Highspeed Internet für kleines Bergdorf

Swisscom testet 5G in Guttannen

Die kommende Mobilfunkgeneration 5G bringt Ultrabreitband auch in die hintersten Ecken der Schweiz. Zum Beispiel ins kleine Bergdorf Guttannen im Berner Oberland. Hier testet Swisscom aktuell verschiedene Anwendungen gemeinsam mit Kunden.

Swisscom führt die neueste Mobilfunkgeneration 5G bis Ende 2018 punktuell in der Schweiz ein. 5G bringt massiv höhere Geschwindigkeiten und reagiert in Echtzeit. Möglich werden Anwendungen, von denen wir heute erst träumen. Warum 5G auch als Schlüssel für die Industrie der Zukunft gilt, hat Swisscom im März 2018 zusammen mit dem Medizinaltechnik-Hersteller Ypsomed bereits aufgezeigt und die gesamte Prozesskette des Unternehmens digitalisiert. Aktuell testet Swisscom in Guttannen, wie 5G das Vielfache an Leistung in Privathaushalte in entlegeneren Orten bringen kann. Und wie Beamforming im Livenetz funktionieren wird.

Schnelle Heimvernetzung auf Glasfaser-Niveau

Guttannen zählt zwar nur rund 300 Einwohner. Flächenmässig ist die Gemeinde aber mit mehr als 200 km2 eine der grössten des Kantons Bern. Entsprechend herausfordernd ist der Infrastrukturausbau. Heute verfügt Guttannen über eine 4G/LTE Mobilfunkantenne. Zudem sind 184 Gebäude mit Kupfer ab einer Telefonzentrale im Dorfzentrum erschlossen. Ab 2021 ist die Verbesserung durch die Glasfaser-Hybridtechnologie Fibre to the Street FTTS vorgesehen. Damit werden im Dorfkern Bandbreiten von über 100 Mbit/s erreicht werden können. In Gemeinden wie Guttannen wird es jedoch immer auch Gebäude geben, die aufgrund ihrer abgelegenen Lage nicht vom Ausbau profitieren und deshalb anders erschlossen werden müssen.

Der innovative Internet-Booster von Swisscom leitet das Mobilfunksignal an den WLAN-Router weiter.

Hier kommen die 5G-Möglichkeiten mit Fixed Wireless Access (FWA) und Beamforming ins Spiel. Fixed Wireless Access bindet einzelne Gebäude und Wohnungen anstatt über Kabel, VDSL oder Glasfaser über Mobilfunk an schnelles Internet an. «Swisscom ist wichtig, dass Bergregionen ebenfalls über eine gute Abdeckung verfügen. Deshalb testen wir die Möglichkeiten von 5G auch in Guttannen und nicht etwa nur in grossen Städten», sagt Projektleiter Reto Straumann. Gerade in abgelegenen ländlichen Gebieten hat FWA grosses Potenzial. Die Technologie kann als Ergänzung zur Festnetzinfrastruktur eingesetzt und die Verfügbarkeit von Ultrabreitband entsprechend erhöht werden.

Beamforming wird künftig erlauben, dass Funkstrahlen einem Nutzer folgen können und somit eine noch effizientere Datenübertragung gewährleisten. Diese 5G-Funktion hat Swisscom in Guttannen ebenfalls getestet und die Messresultate bestätigen die theoretisch berechneten Effizienzsteigerungen. Jedoch verhindern die strengen NISV Grenzwerte einen effizienten Einsatz von Beamforming.

Swisscom hat in Guttannen eine zusätzliche Mobilfunkantenne installiert. Diese sendet im 3.5 Ghz-Frequenzbereich, gleich wie dies 5G tun wird. Drei Testkunden wurden mit dem entsprechenden Equipment ausgestattet und nutzen testweise die 5G Services von morgen:

Projektleiter Reto Straumann erläutert, wie Swisscom im Feldversuch in Guttannen testet, welche Möglichkeiten die neue Mobilfunkgeneration 5G entlegenen Bergregionen bietet. Video Gesamtlänge 02:20 Min.

Das wird getestet

Walter Schläppi-Kuster ist ehemaliger Gemeindeschreiber von Guttannen. Bei ihm daheim hat Swisscom einen kleinen Empfänger am Fenster montiert. Dieser verbindet sich mit der neuen Mobilfunkantenne und stellt eine drahtlose Datenverbindung ins Swisscom Netz her. Zusammen mit der TV-Box von Swisscom macht dies Fernsehen in brillanter UHD-Qualität möglich.

Urs Zuberbühler ist Lehrer. Am Fenster seines Klassenzimmers wurde ebenfalls ein Empfänger montiert, der das Mobilfunksignal der Antenne empfängt. Mit seiner Klasse arbeitet er bereits seit mehreren Jahren mit Tablets. Sie sind auf eine gute Internet-Leistung angewiesen, damit die ganze Klasse gleichzeitig online arbeiten kann - oder die Kinder im Winter bei zu viel Schnee von zuhause aus per Videokonferenz am Unterricht teilnehmen können.

Lehrer Urs Zuberbühler ist sehr gespannt, ob in Zukunft dank 5G mehrere Kinder in seiner Klasse gleichzeitig bandbreitenintensive Anwendungen wie zum Beispiel Videostreaming nutzen können.

Daniel Kaufmann betreibt ein Glasbläser-Atelier unten im Tal und ist im Sommer Geissenbauer oben auf der Alp. Seine beiden Tätigkeitsfelder lassen sich mit der neuen Technologie optimal verbinden. Auch bei ihm wurde im Atelier sowie auf der Alp ein Empfänger installiert. Zusätzlich wurde auf der Alp eine Webcam angebracht, die über ein Solarpanel mit Strom versorgt wird. So behält Kaufmann seine Geissen auch im Atelier im Blick.

Der Test läuft bis Ende Jahr.  

Swisscom: Vorreiterin bei 5G

Swisscom hat im Sommer 2016 mit Ericsson und der EPFL (École polytechnique fédérale de Lausanne) das Programm «5G for Switzerland» lanciert, um gemeinsam am neuen Mobilfunkstandard zu forschen. Seither kann Swisscom viele Meilensteine bei 5G-Tests vorweisen: Im Sommer 2017 hat Swisscom 5G-Anwendungen wie Network Slicing und 20 Gbit/s Geschwindigkeit vorgeführt. Ypsomed als Industriepartner von Swisscom nutzt 5G-Anwendungen im Bereich Industrie 4.0.

Mitte März 2018 hat Swisscom die erste 5G-Antenne zu Testzwecken in Ittigen BE in Betrieb genommen. Ende 2018 wird das Swisscom Mobilfunknetz punktuell mit 5G erschlossen sein. Wir planen, 5G in der Schweiz 2018 punktuell auszurollen. Der rasche flächendeckende Aufbau des 5G-Netzes wird sich jedoch verzögern, da vor allem in städtischen Gebieten ein Ausbau der bestehenden Antennen aufgrund der gesetzlichen Grenzwerte nicht mehr möglich ist.

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