Mit der ansteigenden Datenmenge in Unternehmen wächst auch der Stromverbrauch der IT-Infrastruktur. Dank Cloud Computing greifen Unternehmen energieeffizient auf die Ressourcen in Rechenzentren zu. Ein Musterbeispiel: Das Swisscom-Rechenzentrum in Wankdorf.
Text: Christoph Widmer, 16. April 2019
Bis 2025 soll die weltweite Datenmenge auf 163 Zetabyte, also 163 Milliarden Terabyte, ansteigen – das bedeutet eine Verzehnfachung gegenüber 2016. Zu dieser Prognose kommt das Marktforschungsinstitut IDC in seinem Whitepaper «Data Age 2025». Zwar seien für den Grossteil der verursachten Datenmenge immer noch Privatnutzer verantwortlich. Branchen wie Robotik, Deep Learning oder Themen wie Big Data und IoT sorgen aber dafür, dass sich Daten verstärkt im Unternehmensbereich anhäufen. Laut den Analysten liegen schon im Jahr 2025 knapp 60 Prozent aller gespeicherten Daten bei Unternehmen. Dieses Datenwachstum lässt auch den Stromverbrauch in die Höhe schnellen: Laut dem schwedischen Forscher Andres Andrae habe dieser «Daten-Tsunami» zur Folge, dass Rechenzentren bis 2025 4,5 Prozent des weltweiten Stromverbrauchs ausmachen werden. In der Schweiz benötigen Serverräume und Rechenzentren heute schon rund 3 Prozent des inländischen Stromverbrauchs.
Trotzdem: Gerade professionelle Rechenzentren, wo Unternehmen per Hosting und Cloud auf IT-Ressourcen zugreifen, sind immer noch energieeffizient – vor allem im Vergleich zu Inhouse-Servern. Dank stetig verbesserter Bauweise und immer effizienterer Architekturen sind in Rechenzentren eine Vielzahl an Servern in Betrieb – gleichzeitig und unter optimalen Bedingungen. Die Virtualisierung der Server ermöglicht es Unternehmen, Ressourcen wie Rechenleistung oder Speicher zu teilen. «In Rechenzentren profitieren Unternehmen vom Skalen-Eeffekt», erklärt Rudolf Anker, Project Manager New Data Centers von Swisscom. «Kunden teilen sich vorhandene Ressourcen – und somit auch Strom- oder Wartungskosten. Da dadurch auch der Füllgrad der einzelnen Server sehr hoch ist, ist das Hosting in Rechenzentren für Unternehmen nicht nur ökonomisch, sondern auch ökologisch interessant.»
Dank Cloud Computing werden IT-Ressourcen sogar elastisch: Kunden schalten sie einfach per Mausklick hinzu – je nach Bedarf. Bezahlt wird nur, was tatsächlich genutzt wird. Dass dank Cloud-Services auch eine besonders hohe Energieeffizienz erzielt wird, beweist Microsoft: Laut der Microsoft Carbon Study 2018 verbessern Unternehmen beim Wechsel von einem traditionellen Rechenzentrum auf die Microsoft Cloud ihre Energieeffizienz je nach Verwendungsart um 22 bis 93 Prozent. Dazu trage nicht nur die IT-Betriebseffizienz bei; auch Faktoren wie die Architektur der IT-Anlage, die Rechenzentrums-Infrastruktur oder die Nutzung und Bereitstellung erneuerbarer Energien zeigen sich für die Nachhaltigkeit verantwortlich.
Energieeffizienz Rechenzentrum Wankdorf
Dasselbe gilt auch für das Swisscom-Rechenzentrum in Wankdorf, das 2015 mit dem «Watt d’Or» in der Kategorie Erneuerbare Energien ausgezeichnet wurde. In Wankdorf liegt die Systemtemperatur bei rund 28 Grad – und ist damit höher als in anderen Rechenzentren. «Eine Faustregel besagt, dass für jedes Grad Celsius, das heruntergekühlt wird, 4 Prozent mehr Energie investiert werden muss», erklärt Anker. «So sparen wir allein durch die höhere Betriebstemperatur knapp 30 Prozent an Energie ein». Solch höhere Temperaturen erlauben erst das «Free Cooling»: Zur Kühlung reicht frei zur Verfügung stehende Kälte aus der Umgebung, auf stromfressende Kältemaschinen wird verzichtet. Und an besonders heissen Tagen wird zusätzlich mit gesammeltem Regenwasser gekühlt. Ausserdem wird die Abwärme in den neuen Wärmeverbund der Stadt Bern eingespeist, und die Notstromaggregate mit kinetischem Energiespeicher kommen ohne Säurebatterien aus.
Dank dieser Massnahmen werden 84 Prozent der eingesetzten Energie in Rechenleistung umgesetzt. Dieser Wirkungsgrad entspricht einer Power Usage Effectiveness (PUE) – so die unter Fachleuten geläufige Kennzahl – von 1,2. Der Durchschnitt in Rechenzentren liegt bei einem PUE-Wert von 1,9 – also 51 Prozent.
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