Nach ersten Digitalisierungsmassnahmen und dem Ausbau der IT-Infrastruktur erwägt die Herzog Küchen AG nun eine regelrechte ICT-Reform. Dabei ist auch die Expertise von Swisscom gefragt.
Text: Christoph Widmer, Bilder: Daniel Brühlmann,
Schon seit vier Familiengenerationen steht die Herzog Küchen AG für «Schweizer Küchen mit Herz». Als das Unternehmen 2016 die neuen Büros im fertiggestellten Neubau in Unterhörstetten bezog, stiegen auch die Anforderungen an die betriebsinterne IT: Damals entschied sich Herzog Küchen nach sorgfältiger Evaluation für eine Lösung von Swisscom, um das Firmennetzwerk zu konsolidieren und die Aussenstellen in Schlieren, Rapperswil und Gossau an den Hauptsitz in Unterhörstetten anzubinden.
«Das war der eigentliche Startschuss für die Modernisierung unserer IT-Infrastruktur», erklärt Raphael Herzog, Leiter Finanz/IT von Herzog Küchen. «Gleichzeitig haben wir für einen flexibleren Arbeitsplatzeinsatz auch eine Lösung zur Desktop-Virtualisierung implementiert sowie auf Office 365, Exchange Online, migriert. Aufgrund der gesteigerten Komplexität unserer IT-Architektur setzten wir serverseitig zudem auf das Service-Modell eines weiteren Anbieters. So konnten sich unsere IT-Fachkräfte stärker auf die Optimierung der Geschäftsprozesse konzentrieren.»
Seit 2020 hat Herzog Küchen auch Microsoft Teams im Einsatz, das Teile der alten Telefonanlage ablöst.
Es folgten weitere Massnahmen, mit denen Herzog Küchen die eigene IT-Infrastruktur ausgebaut hat – ebenfalls zugunsten von mehr Flexibilität und optimierter Geschäftsprozesse im Unternehmen. Unter anderem eine cloudbasierte Lösung zur Arbeitszeiterfassung sowie Microsoft Teams, welches Teile der Telefonanlage von Herzog Küchen aufgrund der Herausforderungen durch Covid19 schon 2020 ablöste – deutlich schneller als ursprünglich geplant. Und auch durch die anderen zuvor implementierten Lösungen war die Aufrechterhaltung des Geschäftsbetriebs während der Pandemie schnell sichergestellt.
Dass Herzog Küchen beim Ausbau seiner IT auf mehrere Anbieter setzte, stellt das Unternehmen heute aber vor neue Herausforderungen: Die verschiedenen Service-Verträge laufen zu unterschiedlichen Zeitpunkten aus, was die strategische Planung innerhalb der IT-Abteilung beeinträchtigt; zwischen den einzelnen Lösungen und Systemen bestehen äusserst komplexe Abhängigkeiten und Security-Anforderungen. Zudem steht die Erneuerung der Computer-Aided-Design-Software (CAD) bevor, mit der Modelle und Ausführungspläne für Küchen gezeichnet werden – und für die nun deutlich höhere Systemanforderungen gelten. «Wir haben unsere IT zwar konsolidiert, jedoch sind wir die Teilbereiche unserer Infrastruktur immer isoliert angegangen», konstatiert Raphael Herzog. «Wir brauchen einen totalen technologischen Wechsel, um von diesem Flickenteppich loszukommen und in unserer Abteilung wieder handlungsfähig zu werden.»
Raphael Herzog, Leiter Finanzen/IT bei Herzog Küchen
Mit diesem Problem ist Herzog Küchen nicht alleine. Unternehmen unterschätzen manchmal, welch weitreichende Abhängigkeiten der Einsatz neuer Technologien und Lösungen mit sich bringen. «Viele Unternehmen beginnen damit, einzelne IT-Bereiche und Workloads in die Cloud auszulagern und übersehen dabei oft, dass dies jeweils auch Auswirkungen auf die Basis-IT hat, sprich: den Workplace, die mobilen Geräte und in der Folge auf die Sicherheit», erklärt Stefan Helfenberger, Solution Consultant bei Swisscom.
Helfenberger ist Namensgeber für das «ICT-Modernisierungsprojekt 2021+», das Herzog Küchen derzeit unter anderem mit Swisscom bestreitet. Das Ziel: die Abgabe und Auslagerung der gesamten IT-Basisinfrastruktur von Herzog Küchen an einen externen Provider, um die betriebsinterne IT stärker aufs Kerngeschäft ausrichten zu können: die Herstellung von Küchen. «Herzog Küchen wird ihre interne IT-Abteilung nach wie vor im Einsatz haben», erklärt Helfenberger. «Doch wird sie das Unternehmen künftig stärker in ihren Geschäftsprozessen unterstützen können, um wichtige Wettbewerbsvorteile zu gewinnen.» Der Umbruch ist somit eine Grundvoraussetzung, um in der IT wieder mehr Freiraum zu erlangen und für die Zukunft gerüstet zu sein. «Unser angestrebtes Ziel lautet IT-as-a-Service aus einer Hand, vom Telefon-Abo bis zur gemieteten Steckdose», hält Raphael Herzog fest.
Die betriebsinterne IT von Herzog Küchen soll wieder verstärkt aufs Kerngeschäft ausgerichtet werden.
Dazu erarbeitet Swisscom mit Herzog Küchen nun auch einen Proof of Concepts (PoC), der bereits die Stossrichtung der neuen IT-Architektur vorgeben soll: Gemeinsam prüft man die Auslagerung der CAD-Arbeitsplätze in die Public Cloud, damit die Mitarbeitenden problemlos von überall aus arbeiten können – mit einem Höchstmass an Sicherheit und ohne hohe Latenzzeiten, Kompatibilitätsprobleme oder Produktionsstillstände.
Swisscom ist einer von mehreren Anbietern, die Herzog Küchen für dieses Mammutprojekt ins Auge gefasst haben. Dem Unternehmen liegen verschiedene Angebote mit unterschiedlichen Lösungsansätzen vor, die derzeit geprüft und zur Risikominimierung einander genau gegenübergestellt werden. «Zwischen Herzog Küchen und Swisscom besteht aber schon eine langjährige und vertraute Zusammenarbeit, sie kennen die technologischen Entwicklungen, die wir durchlaufen haben», sagt Herzog. Daher seien sie auch ein möglicher geeigneter Partner für diesen Ablösungsprozess in der IT.
Die Auslagerung der IT-Basisinfrastruktur und die stärkere Business-Ausrichtung der internen IT ist mehr als nur eine technologische Herausforderung. Den IT-Mitarbeitenden von Herzog Küchen kommt fortan eine ganze neue Rolle innerhalb der Organisation zu: weg vom reinen System Engineering – darum kümmert sich in Zukunft der Provider –, hin zur Koordination und Einkauf. Dazu muss das IT-Team von Herzog Küchen sämtliche Geschäftsprozesse im Detail verstehen und wissen, wie diese technologiegestützt weiter optimiert werden können. Und stärker denn je müssen sie den neu aufkommenden Bedürfnissen der Mitarbeitenden gerecht werden, die verstärkt flexibel und mit modernsten Technologien arbeiten wollen. Diesen Generationswechsel spürt Raphael Herzog auch selbst: «Ich gelangte an einen Punkt, an dem ich mir eingestehen musste, dass ich mich nicht mehr um alles selber kümmern kann. Ich brauche in der IT-Abteilung Leute mit frischem Blick, die hier genau diese Innovation und Offenheit an den Tag legen, um das Business von Herzog Küchen auf die nächste Stufe zu bringen.»
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