Vernetzte Kaffeemaschine

Wie das Internet der Dinge den Kaffee verbessert 

Daten kochen besseren Kaffee. Das ist etwas zugespitzt das Resultat vernetzter Kaffeemaschinen. Das Internet der Dinge liefert die Datengrundlage und ermöglicht in Kombination mit Cloud-, Analytics- und Security-Lösungen neue serviceorientierte Geschäftsmodelle. Sechs gute Gründe, um den Barista2.0 zu begrüssen!

Text: Andreas Heer, 24. Juni 2019

Die Schweiz ist ein Kaffeeland. Wir trinken pro Kopf und Tag rund drei Tassen, was uns weltweit Platz drei einbringt. Doch wir trinken nicht nur viel Kaffee, wir zelebrieren auch die Barista-Kultur. Der Kaffee darf gerne hochwertig sein – auch am Arbeitsplatz.

 

Vorbei sind die Zeiten von Automatenbrühe mit Aufheller. Vanilla Latte, Cappuccino, Espresso Macchiato: Heutige Maschinen müssen zahlreiche Varianten des Koffeingetränks beherrschen. Und selbstverständlich soll der Milchschaum mit Frischmilch zubereitet sein.

Mit Sensoren den Kaffeegenuss steigern

Trotz dieser Ansprüche soll die Maschine möglichst immer funktionieren. Wehe, wenn uns der heiss begehrte Kaffee gegen das Nachmittagstief verwehrt wird, weil die Milch leer oder der Service fällig ist! Aus diesem Grund wird das komplexe Innenleben moderner Automaten von immer mehr Sensoren überwacht. Sie messen nicht nur den Füllstand von Milch und Bohnen, sondern auch den Zustand wichtiger Komponenten wie dem Mahlwerk. Und die Maschine zählt, wie viele Espressi, Cappuccini und andere Varianten bezogen werden.

 

All diese Daten liefert die Kaffeemaschine übers Internet der Dinge (Internet of Things / IoT) an den Hersteller. Dazu ist sie mit einer SIM-Karte oder einer eSIM ausgestattet. Die in der Cloud gesammelten Daten werden mit Hilfe neuer Analysetools weiterverarbeitet und zur Prozessautomatisierung, Produktverbesserung oder für neue Formen der Kundeninteraktion genutzt.

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So funktioniert die vernetzte Kaffeemaschine (Animation)  

Mit Customer Insights neue Einnahmequellen schaffen

Die Kombination von Vernetzung und Datenanalyse ermöglicht ganz neue Anwendungen und Komfortfunktionen. Inklusive hoher Sicherheit, versteht sich. Bargeldloses Bezahlen mit dem Smartphone ist genauso denkbar wie Infotainment: Die grossen Displays der Kaffeemaschinen könnten künftig auch Promotionen, Schlagzeilen, Wetter, Mini-Games, Votings und dergleichen anzeigen – und zwar personalisiert. So werden die 40 Sekunden Wartezeit, bis der Becher gefüllt ist, zum aufgewerteten Pausenerlebnis und Werbeportal. Damit erweitert der Hersteller sein Geschäftsmodell und kann zusätzliche Einnahmequellen erschliessen.

Mit Predictive Maintenance Ausfallzeiten verhindern

Instandhaltungsmassnahmen, welche nicht aus der Ferne machbar sind, bedeuten hohen Zeit- und Personalaufwand. Anhand der Daten, die die Kaffeemaschine liefert, kann der Hersteller die Wartung vorausschauend planen. Er kennt die Lebensdauer einzelner Komponenten. Die effektive Nutzungsdauer oder -häufigkeit gibt deshalb Aufschluss darüber, wann Schläuche oder mechanische Komponenten wie das Mahlwerk ersetzt werden müssen. Und zwar im Voraus. Der Servicetechniker kann also bereits den Austausch planen, bevor er zum Kunden fährt. Dadurch spart Predictive Maintenance Zeit und unnötige Fahrten. Der Service-Aufwand reduziert sich, das «Ausser Betrieb»-Schild an der Kaffeemaschine wird überflüssig. Die Lebensdauer der im fünfstelligen Bereich teuren Maschine verlängert sich.

 

Predictive Maintenance verhindert auch Murphy’s Law: Immer, wenn der Andrang am grössten ist, arbeitet garantiert der Techniker an der Maschine. Stattdessen kann dieser den Einsatz zu einer Zeit planen, in der der Kaffeebedarf am geringsten ist. Auch diese Zeiten verraten die Maschinen dem Hersteller.

Mit Echtzeit-Daten das Tagesgeschäft optimieren

Im regulären Betrieb müssen Milch und Bohnen aufgefüllt werden. Die Daten der Füllstände verraten dem Supply-Personal, bei welcher Maschine welche Arbeiten anstehen. Und datenbasierte Prozesse automatisieren das Tagesgeschäft: Die Nachbestellung der Zutaten erfolgt automatisch, und aufgrund von Maschinendaten und Standortinformationen lässt sich die optimale Einsatz-Route berechnen. Das spart Zeit bei der Betreuung der Kaffeemaschinen, weil die Aussendienstmitarbeitenden nur dort vorbeischauen, wo effektiv Arbeit ansteht.

Die einfache Kaffeekonsum-Analyse zeigt die Verbrauchsstatistik der jeweiligen Getränketypen

Mit Erfahrungswerten die Kaffeemaschine verbessern

Die Daten jedes einzelnen Gerätes liefern also Aufschluss darüber, wann eine Wartung fällig ist. Richtig interessant wird es aber, wenn die Daten aller Kaffeemaschinen kombiniert werden. Über die Häufung von Ereignissen kann der Hersteller Schwachstellen erkennen, beispielsweise mangelhafte Schlauchverbindungen, Materialprobleme oder zu schwache Motoren beim Mahlwerk. Diese Erkenntnisse fliessen in die Weiterentwicklung des Produktdesigns ein.

 

Die kombinierten Daten liefern auch Aufschluss über die Lebensdauer der einzelnen Komponenten. Wenn die Erfahrungswerte zeigen, dass das Mahlwerk einer Maschine kurz vor dem Ende steht, kann der Servicetechniker das Teil präventiv auswechseln, wenn er ohnehin die Maschine wartet. Das reduziert wiederum die Ausfallzeiten.

Mit Daten besseren Kaffeegeschmack liefern

Kaffeekenner wissen, dass der Mahlgrad der Bohnen neben Druck und Temperatur einen entscheidenden Einfluss auf den Geschmack und die Qualität des Getränks hat. Solche Einstellungen nimmt der Hersteller mit Firmware-Updates übers IoT aus der Ferne vor. Das funktioniert gleichzeitig auf allen Kaffeemaschinen weltweit oder auf die jeweilige Zeitzone angepasst. Der Vorteil liegt auf der Hand: Statt dass die Service-Crew ausrückt, jede Maschine einzeln aktualisiert und zusätzliche Ausfallzeiten verursacht, kann das Update bequem in einer Randstunde zentral per Knopfdruck erledigt werden.

 

Alle diese Massnahmen kommen den Mitarbeitenden eines Unternehmens zugute, wenn sie vor der Kaffeemaschine stehen. Die Zeiten, in denen auf dem Bildschirm der Maschine eine Fehlermeldung statt des Auswahlmenüs angezeigt wird, verringern sich. Und aufgrund der Bezugsdaten kann der Hersteller das Angebot besser auf den Geschmack der Kundschaft ausrichten. Und im Idealfall bekommen die Mitarbeitenden den Techniker gar nicht zu Gesicht, sondern geniessen den Duft von frisch gebrautem Kaffee genau dann, wann sie wollen. Mmmh, jetzt ist es höchste Zeit für einen richtig guten Kaffee!


Datengetriebene Geschäftsmodelle

Die Schweizer Kaffeemaschinenhersteller gehen in Sachen Data-Driven Business voraus. Denn die wachsenden Ansprüche der Konsumenten fordern regelrecht die Weiterentwicklung analoger Geräte hin zu digitalisierten Produkten. Die Branchenriesen für professionelle Kaffeeautomaten, Schaerer und Franke, vernetzen nach und nach ihre Maschinen für den professionellen Einsatz in der Gastronomie und in Bürogebäuden. Neue technologische Komponenten wie IoT, Cloud, Analytics und Security ermöglichen nicht nur qualitativ bessere Geräte. Sie erlauben dank der Auswertung dieser Daten auch neue, lukrative Servicemodelle und eine stärkere Kundenorientierung. Was für professionelle Kaffeemaschinen gilt, ist für jede Art von Maschinen und Geräten denkbar.

 

 

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