, also die gezielte und systematische Anfeindung einer Person, gibt es schon lange. Das Internet ist dafür nicht der Ursprung, sondern multipliziert dessen Wirkung in letzter Zeit immer stärker. Während Hass im Netz viele Gesichter hat, haben die Hasser selbst meistens gar keins. Sie nutzen ihre Anonymität im Internet und lassen sich hemmungslos zu Aussagen hinreissen, die sie in der realen Welt vermutlich nie aussprechen würden. Dass ihr Tun bei den Betroffenen auch in der Realität weitreichende Schäden verursachen kann, nehmen sie in Kauf.
Es gibt aber auch Hate Speaker, die es sich zur Berufung gemacht haben, Hass ins Netz zu bringen. Dabei treten sie mutig mit ihrer echten Identität auf und versuchen so, bei anderen Hate Speakern Respekt zu gewinnen. Sie wollen zeigen, wie mutig sie gegen «die da oben» vorgehen.
Klar ist, die «Hater» sind immer in der Unterzahl. Es sind vereinzelte User, die durch ihre aggressive Ausdrucksweise die Wahrnehmung der Realität für die Betroffenen teils stark verzerren, sodass der Eindruck entsteht, dass die ganze Welt gegen sie sei.
Während sich Erwachsene in Kommentarspalten oder in sozialen Netzwerken «wie Kinder» benehmen, sind die Folgen von Hate Speech besonders für Kinder und Jugendliche verheerend. Eltern von Betroffenen sind häufig ratlos, ganz egal, ob das eigene Kind das Ziel oder der Verursacher oder die Verursacherin der Kommentare ist. Wichtig in beiden Fällen ist, dass die Eltern begleitend zur Seite stehen.
Warum ist Hate Speech besonders im Jugendalter problematisch? Eindrücke und Einflüsse von aussen sind vom Kindesalter bis hin zur Jugend zentral für die Entwicklung der eigenen Identität. Lernen Jugendliche, dass Hasskommentare und wüste Beschimpfungen im Internet in Ordnung sind, sind die Konsequenzen daraus für das spätere Erwachsenenleben bedenklich.
Merkt man, dass das eigene Kind zum Täter oder zur Täterin wird, sollten Sie das Thema offen ansprechen. Fragen nach dem tatsächlichen Ursprung der Kommentare helfen dabei zu verstehen, warum das eigene Kind sich mit Hasskommentaren Luft verschafft. Die gemeinsame Auseinandersetzung mit den möglichen Gefühlen des Opfers hilft zusätzlich, das nötige Einfühlungsvermögen beim Kind zu erwirken.
«Wird Hate Speech zur üblichen, gewöhnlichen,
normalen Form im Netz, sinkt bei den Jugendlichen die
Hemmschwelle, dies zu imitieren.»
Michael In Albon
Jugendmedienschutz-Beauftragter bei Swisscom
Häufig hören Eltern von ihren Kindern «ich habe nur mitgemacht, jemand anders hat angefangen». Diese Begründung darf nicht ausreichen. Hate Speech braucht nämlich immer ein Publikum, um wirksam zu sein. Mitläufer*innen sind dabei ebenso problematisch, wie die Verfasser*innen der Kommentare selbst. Sie wirken als Brandbeschleuniger und können zu weiteren Angriffen aufstacheln und so die Hetze endlos weitertreiben.
Auch jungen Täter*innen muss klar sein, dass gleich mehrere Artikel des Schweizer Strafgesetzbuches gegen Hate Speech schützen. Die Konsequenzen sind hart und enden im Falle einer Verurteilung auch im jugendlichen Alter mit einem Eintrag im Strafregister.
Wenn man Ziel eines Hate-Speech-Angriffs ist, helfen diese beiden Strategien.
Stell dir vor, es ist Hass und keiner geht hin. So funktioniert auch Dis-Empowerment. In ihrem Kern beabsichtigt die Strategie, dass dem Hass im Internet klare Grenzen gesetzt werden können, auch mit technischen Hilfsmitteln.
Bei Hassnachrichten aus dem privaten Umfeld lässt sich der Kontakt beispielsweise gezielt blockieren oder stummschalten. Erscheinen die Kommentare in einem sozialen Netzwerk, können die Beiträge bei den Plattformbetreibern gemeldet und abgestraft werden. Und man muss auch merken, wann es reicht. Es ist absolut ok, eine Diskussion abzubrechen. Denn wer hasst schon gerne, wenn die Kommentare entweder nicht ankommen oder ständig wieder gelöscht werden. Je nach Plattform müssen Täter*innen auch mit Konsequenzen rechnen, die von einer Posting-Pause bis zur Sperre des Profils reichen.
Ist man selbst betroffen und hat die Kraft und die Nerven, seinem Gegenüber die Stirn zu bieten, kann man versuchen, je nach Thema in eine Gegenargumentation einzusteigen. In jedem Fall sollte man darauf achten, dass man mit seinen eigenen Beiträgen die Sachebene nicht verlässt, sich nicht in einem langwierigen Grabenkampf verfängt und merkt, wenn man bei seinem Gegenüber nicht mehr weiterkommt.
Die Empowerment-Strategie verfolgt den Ansatz, sich gegen Hate Speech zu verbünden. Gemeinsam fällt es oft leichter, gegen Hass vorzugehen. Ist man selbst betroffen, hilft es, schnellstmöglich Eltern, Freund*innnen, Lehrpersonen oder andere Vertrauenspersonen einzubeziehen. In der Gruppe kann in Form von «Counter Speech» gegen den Hass argumentiert werden. Stellt man den bösartigen Kommentar infrage oder benennt die problematische Aussage konkret, ist der Verfasser oder die Verfasserin gefordert, sich in die Karten blicken zu lassen. Wichtig bei der Counter Speech: Auf der Sachebene bleiben und sich nicht auf das Niveau des Hate Speakers begeben.
der hetzerischen Inhalte werden von Facebook selbstständig gefunden und markiert.*
der Befragten gaben an, schon einmal Opfer von Hass im Internet gewesen zu sein.**
gaben zu, selbst schon Hass im Internet verbreitet zu haben.**
mal ging Facebook gegen hetzerische Inhalte vor.*
* Quelle: Die Daten stammen von Facebook selbst und beleuchten den Zeitraum Januar bis März 2021. Sie sind hier einzusehen: https://transparency.fb.com/(öffnet ein neues Fenster)
** Quelle: Studie «EU Kids Online» der Pädagogischen Hochschule Schwyz 2019
In der Schweiz und im nahen Ausland gibt es verschiedene Organisationen, die sich gegen Hate Speech einsetzen. Sie haben langjährige Erfahrung im Umgang mit Hass im Internet und stehen Betroffenen mit Tipps und Tricks zur Seite.
Michael In Albon ist der Jugendmedienschutz-Beauftragte bei Swisscom. Er steht Ihnen bei allen Fragen rund um Kinder und Medien zur Verfügung.
Jugendmedienschutz-Beauftragter,
Leiter Schulen ans Internet (SAI)