SAP BW/4HANA ist ein ausgezeichnetes Instrument, um Daten im gesamten Unternehmen zu konsolidieren, Prozesse zu straffen und Echtzeiterkenntnisse zu nutzen. Die Data-Warehouse-Lösung basiert auf SAP HANA und gehört zu den interessantesten Tools der jüngsten SAP-Geschichte.
Text: Sapayev Anvar, Bilder: iSTock,
Der Turmbau zu Babel? Der hat ja wohl nichts mit SAP BW/4HANA zu tun! Sollte man meinen. Aber es gibt eine wichtige Analogie: Der Bau konnte nicht vollendet werden, weil die beteiligten Völker unterschiedliche Dialekte sprachen und verschiedenartige Methoden nutzt. Alle Herangehensweisen hatten ihre Berechtigung, alle waren historisch gewachsen, alle in sich logisch und aussagekräftig. Trotzdem funktionierte das Zusammenspiel nicht. Es kam zum sprichwörtlichen babylonischen Sprachgewirr, das erst die Effizienz einzelner Massnahmen und dann den Erfolg an sich verhinderte.
Geschichten wie diese können auch viele Schweizer Unternehmen erzählen, wenn es um die nachlassende Effizienz ihrer Prozesse und die Verschiedenartigkeit ihrer Systeme geht. Die neuartige und eigenständige Data-Warehouse-Lösung SAP BW/4HANA kann dieses wachsende Problem lösen. Das Anwendungspaket ermöglicht es, Prozesse umfassend zu straffen und gibt Einblick in Synergien zur Steigerung der Effizienz. Mit der auf SAP HANA basierenden Lösung liegen alle Informationen sicher an einem Ort. Alles passt zueinander. Alles kann auf der Stelle genutzt werden. Und die dabei erreichbare Performance sucht ihresgleichen.
Einen ersten Clou, den SAP zur Leistungssteigerung nutzt, ist eine eigens entwickelte In-Memory-Datenbank: Im Unterschied zu herkömmlichen Datenbanken, die Daten jedes Mal von der Festplatte in den schnellen Arbeitsspeicher transferieren müssen, um sie zu analysieren, wird der Arbeitsspeicher nun gleich auch als Datenspeicher genutzt. Und: die Daten werden priorisiert. Getreu dem Slogan „hot or not“ werden dort häufig genutzte Informationen warmgehalten und liegen damit auf einer höheren Ebene. Weniger genutzte, kalte Daten liegen ebenfalls bereit, allerdings auf einer weniger attraktiven, aber immer noch prompt reagierenden Ebene. Lediglich ungenutzte Daten bleiben im Archiv. Zudem werden die Datenstrukturen immer so aufbereitet, dass sie ohne Rechenzeitverluste eingesetzt werden können.
Diese neue Liga der Performance hat für Unternehmen eine Vielzahl von Vorteilen, die sich letztlich aber immer auf einen Punkt bringen lassen: Alle Daten sind sofort zugänglich - ohne Umwege gehen zu müssen. Entsprechend verkürzt sich beispielsweise die Auswertungszeit. Nach unseren Erfahrungen nicht selten um die Hälfte. Vergleichbare Effizienzsteigerungen gibt es aber auch bei anderen Funktionen.
Den zweiten, einschneidenden Vorteil von SAP BW/4HANA hatte ich schon angedeutet: Durch eine substanzielle Offenheit der Plattform anderen Systemen gegenüber verschwindet das „babylonische Sprachgewirr“. Die Unternehmen sparen sich die Übersetzungsleistungen zwischen den einzelnen Formaten. Dank der Vielzahl an Schnittstellen können nun alle gängigen (auch nicht SAP-) Datenformate eingelesen und vereinheitlicht werden. Wer also beispielsweise eine SQL- oder Oracle-Datenbank nutzt, kann das auch weiterhin tun. Die Daten werden so aufbereitet, dass ihre Analyse in Echtzeit erfolgen kann. Immer wichtiger wird diese Option auch deshalb, weil sich der Blick der Unternehmen in den kommenden Jahren immer stärker auf Daten richten wird, die live verarbeitet werden müssen. Denn nur so können sie beispielsweise für automatisierte Forecasts oder zur Entscheidungsfindung genutzt werden.
Die deutliche Reduktion von Komplexitäten ist der dritte, signifikante Vorteil von SAP BW/4HANA. Um beispielsweise ein Reporting zu erstellen, werden nun keine verschiedenen Modellierungsobjekte mehr benötigt. Dazu kommt, dass Daten nicht mehr repliziert werden müssen, weil die Schnittstellenproblematik entfällt. Und die Anwender können immer häufiger auf das "Materialisieren" der Daten verzichten. Salopp gesprochen: Wer nichts drucken oder scannen muss, spart Zeit und Papier.
Und schliesslich bietet SAP BW/4HANA deutliche Vorzüge bei der Usability. Über das Endanwendertool SAP Analytics Cloud wird es nun erstmals auch für Fachbereiche möglich, eigene Berichte, Dashboards oder gar Data Marts zu erstellen – ohne jedes Mal die IT-Abteilung hinzubitten zu müssen. Auch Planungs-, Predictive- und Machine Learning-Funktionalitäten lassen sich nun eigenständig nutzen. Das spart Ressourcen. Zumal sich das Tool auch über eine webbasierte Oberfläche steuern lässt und ein komfortabler Zugriff über PC oder ein mobiles Gerät möglich ist.
Wir bei Swisscom haben SAP BW/4HANA in den vergangenen Jahren bereits bei einer Vielzahl Unternehmen eingeführt. Aufgrund der hier angedeuteten Stärken und der Offenheit der HANA Plattform ist die Resonanz durchwegs positiv. Dasselbe gilt auch für unser eigenes Haus, wo wir mehrere Data-Warehouses über SAP BW/4HANA nachhaltig und äusserst effizient zusammengeführt haben. Im kommenden Newsletter wird mein Kollege Martin Gutmann das Thema deshalb erneut aufgreifen und einige Fallbeispiele vorstellen.
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