Pandemie-Themen haben in den letzten Monaten bei der digitalen Transformation dominiert. Und den Beweis erbracht, dass Digitalisierungsprojekte rasch wirken. Doch jetzt wird es Zeit, das Potenzial wieder jenseits von Remote Working und der Stärkung der Unternehmensresilienz zu nutzen.
Text: Barbara Biesuz,
Covid 19 hat einen massiven Digitalisierungsschub ausgelöst. Homeoffice ist praktisch der neue Standard. Und mit Remote Working haben moderne und krisenresistente Technologien, eine robuste Cybersecurity und digitale Prozesse massiv an Bedeutung gewonnen. Die Befähigung der meisten Mitarbeitenden ist schnell und ohne Probleme erfolgt. Warum also nicht das Momentum der Digitalisierung grad auf das Kerngeschäft ausweiten?
Denn Business und IT passen sich schon länger den veränderten Konsumgewohnheiten der Kunden an, nutzen die Vorteile der Cloud oder erschliessen dank digitaler Geschäftsmodelle neue Einnahmequellen. Doch die Möglichkeiten von IoT, 5G, Data Analytics und Cloud-Technologien zur Digitalisierung und Transformation von Geschäftsmodellen reichen noch viel weiter. Und bergen verborgenes Potenzial in jeder Branche, jedem Geschäftsbereich und jedem Unternehmen. Zeit also, sich der Zukunft zuzuwenden und Transformationsprojekte anzupacken, die das Kerngeschäft vorwärtsbringen.
Die nachfolgenden realen Beispiele zeigen deutlich, dass der Digitalisierung kaum Grenzen gesetzt sind und oft multipler Nutzen aus den Projekten resultiert. Der Vergleich mit der Zauberkiste ist also nicht ganz falsch.
Vertical Farming bringt mittels Technologie die Landwirtschaft auf die nächste Evolutionsstufe. Growcer produziert frisches Gemüse in einem alten städtischen Lagergebäude. Licht, Temperatur und Luftfeuchtigkeit werden kontinuierlich mit Sensoren gemessen und den Bedürfnissen der Pflanzen angepasst, um ideale Wachstumsbedingungen zu schaffen. Langfristig sollen Roboter vollautomatisch produzieren. Sie werden über Videodaten der Pflanzen gesteuert. Nachhaltigkeit par excellence: Durch die Produktion mitten in Grossstädten werden Transportwege wie auch Food Waste auf ein Minimum reduziert.
Growcer: Gemüse aus der Halle dank Robotik und 5G
Qualitätskontrolle von Getreide in entlegenen Gegenden: Riesige Silos stehen in der ungarischen Pampa. Das darin gelagerte Getreide reagiert sensibel auf Temperatur, Feuchtigkeit und CO2. Das Genfer Prüf- und Verifizierungsunternehmen SGS überwacht die Getreidequalität seit gut zwei Jahren automatisiert mit IoT-Technologie. Vorausschauende Analyse und Wartung helfen Kontaminationen der Silos zu verhindern. Die Qualität steigt, der Getreideverlust sinkt und Inspektionszeiten sowie Betriebskosten werden erheblich reduziert. Die Firma spart Ressourcen und rettet Getreide vor dem Verderben.
Die Überwachung von Getreide bei SGS erreicht eine neue Qualitätsstufe.
Monitoring von Erholungsanlagen und Grünflächen: Mittels anonymisierter und aggregierter Mobilfunkdaten werden Heatmaps erstellt, die zu verstehen helfen, wie und wann die Anlagen von der Bevölkerung genutzt werden. Aufgrund der Nutzungszahlen können datenbasierte Entscheide für den Aus-, Rück- oder Neubau von Erholungsinfrastrukturen gefällt oder der Wartungsbedarf besser geplant werden.
Mehr Übersicht auf der Baustelle: Mittels künstlicher Intelligenz werden auf der Baustelle schwere Baumaschinen anhand der Bilder aus Überwachungskameras erkannt. Software identifiziert Typ und Modell und erstellt aus diesen Daten Nutzungsberichte der Maschinen. Auf der gleichen Basis kann künftig die Sicherheit verbessert werden: Sicherheitsabstände lassen sich messen und die Einhaltung der Helm- oder Schutzbrillenpflicht sicherstellen.
Natürlich bleibt die grosse Frage: Was soll man im eigenen Unternehmen für Projekte angehen und auf welcher Ebene? Denn es geht nicht nur um Technologie, sondern auch um Menschen und Kultur. Um beim Bild zu bleiben: Die Zauberkiste braucht auch einen Zauberer. Hierzu können Digital Transformation Advisors beratend beigezogen werden, um gemeinsam Ideen zu generieren, zu priorisieren und die individuellen Transformationsvorhaben mit zu entwickeln und umzusetzen.
Langversion mit Interview mit Andrea Meier, Head of Global Public Clouds Swisscom Business Customers erschienen in der Netzwoche am 10.3.2020.
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