Mobilfunk-Antenne in hügeligem Waldgebiet
Studie mobile Datennutzung Schweiz

Der Schweiz droht Datenstau

Die im Mai erschienene Studie des Forschungsinstituts Sotomo im Auftrag von succèSuisse zeigt: Ländliche Gebiete tragen überdurchschnittlich zum Datenwachstum bei. Zudem mag das Schweizer Mobilfunknetz die Anforderungen der nahen Zukunft ohne Modernisierung nicht mehr zu bewältigen.
Bruno Böhlen
Bruno Böhlen, Corporate Journalist
25. Mai 2021

Die Forschungsstelle Sotomo hat im Auftrag von succèSuisse erstmals in der Schweiz das regionale Wachstum von Mobilfunkdaten zwischen 2010 und 2021 sowie die entsprechenden Auswirkungen auf das Mobilfunknetz untersucht. Die im Mai präsentierte Studie hält fest: Die Schweizer Mobilfunknetze sind am Anschlag. Die wichtigsten Ergebnisse zusammengefasst:

Die Datenmenge explodiert

90 Prozent der Schweizerinnen und Schweizer besitzen heute ein Smartphone. 2010 waren es etwa dreimal weniger. Das mobile Datenvolumen aber hat überproportional um das 200-fache zugenommen. Dieser Trend geht weiter. Das nachgefragte Datenvolumen verdoppelt sich etwa alle zwei Jahre. Als Folge müssen die Anbieter in dieser Zeitspanne auch die Kapazität im Netz verdoppeln.

Land wächst schneller als Stadt

Bei der Nutzung mobiler Daten gibt es keinen Stadt-Land-Graben. Das grösste Wachstum fand in den letzten Jahren auf dem Land statt. Dort ist die Nutzung pro Kopf heute sogar am grössten. Dies zeigt, dass mobile Daten in ländlichen Regionen, in denen schnelles Internet per Kabel weniger verbreitet ist, besonders wichtig ist.

Mehr Stau beim Datenaustausch

Die überwiegende Last trägt heute das 4G-Netz, welches bald ein Jahrzehnt auf dem Buckel hat. Die Technologie stammt aus einer Zeit, in der erst ein Zwanzigstel des heutigen Datenvolumens benötigt wurde. Die Möglichkeiten der 4G-Technologie sind ausgeschöpft. Seit Anfang 2019 nahmen die Netzüberlastungen überproportional zum Wachstum zu. Die Folge: Verbindungen werden zeitverzögert aufgebaut und Seiten weniger schnell geladen. Der von verminderter Empfangsqualität betroffene Datenaustausch ist aktuell zweieinhalbmal so gross wie 2017. Ohne Modernisierung mit der fünften Technologiegeneration (5G) wird es bald zu bedeutenden Systemausfällen kommen.

Temporäre Erleichterung durch Corona

Die Corona-Pandemie hat die prekäre Netzsituation durch die eingeschränkte Mobilität vorübergehend etwas entschärft. Die Datennutzung ist an Orten mit vielen Arbeitsplätzen, Einkaufs- und Freizeitangeboten sowie an Verkehrsknoten zurückgegangen. Dafür stieg das Volumen in den Wohngebieten. Die Datennutzung verteilte sich besser über den ganzen Tag, es kam zu weniger Datenstaus. Steigt die Mobilität, wird sich die Situation an Hotspots wieder zuspitzen.

 

Die vollständige Studie «Mobile Datennutzung in der Schweiz» steht auf der Website von succèsuisse zum Download bereit.

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