Framing ist die emanzipierte Schwester der Propaganda. Es ist eine Kommunikation, die zwischen den Zeilen klare – in diesem Fall emotionale – Botschaften platziert. Framing oder die Inhalte, die sogenannten Frames, sind raffiniert. Es ist quasi unsichtbar, steuert aber suggestiv Meinungen. Zu 5G sind die Wortkreationen in der hiesigen Social Media-Sphäre besonders bildhaft und aufschlussreich, sprich, ein Beispiel für gezieltes Framing.
Nachfolgend einige Kreationen, gewollt ironisch kommentiert. Hier sei aber mit dem Autor Nachsicht walten zu lassen, begegnen ihm doch zu dem Thema Behauptungen, die seine eigene Fantasie oft übersteigen.
Das Wort Experiment und Feldversuch ist mehrfach beladen. Es impliziert, dass die Dinge nicht erforscht sind – 32000 Studien zu elektromagnetischen Feldern, davon 4500 zu Mobilfunk scheinen offenbar nicht genug zu sein? Dass Wissen fehlt – Hmmm, es ist primär bessere Software und baut auf Bestehendem auf, die nächste Generation. Dass der Ausgang offen ist – Wie soll das bei gleich bleibenden Grenzwerten funktionieren? Gibt es eine Immission im Umweltrecht, die besser überwacht wird? Nein, das kann man aber gut ausblenden, wenn nicht ins Framing passt.
Hier schwingen zwei negative Begriffe mit. Denn Strahlung wird primär mit schädlicher Strahlung (nein, auch Millimeterwellen sind keine sog. ionisierenden Strahlen) wie Radioaktivität oder Röntgen assoziiert, obwohl Strahlung auch positive Wirkungen umfasst. Ohne Strahlung gäbe es kein Leben. Licht, Wärme, das alles ist auch Strahlung. Belastung wiederum evoziert ebenso etwas Schädliches. Zwei negative Begriffe, das sitzt - obwohl ja die Belastung pro Dateneinheit mit jeder Mobilfunkgeneration abnimmt und 5G mit weniger Energie mehr übermitteln kann. Lassen wir hier die Kleinlichkeit weg.
Der Kompositabegriff an sich hat eine bescheidene Wirkung. Stark wird er aber, wenn man ihn stets mit Bildern von toten Vogelschwärmen kombiniert. So praktiziert für Holland, den Thurgau aber auch Süditalien – in Holland gabs kein 5G, sondern giftige Eibenbeeren, im Thurgau wars vermutlich ein Copy & Paste, auch dort gab es kein 5G Netz und in Rom ein Sturm, dem die Vögel zum Opfer gefallen sind.
Dito Vogelsterben. Hier verstärkt sich die Wirkung mit Bildern von fleissigen Bienen. Und Emotionen: Die älteren Leserinnen und Leser erinnern sich bestimmt mit Freunde an Biene Maya, Willy und Karel Gott – dass es klare Hinweise für die Gründe zum Insektensterben gibt, wird auch hier elegant ausgeblendet resp. verschwiegen.
Oxidativ klingt zwar positiv, weil es meist mit Sauerstoff assoziiert wird. Der Stress hingegen hebt es auf, es schafft das Bild von fehlendem Sauerstoff. Weil es im Zusammenhang mit 5G einige Erklärungen dazwischen braucht, kann man die gut weglassen und belässt es bei der negativen Wirkung an sich – man kann sie hingegen verstärken, indem man es zusätzlich auf Schwächere framt: ältere Menschen und Kinder. Und übrigens entsteht oxidativer Stress auch bei der täglichen Joggingrunde!
Dieser Begriff aktiviert Bilder im Kopf, und zwar grässliche. Ein weiterer Kommentar ist überflüssig, weil die drei Worte klar ihre Wirkung tun – bei den verwendeten Sendeleistungen krümmt sich übrigens kein Kleeblatt, fragen Sie einmal einen Physiker.
Eine ernsthafte Anmerkung zum Schluss: Man kann nun darüber schmunzeln oder sich aber Fragen, was solche Begriffe auslösen, wenn sie hundertfach wiederholt werden, bis sie zum "Faktum" werden. Denn eines ist klar, Framing ist subtil und funktioniert bestens – was besonders Kampagnen zu Abstimmungen zeigen.
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