Digital Transformation

Digitale Transformation: Die größten Herausforderungen?

Der Begriff Digitale Transformation wird oft verwendet, um alle Arten von Initiativen auszudrücken, die darauf abzielen, einen Prozess zu modernisieren, der bisher manuell durchgeführt wurde, z. B. ein Papierformular durch ein digitales Formular zu ersetzen. Aber ist das wirklich die Digitale Transformation? Die Digitalisierung eines Prozesses kann einige Optimierungen ermöglichen, ohne dass es sich dabei um ein echtes Transformationsprojekt handelt. In diesem Artikel werden wir unter anderem den Unterschied zwischen digitaler Transformation und Digitalisierung kennen lernen. Das eine ist nicht besser als das andere, sondern beide Ansätze ergänzen sich.

Digitale Transformation und Digitalisierung?

Der Begriff der digitalen Transformation lässt sich wie folgt zusammenfassen: Es geht darum, sein Geschäftsmodell ganz oder teilweise umzuwandeln, indem man eine oder mehrere digitale Technologien integriert, um ein bestimmtes Ziel zu erreichen. Das Ziel eines solchen Schrittes ist es, eine Chance zu nutzen oder auf ein Risiko einer "Disruption" zu reagieren, die sich auf das gesamte oder einen Teil des Geschäftsmodells auswirken könnte.

Die Digitalisierung bezieht sich eher auf ein Projekt zur Digitalisierung eines Prozesses, um eine bestehende Dienstleistung zu modernisieren oder zu verbessern. Ein Beispiel dafür ist der Einsatz von digitalen Robotern, die bestimmte Aufgaben übernehmen, die zuvor von Menschen ausgeführt wurden, aber auch Cloud Computing zur Optimierung von IT-Abläufen oder Chatbots, die als Schnittstelle zur Lösung technischer Probleme dienen.

Es gibt also keinen Gegensatz zwischen einem Digitalisierungsprojekt und einem Projekt zur digitalen Transformation. Hingegen sind die Ziele und der Zeitpunkt nicht identisch. Ersteres hat ein kurzfristiges Ziel der Modernisierung des Bestehenden und letzteres ein mittel- bis langfristiges Ziel der Transformation des Geschäftsmodells.

Wie sieht es konkret aus?

Nehmen wir zum Beispiel einen unserer Kunden, der im Bereich der Entwicklung von medizinischen Geräten tätig ist, und den wir bei seinem Projekt zur digitalen Transformation unterstützt haben. Das Unternehmen wollte neue Einnahmen erzielen, indem es die Betriebsbereitschaft seiner medizinischen Geräte verbesserte. Das Unternehmen beschloss, einen vorausschauenden Wartungsdienst zu entwickeln, der auf künstlicher Intelligenz beruht und mehrere Datenquellen in das Modell integriert. Diese neue Dienstleistung kann ihren Kunden auf Vertragsbasis angeboten werden und so zusätzliche, wiederkehrende Einnahmen generieren. Die Kunden dieses Unternehmens könnten ihrerseits von diesem Service profitieren, um die Ausfallzeiten von Geräten besser zu planen und so ihr Risiko von Umsatzeinbußen zu verringern.

Das Unternehmen hat also ein neues Geschäftsmodell entwickelt, das nicht mehr ausschließlich auf dem Verkauf von Hardware beruht, sondern auch auf der Verwertung der von den Geräten generierten Daten. Hier werden Daten als neue Einnahmequelle genutzt. Die technologische Plattform für dieses Projekt basiert auf unserem IoT-Framework (Connect, Manage, Utilize) und auf Microsoft AZURE, das nativ mehrere Dienste wie AZURE Cognitive Services und Machine Learning Services anbietet.

Da die digitale Transformation weder ein Produkt noch eine Dienstleistung ist, stellt sich die Frage, wann und wie eine Organisation mit den Überlegungen zur Transformation beginnen kann. Die Antwort ist recht einfach: Es gibt keinen Anfang und kein Ende des Prozesses. Eine Hinterfragung des eigenen Geschäftsmodells muss kontinuierlich erfolgen, ohne dass dies bedeutet, dass man sich ständig umgestalten muss. Eine Analyse der Chancen und Risiken ist jedoch in regelmäßigen Abständen notwendig, um schnell reagieren zu können, wenn sich eine Chance oder ein Risiko konkretisiert.

Umgang mit Risiken und Chancen

Es gibt mehrere bekannte Beispiele für große Unternehmen, die es versäumt haben, rechtzeitig mit ihrer Transformation zu beginnen, und die leider nicht mehr existieren oder in großen finanziellen Schwierigkeiten stecken. Ich denke da an Kodak, Parmalat, Hertz und viele andere.

Auch wenn es vielen Unternehmen glücklicherweise besser geht, sind die Herausforderungen groß, insbesondere für die Schweizer KMU. Wir verfügen über ein unbestrittenes Know-how in vielen Bereichen wie Werkzeugmaschinen, Uhren, Finanzdienstleistungen, Bio-Medizin und vielen anderen. Aber um wettbewerbsfähig zu bleiben, müssen unsere Schweizer Unternehmen in Innovation investieren, und wir müssen feststellen, dass dies bei den meisten von ihnen oft nicht der Fall ist. Es besteht also ein echtes Risiko, neue Chancen zu verpassen oder auf potenzielle Risiken nicht reagieren zu können, was die Existenz einiger Unternehmen gefährden könnte.

Jede Organisation sollte daher einen Prozess der strategischen Überwachung einrichten, der es ihr ermöglicht, Chancen, Risiken und potenzielle Akteure, die ihr Geschäftsmodell "disruptieren" könnten, so früh wie möglich zu erkennen. Eine Möglichkeit, diese strategische Überwachung durchzuführen, besteht darin, sich auf die Analyse der folgenden drei Säulen zu stützen:

  • WARUM: Hier geht es darum, Risiken und Chancen zu erkennen, indem du dich auf wichtige Innovationen in deiner Branche, aber auch in einem breiteren Kontext konzentrierst.
  • WAS: In einem zweiten Schritt muss das Unternehmen festlegen, welche Produkte oder Dienstleistungen riskant sind und aus dem Explorationsportfolio herausgenommen werden sollten. Gleichzeitig sollten neue Möglichkeiten identifiziert werden, die in das Explorationsportfolio integriert werden sollten, um ein zukünftiges Geschäftsmodell zu entwickeln.
  • WIE: Schließlich muss die Umsetzung und Nutzung der ausgewählten Projekte ermöglicht werden, um sie in ein neues Geschäftsmodell innerhalb der bestehenden Organisation zu integrieren. Dies wird sich auf das gesamte Unternehmen auswirken. Zum Beispiel durch die Entwicklung neuer technischer Fähigkeiten, neuer Verkaufskanäle, Anpassungen der Kosten- und Ertragsstruktur und, was sehr wichtig ist, die Schaffung von Rahmenbedingungen, um die Humanressourcen in diesem Veränderungsprozess zu unterstützen. Kurzum, eine große Herausforderung!

Digitale Transformation - Mythos oder Realität?

Die digitale Transformation ist also kein Mythos, aber um sie zu erreichen, sind einige Voraussetzungen notwendig. Es reicht nicht aus, ein "Innovationsteam" zu gründen und zu hoffen, dass die Mitglieder die ganze Arbeit selbst erledigen. Einem etablierten Unternehmen wird es natürlich noch schwerer fallen, sich zu verändern, da seine Struktur und Organisation nicht auf Innovation ausgelegt sind, sondern darauf, ein Produkt oder eine Dienstleistung effizient zu liefern.

Eine der ersten Voraussetzungen für die digitale Transformation ist die bedingungslose Unterstützung der Unternehmensleitung und des Verwaltungsrats bei der Einführung einer Innovations-Governance. Ohne diese Unterstützung wird jede Initiative wahrscheinlich schnell wieder eingestellt. Dann wird es notwendig sein, eine Struktur zu schaffen, die das Entstehen neuer Ideen ermöglicht. Ein Beispiel hierfür wäre die Schaffung eines engagierten Teams in einem innovationsfreundlichen Umfeld wie einem Digital Lab oder einem Universitätscampus (wie es bei Swisscom AG bereits seit einigen Jahren der Fall ist). Darüber hinaus spielt die Unternehmenskultur eine wichtige Rolle. Innovation kann nicht bedeuten, immer erfolgreich zu sein, sondern Fehler müssen Teil des Transformationsprozesses sein. Daher sollte es vermieden werden, den Teams, die mit der Entwicklung von Innovationen betraut sind, kurzfristige Rentabilitätsziele vorzugeben. Open Innovation, die Einrichtung eines Think Tanks oder Initiativen, die die Zusammenarbeit innerhalb des Unternehmens fördern, werden ebenfalls dazu beitragen, diesen Prozess zu dynamisieren.

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass jede Organisation, unabhängig von ihrem Bereich und ihrer Marktposition, früher oder später damit konfrontiert sein wird, ihr Geschäftsmodell und damit ihre Strategie in Frage zu stellen. Heutzutage ändern sich in vielen Bereichen die Konsumgewohnheiten der Kunden schnell und die Bedürfnisse entwickeln sich je nach geopolitischem, klimatischem, regulatorischem oder auch gesundheitspolitischem Kontext, wie wir es derzeit mit der Coronavirus-Pandemie erleben. Die digitale Transformation ist und bleibt ein zentraler Punkt für den Fortbestand eines Unternehmens, und diese Tatsache wird sich in den nächsten Jahren noch verschärfen.

Swisscom begleitet zahlreiche Kunden bei Projekten der Digitalen Transformation und Digitalisierung mit einem reichhaltigen Ökosystem in verschiedenen Bereichen wie Cloud, Sicherheit, Datenanalyse oder Internet der Dinge, um nur einige zu nennen.

Das Wort des Experten - Videointerview mit Yannick Hauser, Digital Transformation Advisor

Yannick Hauser

Yannick Hauser

Digital Transformation Advisor

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