Smart Buildings könnten bezüglich Sicherheit, Komfort, Ökologie und Werterhaltung grosse Vorteile bringen. Doch die heutigen vernetzten Gebäude mit ihren getrennten Systemen, im Fachjargon Gewerken, sind noch weit von echten Smart Buildings entfernt. Dies sagt Julian Dömer, Head of IoT bei Swisscom. Er hat Ideen, wie diese Realität werden können.
Text: Felix Raymann, Bilder: Daniel Brühlmann, 21
«Alle reden seit Jahren von smarten Gebäuden. Doch sind diese noch immer Wunschdenken. Heutige 'vernetzte Gebäude' sind nur halb so intelligent, wie wir sie uns wünschen. Warum? Weil einzelne Einrichtungen wie steuerbare Storen und Lampen, vernetzte Raumklima-Sensoren oder IoT-Systeme für die Arbeitsplatzausnutzung einerseits unterschiedliche Netze nutzen – und andererseits nicht mit einem zentralen Gebäudeleitsystem verknüpft sind.
«Der Nutzen wird enorm geschmälert. Es kann kein übergreifendes, smartes Ecosystem entstehen.»
Julian Dömer
Um also ein Gebäude smart zu machen, müssten erstens diese separierten Systeme nicht als Silo-Applikationen angelegt, sondern in einem integralen Netz verbunden werden. Zweitens müsste dieses mit dem Gebäudemanagementsystem, sprich GMS, verknüpft werden. Das GMS ist ein sicheres, dediziertes System, ein geschlossener Steuer- und Regelkreis, in dem sich etwa Haustechnik-Einrichtungen, Brand- und Einbruchschutz eingebunden sind.
Julian Dömer im Gespräch
Der Nutzen des GMS wird aber enorm geschmälert, wenn keine anderen Smart-Building-Applikationen darüber vernetzt werden. Denn so kann kein übergreifendes, smartes Ecosystem entstehen. Beispiel: Wenn ein Sitzungszimmer gebucht ist, aber nicht belegt, würde ein smartes Gebäude den Raum wieder frei geben, das Licht löschen und die Heizung herunterregeln. In getrennten Systemen, so wie wir das heute haben, ist dies noch nicht möglich.
«Heute konkurrieren sich die verschiedenen Akteure. Sie kämpfen um die Vorherrschaft im vernetzten Gebäude.»
Der Grund, dass die Gewerke nicht zusammengeführt werden, liegt nicht etwa in technischen Hürden. Vielmehr liegt es daran, dass die verschiedenen Akteure – also die Bauherren und Liegenschafsbesitzer, die Mieter, die Nutzer und Facility Manager oft noch nicht Hand in Hand planen und zusammenarbeiten. Es gibt zwar erste Gewerke, die zusammenarbeiten. Heute konkurrieren sich jedoch oft die verschiedenen Akteure: Sie kämpfen um die Vorherrschaft ihrer Plattform im vernetzten Gebäude. Das Resultat sind dedizierte Netze, nicht skalierbare Lösungen und schwächelnde, proprietäre Silo-Applikationen.
«Die Technologie dazu ist bereits vorhanden. Wir müssen sie bloss anwenden.»
Dabei hätten vernetzte Gebäude das Potenzial, den Komfort für Mitarbeitende oder Bewohner zu steigern, ökologischer zu werden oder Werte zu erhalten.. Schliesslich ist die Technologie dazu bereits vorhanden – wir müssen sie nur so anwenden, dass sie das Potenzial freilegen kann. Wollen wir diese Benefits nutzen, müssen alle Beteiligten gemeinsam an derselben Vision arbeiten. Erst dann werden reale Smart Buildings entstehen.»
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