Hanspeter Groth, Industry Leader für Manufacturing bei Swisscom
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«Nicht die Technologie sollte der Treiber für IoT sein, sondern die Business-Strategie»

Das Internet of Things (IoT) hat sich in vielen Unternehmen von der Pilot- und Testphase hin zu einer strategisch relevanten Technologie weiterentwickelt. Hanspeter Groth, Industry Leader für Manufacturing bei Swisscom, ordnet die Ergebnisse der MSM-Studie «Internet of Things als Game Changer» ein und zeigt auf, in welchen Bereichen die Technologie für Schweizer Unternehmen in der Fertigungsindustrie besonders relevant ist.

Hanspeter Groth, jedes dritte der befragten Unternehmen betrachtet das Internet of Things als riesige Chance, um Innovation bei Produkten und Dienstleistungen zu fördern. Wo sehen Sie für die Manufacturing-Branche die grössten Vorteile?

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Das Internet of Things bietet produzierenden Unternehmen zahlreiche Vorteile – sowohl innerhalb des Unternehmens als auch ausserhalb. Innerhalb kann dank IoT papierlos oder papierarm produziert werden, wie zum Beispiel bei der Früh Verpackungstechnik AG. Ausserhalb des Unternehmens wird die Technologie in der Entwicklung von smarten Produkten und der Servitization eingesetzt: Intelligente Produkte erzeugen Daten, die mit Analysetools weiterverarbeitet werden und so zu einem verbesserten Kundennutzen und Kundenerlebnis führen (zum Beispiel mit smarten Kaffeemaschinen). IoT ermöglicht auch neue Geschäftsmodelle wie Pay-per-Use.

Wo gibt es innerhalb eines Unternehmens in der Produktion am meisten Potential für IoT?

In der Produktion (Shopfloor) ist bei den meisten Firmen das Potential für Digitalisierung noch viel grösser als im IT-Bereich (Topfloor), wo sich Standardsoftware durchgesetzt hat, etwa ERP-, CRM- oder PLM-Lösungen. Prozesse in der Produktion haben häufig Medienbrüche und sind umständlich. Viele Unternehmen sind deshalb noch weit davon entfernt, papierarm zu sein. Oft haben Produktionsmitarbeitende keinen digitalen Arbeitsplatz, was zu Ineffizienz in der Produktion führt. Das Internet of Things kann dem entgegenwirken, indem Menschen, Maschinen, Dinge und Systeme in die Produktion integriert werden – das reduziert Leerläufe und sorgt für mehr Produktivität.

33% der befragten Schweizer Unternehmen betrachten das Internet of Things als grosse Chance.

MSM-Studie «Internet of Things als Game Changer», 2023

Unternehmen, die sich mit dem Internet of Things befassen, müssen sich auch mit Themen rund um Daten auseinanderzusetzen. Welche Aspekte sind dabei für Fertigungsunternehmen zentral?

Je mehr Dinge vernetzt werden, desto mehr Daten fallen an. Diese Daten sind sehr unterschiedlich und heterogen – je nachdem, woher sie stammen: beispielsweise aus ERP-Systemen, von IoT-Geräten oder von Produktionsmaschinen im Shopfloor. Es reicht nicht, sie einfach in einem Data Lake – der dann zum Data Swamp wird – abzulegen. Damit es gelingt, aus diesen Daten langfristig Mehrwert zu generieren, ist ein einheitliches Datenmanagement-Konzept entscheidend, das aus der Business-Strategie abgeleitet und konsequent verfolgt wird.

Der Umgang mit grossen Datenmengen erfordert neben einem Datenmanagement-Konzept auch eine strategische Auseinandersetzung mit dem Thema IT-Architektur. Was sollten Manufacturing-Unternehmen diesbezüglich beachten?

Ob Daten in einer Cloud, On-Prem oder in einer hybriden Lösung gehalten werden sollen, hängt stark vom spezifischen Use Case und den technologischen Voraussetzungen und Anforderungen des Unternehmens ab. Kriterien wie die Datenmenge, Latenzzeit und Verfügbarkeit der Services sind wichtig, um beurteilen zu können, welche Lösung sich eignet. Für ein Unternehmen, das zum Beispiel internationale Standorte betreibt und weltweite Daten in Echtzeit nutzt, wie die Geobrugg AG, ist eine Cloud-Lösung die passende Wahl.

24% der Unternehmen verfolgen mit dem Einsatz von IoT-Lösungen die Schaffung neuer Business- und Serviceangebote.

MSM-Studie «Internet of Things als Game Changer», 2023

Welchen konkreten Tipp geben Sie einem Unternehmen mit, das sich in den nächsten Monaten aktiv mit IoT auseinandersetzen möchte?

Nicht die Technologie sollte der Treiber sein, sondern die Business-Strategie. Unternehmen müssen sich die Frage stellen, wo IoT den grössten Business-Nutzen bringt. Um diese zu beantworten und daraus eine Strategie abzuleiten, empfehle ich, sämtliche Aspekte der Firmentätigkeit – von der Produktentwicklung über die integrierte Lieferkette der Produktion bis zur Serviceerbringung und Entsorgung – zukunftsorientiert anzugehen. Die Umsetzung sollte anschliessend in agilen und kleinen Schritten erfolgen, beispielsweise mit Hilfe eines Minimal Viable Products (MVP) oder eines Proof of Concept (PoC).

MSM-Studie «Internet of Things als Game Changer»

Erfahren Sie in der MSM-Studie, wie Schweizer Unternehmen das Internet of Things als Technologie- und Business-Trend wahrnehmen und mit welchen Auswirkungen sie in den kommenden Monaten rechnen.

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