Wahr oder falsch?

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8 Minuten

Fake News erkennen und verstehen: 
Ein Leitfaden für Eltern und Kinder

Fake News sind generell kein neues Phänomen, finden aber dank Internet und sozialen Netzwerken heute eine rasend schnelle Verbreitung und Radikalisierung. Spätestens mit Ex-US-Präsident Donald Trump ging der Begriff «Fake News» um die Welt. Aber was genau sind Fake News? Warum gibt es sie und wie sind sie erkennbar? Erfahren Sie, weshalb der kompetente Umgang mit Medien, News und Social Media unverzichtbar ist.

Folgende Medien finden Sie auf dieser Seite

Definition

Was sind Fake News?

Fake News sind gemäss Duden «in den Medien und im Internet, besonders in den sozialen Netzwerken, in manipulativer Absicht verbreitete Falschmeldungen». Diese Falschmeldungen gibt es in verschiedenen Formen von Text, Bild, Ton und Video.

Zentral bei Fake News ist die Täuschungsabsicht. Um wahre von falschen Meldungen unterscheiden zu können, bedarf es eines kritischen Umgangs mit Informationen. Eine faktenbasierte Meinungsbildung ist im Zuge dessen deutlich schwieriger geworden.  

Ethan Zuckerman vom Massachusetts Institute of Technology (MIT) unterteilt in drei Arten von Fake News:

Drei Arten von Fake News

Wenn ein Thema zu viel Aufmerksamkeit erhält, verschiebt sich der Fokus des Lesers auf einen Inhalt, der unter Umständen gar keiner ist. Auch dadurch können News die Meinung über ein bestimmtes Thema verfälschen.

Propaganda vermischt bewusst wahre und falsche Informationen, um die eigene (politische) Position zu stärken.

Diese Taktik zielt darauf ab, dass Menschen nicht mehr zwischen wahren und falschen Informationen, zwischen seriösen und unseriösen Quellen unterscheiden können.

Warum gibt es Fake News?

Fühlen sich Nutzer*innen in ihrer Ansicht zu einem Thema bestätigt, schafft dies ein Zugehörigkeitsgefühl. Organisationen mit ideologischen oder gesellschaftlichen Interessen können dieses Potenzial ausnutzen und schmeichelhafte Fake News verbreiten, um neue Anhänger*innen zu gewinnen oder um ihre Standpunkte zu bekräftigen.

Fake News können auch verbreitet werden, um die eigene politische Position (beispielsweise in einem Wahlkampf) zu stärken und die Position des Gegners gleichzeitig zu schwächen.

Mit Fake News lässt sich auch Geld verdienen: Online-Werbung ist beispielsweise ein grosses Geschäft.

Auch persönliche Interessen können zur Verbreitung von Fake News verleiten – als prominentes Beispiel dient Donald Trump, Ex-Präsident der Vereinigten Staaten.

Mehr dazu im Medienratgeber enter: «Fake News und Deepfake»

Gewusst wie

Wie erkenne ich Fake News?

Online können heute Millionen von Leuten einfach und gleichzeitig hinters Licht geführt werden. Gute Lügen werden leider oft erst viel zu spät enttarnt – wenn überhaupt.

In der täglichen Mediennutzung braucht es darum dringend einen kritischen Blick und Strategien zur Beurteilung der Medieninhalte. Der technische Fortschritt erschwert diese Aufgabe zusätzlich, denn gefälschtes Bild-, Ton- oder Videomaterial ist oft nicht auf Anhieb erkennbar.

Sieben Tipps, wie Sie Fake News entlarven können

Eine auffällige Verpackung lässt den Inhalt in den Hintergrund rücken – die ideale Tarnung also für Falschinformation.

Eine Überprüfung der Quellen ist aufschlussreich, bei fehlenden Angaben ist generell Vorsicht geboten.

Suchen sie nach Schlüsselworten aus der vermeintlichen Fake-Meldung . Die Ergebnisse liefern Ihnen Hintergrundwissen und ordnen die Fakten ein.

Wer berichtet von wo, wann ist etwas passiert und was genau? Bei Fake News bleiben diese Dinge oft unklar oder sind schwer überprüfbar.

Welche Motivation steht hinter einem Video? Welche Mittel nutzt der Text, um Ihre Meinung zu beeinflussen? Was will der Absender erreichen?

Prüfen Sie das Erstellungsdatum des Beitrags. Checken Sie auch genannte Zahlen und Fakten – sind sie plausibel und aktuell? Passt das Foto zum Inhalt?

Überprüfen Sie Bilder in einer Rückwärtsbildersuche (öffnet ein neues Fenster)oder lassen Sie Videos Bild für Bild durchlaufen. So entdecken Sie auch scheinbar unwichtige Nebensachen, die Hinweise auf Aufnahmezeitpunkt und -ort geben können.

Gewusst wie

Wer bestimmt, was für Sie relevant ist?

Wer entscheidet eigentlich darüber, was Sie im Internet sehen? Weshalb werden Ihnen genau diese News, diese Suchergebnisse angezeigt? Wer bestimmt, was für Sie relevant ist? Algorithmen übernehmen diese Aufgabe. Diese kleinen Analyseprogramme entscheiden aufgrund Ihres Surfverhaltens und dem Verhalten aller anderen Internetnutzer, welche Informationen gerade spannend, wichtig oder interessant sind.

Als Resultat spuckt Ihnen das Computerprogramm Inhalte und Empfehlungen aus, die Sie interessieren könnten. Praktisch, nicht? Brisant wird diese Filterfunktion spätestens bei heikleren Themen wie der persönlichen Meinungsbildung: Algorithmen begünstigen dadurch radikalisierte Meinungen und eine einseitige Wahrnehmung zu einem bestimmten Thema. 

Fake News sind dank den Algorithmen im Vorteil. Sozialen Medien geht es darum, so viele Interaktionen (Likes, Shares, Kommentare) wie möglich zu generieren. Und je provokanter eine News oder ein Beitrag ist, desto mehr Reaktionen lösen sie aus. Also favorisieren die Algorithmen Fake News umso lieber, was wiederum deren Reichweite erhöht – ein Teufelskreis.

So überlisten Sie den Algorithmus und bilden sich Ihre eigene Meinung:


Mehr dazu im Medienratgeber enter: «Fake News und Deepfake»

Jugendmedienschutz

Kinder, Jugendliche und Fake News

Lügen ist eine hochkomplexe Denkleistung, die ein Kindergehirn in der Regel ab einem Alter von fünf Jahren leisten kann. Für die Entwicklung von Kindern ist es notwendig, dass sie lernen, wie man lügt und Lügen erkennt. Aber auch die Auseinandersetzung damit, ob es Lügen braucht, wann und warum, darf in diesem Lernprozess nicht fehlen.

Sobald Kinder und Jugendliche Online-Medien zu nutzen beginnen, sollen Eltern, Lehrerinnen und Lehrer ihnen auch ein Verständnis für Lügen im Netz, also Fake News vermitteln, so Dr. Edda Humprecht. Sie forscht am Institut für Kommunikationswissenschaft und Medienforschung der Universität Zürich.

Dr. Edda Humprecht gibt 5 Tipps für Erziehungsverantwortliche zur Förderung der Medienkompetenz bei Kindern und Jugendlichen:

  • Mit der Mediennutzung muss auch die Förderung der Medienkompetenz beginnen.
  • Es ist wichtig, dass Kinder und Jugendliche überhaupt wissen, dass es Falschinformation und Manipulation gibt und wie sie diese erkennen können.
  • Sprechen Sie mit Kindern und Jugendlichen über Medieninhalte. Sobald soziale Medien Thema werden, ist es besonders wichtig, die Kinder und Jugendlichen zu begleiten.
  • Sagen Sie Kindern und Jugendlichen, dass es kein Tabu und keine peinlichen Fragen gibt. Wer unsicher ist, ob ein Inhalt wahr oder unwahr ist, sollte sich trauen, bei einer erwachsenen Vertrauensperson nachzufragen.
  • Die SRF Kinder-News sind ein gutes Beispiel dafür, wie Nachrichten funktionieren. Schauen Sie gemeinsam rein auf srf.ch

Online-Kurs «Fake News» für Schulen

Medienkurs «Fake News» für Schulen

Kursinhalte

  • Mit welchen Strategien kann ich Fake News aufdecken?
  • Wie kann ich Fake News analysieren und deren Absicht und mögliche Wirkung erkennen?
  • Was sind formale Unterschiede zwischen seriösen und unseriösen Quellen?
  • Was sind die Auswirkungen von Fake News?
  • Wo liegt meine Mitverantwortung bei der Verbreitung von Fake News?

Kosten

180.– / 90 Minuten

Kursanmeldung

Insights

Zahlen & Fakten

48 000 000

Twitter-Konten sind Bots, also nicht von Menschen gesteuert. Das ist fast jeder siebte Account.

(Quelle: Studie University of Southern California und Indiana University 2017)

70%

höher liegt die Weiterverbreitungsrate von falschen Nachrichten im Gegensatz zu korrekten Nachrichten in sozialen Netzwerken.

(Quelle: JAMESfocus 2019)

80%

der Jugendlichen in der Schweiz glauben, dass nur etwa die Hälfte oder weniger der Informationen im Internet glaubwürdig sind.

(Quelle: JAMESfocus 2019)

44%

der Menschen in der Schweiz vertrauen den Nachrichten in den Medien.

(Quelle: Reuters Digital News Report)

Nützliche Links

Weiterführende Inhalte

Weitere Informationen und Inhalte zum Thema «Fake News» haben wir hier zusammengetragen.

Michael fragen

Michael In Albon ist der Jugendmedienschutz-Beauftragte bei Swisscom. Er steht Ihnen bei allen Fragen rund um das Thema Fake News zur Verfügung.

Portrait des Leiters Jugendmedienschutz Michael In Albon
Michael In Albon

Jugendmedienschutz-Beauftragter,
Leiter Schulen ans Internet (SAI)