Feinde und Freunde der Einfachheit

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Feinde und Freunde der Einfachheit

Wir bewundern einfache und elegante Lösungen. Aber Einfachheit ist nicht einfach zu erreichen. Was verhindert Einfachheit, und was fördert sie? Und was kann das Management dafür tun? Lies weiter, und lerne Feinde und Freunde der Einfachheit kennen!

Noch keiner ist Held geworden, der einfache Aufgaben gelöst hat. Wer jedoch komplizierte und schwierige Aufgaben vereinfacht, hat das Zeug zum Helden. Alexander löste den komplizierten gordischen Knoten(öffnet ein neues Fenster), indem er ihn einfach zerschnitt.

Helden haben Freunde und Feinde. Welches sind die Feinde und Freunde der Helden der Einfachheit?

Feinde der Einfachheit

Planbarkeit: Je genauer etwas zum Voraus geplant werden muss, desto komplizierter wird die Planung. Schliesslich beschäftigen sich ganze Gruppen und Controlling-Abteilung mit Planungen, ohne die Genauigkeit steigern zu können. Schlussendlich entscheidet der Kunde, und der geht bei all den Planungsarbeiten schnell vergessen.

Angst vor der Ungewissheit der Zukunft verleitet zur aufwändigen Planung der Gegenwart an Stelle einer Offenheit gegenüber Entwicklungen der Zukunft.

Nicht adäquate Systeme: Ein Mismatch zwischen den Strukturen der Anforderungen und den Strukturen der Systeme verhindert eine einfache Abbildung. Die eindimensionale Darstellung vereinfacht mehrdimensionaler Beziehungen nicht, sondern kompliziert sie. Ebenso sollten Graphen nicht in Bäumen (z.B. Bill of Materials, Fertigungsprodukte) abgebildet werden müssen.

Die Vereinfachung von Komplexität kann also zu grösserer Kompliziertheit führen.

Mit zunehmendem Alter werden nicht nur Menschen etwas komplizierter, sondern auch Organisationen und Systeme. SOAP war einmal eine einfache Lösung für Schnittstellen, die schnell sehr kompliziert wurde. Ebenso Word. Es werden laufend Features hinzugefügt, selten wird etwas entfernt. Das ergibt aber Chancen für neuere, einfachere Systeme wie REST Schnittstellen oder Google Docs, denen dann alsbald wieder Features hinzugefügt werden.

Die Programmierung von browser-basierten Applikation durchlebt zur Zeit eine Phase steigender Komplexität; Single Page Applications (SPA(öffnet ein neues Fenster)) sind nur mit komplexen Toolkits zu bauen. Vielleicht braucht es einen zweiten Tim Berners-Lee(öffnet ein neues Fenster), um das Modell wieder zu vereinfachen?

Wenn das Management sich nicht vor allem darauf konzentriert, die Kunden zu begeistern, sondern interne Prozesse ausweitet, trägt es damit nicht zur Einfachheit bei. Damit schliesst sich der Kreis zur Planung – Manager möchten Planungssicherheit (denn sie wollen nicht als planlos vor ihren Vorgesetzten dastehen), damit wird mehr geplant und weniger realisiert.

Die einzige Möglichkeit, dies zu umgehen, ist eine Verlagerung der Mitarbeiter zu Stellen, in denen sie die Kunden begeistern können, aber damit sind wir schon bei den Freunden der Einfachheit.

Freunde der Einfachheit

Der mächtigste Freund der Einfachheit ist das Bestreben, den Kunden zu begeistern. Alles andere tritt in den Hintergrund. Das ist die Idee von Radical Management(öffnet ein neues Fenster), und wurde von Steve Denning vorgestellt. Jede Tätigkeit wird darauf hinterfragt, ob sie direkt darauf hinzielt, Kunden zu begeistern. Falls nicht, wird die Tätigkeit eingestellt und die Stelle verlagert oder aufgehoben (die Methode nennt sich nicht umsonst radikal) – dadurch wird die Konkurrenzfähigkeit erhöht.

Wenn der Kunde nicht Einfachheit will, muss er überzeugt werden, sonst funktioniert es nicht. Absicherung durch dicke Verträge funktioniert nicht – Boeing hat beim Bau der Boeing 777 seine Erstkunden und Lieferanten (die auch Risiken eingingen) mit kurzen Verträgen eingebunden [Quelle(öffnet ein neues Fenster)].

Eine Unternehmung ohne Profit macht wenig Sinn: Es braucht deshalb einige Schlüsselzahlen und vernünftige Ziele für Mitarbeiter, zum Beispiel OKRs(öffnet ein neues Fenster). Hier gilt: Weniger ist mehr!

Als Geschäftsmann interessiert mich immer, woher das Geld kommt und wohin es geht. [Jack Ma]

Wichtig für die Einfachheit ist die Klarheit der Gedanken. Mehr als 7 Zustände in Abläufen oder mehr als 7 Kategorien in Klassifikationen kann sich der Mensch schwierig merken – er empfindet die Sache dann schnell als kompliziert. Sieben Zustände oder Klassifikationen können gemeinsam in einem Team verstanden werden.

Konklusion

Die Einfachheit hat mehr Feinde als Freunde – aber sie hat einen sehr mächtigen Freund: Der begeisterte Kunde! Für ihn lohnt es sich, die Mühsal der Einfachheit auf sich zu nehmen.

Martin Gfeller

Martin Gfeller

Head Application and Business Services

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