Swisscom SAP Chief Solution Architekt Jörg Knaus hat einen ersten Blick auf die Neuerungen geworfen und teilt seine Einschätzungen über die Vorteile von S/4HANA 1909 im nachfolgenden Interview mit uns.
Text: Barbara Biesuz, Bilder: Unsplash,
Ende September hat SAP den neuen On-Premise-Release seiner Business Software auf den Markt gebracht: SAP S/4HANA 1909. Nach SAP S/4HANA 1511, 1610, 1709 und 1809 ist es bereits die fünfte Generation der ERP-Echtzeit-Suite.
Starten wir mit ein paar harten Fakten und ein bisschen Zahlenakrobatik. Von Release zu Release steigt die Anzahl an Innovationen - teilweise um ein Vielfaches. Auch bei S/4HANA 1909 ist die Liste der neuen Funktionen sehr umfangreich. Im Jahr 2017 lag die Zahl der S/4HANA-Innovationen bei 966, im Jahr darauf bei 2'389 und 2019 nun bei 3'312. Ein Wachstum um fast Faktor 3,5! Die Innovationen im Bereich User Experience (UX) sind von 646 auf 1.048 und jetzt auf 1.496 gestiegen - ein Anstieg um mehr als das Doppelte in drei Releases.
SAP gibt richtig Gas! Diejenigen, welche mich kennen wissen ja, wie gerne ich neue Features habe, aber man muss schon dranbleiben, um immer up-to-date zu sein.
Als erstes kann man grundsätzlich festhalten, dass S/4HANA mit jedem neuen Release besser und effektiver wird. Eine Auswahl aus den über 540 neuen Features zu treffen ist sehr schwierig. Ich habe mich für diesen Artikel auf einige wenige Key-features beschränkt.
Erfreuliche Neuigkeiten gibt es im Bereich des Personal Managements. Mit SAP Human Capital Management (HCM) für SAP S/4HANA bietet SAP denjenigen Kunden, die nicht bis 2025 auf SAP SuccessFactors umsteigen können, weiterhin den Embedded-Betrieb in SAP S/4HANA. Bereits kurz zuvor wurde ja auch analog für den Bereich WM/Stockroom Management eine Weiterführung über 2025 hinaus bekannt gegeben. Das wird bei einigen SAP Kunden dazu führen, dass sie einfacher und schneller nach S/4 wechseln können.
Im Bereich Finance und Controlling ist viel geleistet worden. Ein neues Fiori nutzt die bekannte Buchhaltungsstruktur von T-Konten zur Darstellung des Hauptbuchs. Journalbuchungen werden im Standard in der T-Kontoansicht, mit Sollstellungen links und Habenbuchungen rechts neben dem T angezeigt. (Natürlich kann man die Ansicht auch wechseln, um Journalbuchungen als Tabelle anzuzeigen.) Interessant ist hier vor allem die Baumstruktur in der Darstellung der Werteflüsse von Kontoebene zu Kontoebene. Mit der App lässt sich analysieren, wie sich Einzelposten auf die Soll- und Habenseite einzelner Buchhaltungskonten auswirken und sie ermöglicht auch das Auffinden von übereinstimmenden Buchungen über verschiedene Konten hinweg – einfach indem man auf eine bestimmte Soll- oder Habenbuchung klickt.
Die Auswertung wesentlicher Kennzahlen im Controlling wird massiv vereinfacht mit zusätzlichen CDS Views z.B. im Invoice Management oder Gruppen-Reporting. Die neuen CDS Views im Rechnungswesen ermöglichen spannende Auswertungen. Beispielsweise "days payable outstanding", so quasi die durchschnittliche Zahlungsmoral der Kunden bzw. die durchschnittliche Anzahl Tage, die ein Unternehmen auf dessen Zahlungen warten muss.
Interessant finde ich auch die neuen Standard Workflows im SD, die quasi out-of-the-box genutzt werden können. Mit der App "Manage Sales Document Workflows" kann man ganz einfach Workflows erstellen und verwalten, um z.B. den Freigabe-Prozess von Sales Dokumenten zu steuern. Den Belegfluss kann man in Fiori anzeigen: einfach eine SAP Belegnummer eingeben und schon sieht man den ganzen Prozess und wo es eventuell klemmt, zum Beispiel beim Zahlungseingang.
Im Bereich Produktion (Manufacturing) überzeugt mich vor allem das Predictive MRP (Anwendung zur vorausschauenden Material- und Ressourcenplanung) mit dem man die Bedarfs- und Kapazitätsplanung simulieren und verschiedene systemgeführte Strategien zur Lösung potenzieller Kapazitätsprobleme anwenden kann. Der Nutzen ist offensichtlich – es wird einfacher, die Lagerhaltungskosten zu reduzieren.
Überhaupt nicht! Aber ich darf ja nicht 10 Seiten schreiben. Zusammenfassend kann ich sagen: Neuerungen gibt es über fast alle Geschäftsbereiche hinweg und für zahlreiche Branchen. Einen kompletten Überblick über alle Innovationen findet man im Dokument „Neuerungen in SAP S/4HANA 1909“. Neben den neuen Funktionen auf der Prozessseite gibt’s auch viele technische Neuerungen, allen voran Fiori3 und die Silent Migration, aber das spare ich mir auf für den nächsten Artikel.
Jeder Kunde hat eine andere Ausgangslage und Systemnutzung. Der S/4HANA Readiness Check kann hier die wichtigsten Handlungsfelder aufzeigen. Der What’s New Viewer zeigt die Innovationen für alle S/4HANA Releases und die „SAP S/4HANA Simplification List“ ist eh ein zentrales Dokument, das SAP-Anwender zur Vorbereitung einer S/4HANA-Umstellung benötigen. Es zeigt die Unterschiede zwischen SAP ECC und S/4HANA, wenn Sie z.B. wissen möchten, welche Transaktionen in SAP S/4HANA 1909 im Vergleich zu SAP ERP geändert wurden.
Das sind allerdings sehr umfangreiche Dokumentationen, in die man sich eindenken muss und deren Auswertung Zeit kostet. Da die meisten Kunden den Wechsel auf S/4HANA nur einmal machen, haben wir ein effizientes Angebot zur Hand: Wir begleiten Sie mit unseren erfahrenen Experten und ich empfehle gleich mit dem 1. Schritt "Discover" unserer S/4HANA Transformation Factory zu starten. Hier zeigen wir Ihnen den vollumfänglichen Überblick über die für Sie relevanten Innovationen und Simplifications auf und erstellen eine Roadmap und Aufwandschätzung.
Im Video erklären wir Ihnen in 20 Minuten, was die S/4HANA Transformation Factory ist und für Sie leisten kann:
Investitionen in R/3 werden immer schwieriger verargumentierbar - Stichwort Investitionsschutz. Die meisten Firmen haben aber gleichzeitig ein sehr sportliches Geschäftsumfeld, das eine flexible und leistungsfähige IT erfordert. Daher macht der Wechsel auf S/4HANA jetzt Sinn. Der wichtigste Erfolgsfaktor einer erfolgreichen S/4HANA Implementierung sind die richtigen Personen mit der passenden Verfügbarkeit. Das ist fast überall eine Herausforderung, da die internen Schlüsselpersonen durch viele parallele Projekte blockiert sind. Ein Wechsel auf S/4HANA mit angezogener Handbremse wird nicht funktionieren. Lieber rechtzeitig - wenn nötig auch unpopuläre - Entscheide treffen und eine gute Mischung aus IST-Prozess-Know-how und S/4HANA Innovations-Erfahrung aus internen und externen Spezialisten schaffen. Dabei kann externer Applikationssupport oder eine managed Cloud-Lösung durchaus eine effiziente strategische Lösung sein.
Ich habe viele Beispiele, wo starke Teams in kürzester Zeit beeindruckende Lösungen produktiv gesetzt haben.