Homeoffice im Corporate-Umfeld

«Die Vorteile des mobilen Arbeitens waren bisher abstrakt, jetzt liegen sie auf der Hand»

Die Corona-Krise hat Zusammenarbeitsmodelle von null auf hundert auf den Kopf gestellt. Wie Friederike Hoffmann, Head of Connected Business Solutions, die Situation bei ihren Kunden erlebt und wie bei Swisscom gearbeitet wird, erzählt sie im Interview.

Text: Romana Bleisch, Bild: Friederike Hoffmann,

Welchen Stellenwert hat das Mobiltelefon heute für Sie und wie wichtig ist es für die Zusammenarbeit in der Corona-Krise bei Ihren Kunden?

Für mich hatte das Mobiltelefon schon immer eine sehr grosse Bedeutung. In der aktuellen Situation merke ich das noch mehr als sonst, da ich auf allen Kanälen erreichbar sein möchte und genauso geht es auch unseren Kunden. Der Übergang zwischen Telefon, Mail und Chat ist fliessender geworden. Auf dem Mobiltelefon kommen alle diese Kanäle zusammen und es ist Dreh- und Angelpunkt – mehr denn je.

Friederike Hoffmann

Friederike Hoffmann ist Head of Connected Business Solutions sowie Mitglied des Executive Boards von Swisscom Business Customers. 2013 begann sie ihre Karriere bei Swisscom IT Services als Programmleiterin Lead Management. Seit Juni 2019 verantwortet Friederike Hoffmann den Geschäftsbereich Connected Business Solutions B2B und treibt die lückenlose Vernetzung von Menschen, Gebäuden und Maschinen von 2G bis 5G voran.

Wie nehmen Sie die Homeoffice-Situation bei Ihren Kunden wahr?

Viele Kunden mussten innerhalb kürzester Zeit umstellen. Vereinzelt wurden schon Homeoffice-Modelle eingeführt, aber nicht so umfangreich genutzt wie jetzt. Hier wurden viele ins kalte Wasser geworfen. Unsere Kunden haben dennoch enorm schnell umgesattelt.

 

Wenn man bedenkt, was das für regulierte Branchen wie zum Beispiel Banken bedeutet, war das ein immenser Digitalisierungsschub. Innert weniger Tage war alles aufgegleist und unsere Kunden konnten ihre Arbeit fast nahtlos weiterführen. Das ist einerseits ein Infrastrukturthema, andererseits eine Kulturfrage.

Was sind die grössten Herausforderungen für Grossunternehmen bezüglich Homeoffice?

Der soziale Zusammenhalt: Langjährige Beziehungen kann man leichter über einen längeren Zeitraum online pflegen als Neue. Grossunternehmen haben traditionellerweise immer einen relativ hohen Anteil an neuen Mitarbeitenden und es ist eine grosse Herausforderung, diese gut zu integrieren und zu unterstützen.

 

In eine ähnliche Richtung geht der Kundenkontakt. Bestehende Beziehungen kann man gut am Telefon pflegen, aber die Neukundengewinnung ist schwierig. Digitale Kommunikation bringt hier sehr viele Vorteile und aufgebaute Stärken beispielsweise in den Bereichen Online-Marketing und -Sales werden jetzt sichtbar. Aber Unternehmen, die nicht bereits auf neue Marketingkanäle umgestellt hatten, sind jetzt besonders gefordert.

Und wo eröffnen sich neue Chancen?

Die Krise wirkt wie ein Katalysator für die Digitalisierung. Unternehmen schauen, dass sie Standorte möglichst schnell vernetzen und dass Mitarbeitende auch von zuhause problemlos arbeiten können.

 

Es ist offensichtlich geworden, wie essentiell Konnektivität ist und genau die stellen wir unseren Kunden zur Verfügung. Viele Unternehmen haben in wenigen Tagen einen grossen Schritt gemacht, der sonst Monate oder Jahre gedauert hätte.

Wie wichtig ist für Sie das Work-Smart-Modell?

Ausgesprochen wichtig. Ich kann es mir nicht mehr anders vorstellen, denn unsere Kunden und Teams sind überall in der Schweiz verteilt. Um die verschiedenen Regionen zusammenzuhalten, haben wir früher sehr stark auf physische Meetings gesetzt, merken jetzt aber, dass sogar Meetings mit vielen Teilnehmenden auch online reibungslos funktionieren.

 

Davon werden wir in Zukunft sehr viel mitnehmen können. Unseren Kunden können wir dank unserer Erfahrung in einem beschleunigten Lernzyklus aufzeigen, wie sie mit der Umstellung umgehen und die Vorteile von mobilem Arbeiten nutzen können.

Welche Vorteile hat diese Form der Zusammenarbeit?

Es gibt sehr viele Vorteile. Von Verwaltungsratssitzungen über Teammeetings bis hin zu sozialen Runden wie Apéros und Kaffee-Pausen findet nun alles virtuell statt und Unternehmen sowie Mitarbeitende erkennen die Vorteile darin.

 

Eine Teamleiterin hat mir erzählt, dass sich ihr regional verteiltes Team durch die Telkos nicht mehr so stark aufspaltet, als es vorher der Fall war. Im Team sind wir uns näher gekommen, weil jetzt alle gleich weit weg sind, egal ob wir uns in der Romandie oder der Deutschschweiz befinden.

 

Der virtuelle Austausch auf geschäftlicher und privater Basis ersetzt aber den physischen Kontakt natürlich nicht. Ich vermisse meine Teamkolleginnen und -kollegen und freue mich sehr, sie bald wieder in natura zu treffen.

Welche Rolle spielt dabei das Mobile Device?

Das private und das geschäftliche Leben verschmelzen momentan sehr stark ineinander und da ist die mobile Connectivity unabdingbar. Teilweise wird sogar bei einem Spaziergang mit dem Hund online an einem Meeting teilgenommen, was davor undenkbar gewesen wäre. Wir nutzen die Zeit viel effizienter und es ist zweitrangig geworden, ob wir das klassische Telefon, Skype oder Teams dafür nutzen. Das Mobiltelefon ermöglicht diesen Trend.

Persönliche Meetings mit Kunden fallen aktuell weg. Wie führen Sie diese jetzt? Was hat sich geändert?

Das hängt von der Maturität der Beziehung ab. Verhandlungen sind natürlich auch online weiterhin sehr fokussiert, andere Gespräche können sehr viel persönlicher stattfinden. Genau da können wir zeigen, dass Swisscom eine starke Partnerin ist, denn wir haben dieselben Herausforderungen und teilen unsere Erfahrungen sehr gerne mit unseren Kunden.

Haben Sie eine Empfehlung für gelungene Remote-Meetings?

Videoanrufe tätigen, so oft es nur geht; Menschen fühlen sich dadurch näher und sind konzentrierter, wenn sie sich sehen.

 

Seit wir im Management Team und mit Kunden mit Videotelefonie arbeiten, haben wir uns nochmals viel persönlicher kennengelernt. Die Gesprächspartner sitzen zu Hause am Küchentisch, ab und zu springt ein Kind durchs Bild. Das ist eine ganz andere Qualität der Zusammenarbeit, die ich sehr schätze.

Gibt es etwas, das Sie nach der Corona-Krise anders machen werden als bisher?

Ich werde künftig sicher mehr im Homeoffice arbeiten, was ich vorher nicht gerne gemacht habe, und ich werde meine Reisetätigkeit reduzieren. Diese nachhaltige Entwicklung erwarte ich auch bei unseren Kunden.

 

Dafür ist unsere Infrastruktur sehr gefragt. Es braucht ein einwandfreies Netz, unterwegs, in den Gebäuden und bei den Menschen zuhause. Die Bedeutung einer guten Vernetzung nimmt stetig zu.

Wie nachhaltig ist diese Veränderung? Wie sehen Zusammenarbeitsmodelle nach Ihrer Einschätzung nach der Krise aus?

Früher waren Online- und Videokonferenzen formell. Und diese sind gerade mit den virtuellen Kaffeerunden und Apéros viel ungezwungener geworden. Der formelle Charakter wird nicht überall sofort zurückkehren. Ich denke, wir werden die virtuellen Apéros in Zukunft weiterhin als Teaminstrument nutzen.

Haben Sie einen Tipp für Grossunternehmen, um in Zukunft (noch) besser zusammenzuarbeiten?

Die Connectivity ist nicht nur in den Unternehmen, sondern bis zu den Mitarbeitenden nach Hause wichtig. Man muss rechtzeitig und nachhaltig überlegen, was es braucht, damit Mitarbeitende zuhause effizient arbeiten können. Themen wie Compliance, Datenhaltung, Systemzugriffe etc. spielen hier eine grosse Rolle. Es ist auch eine Vertrauensfrage: Viele Unternehmen fürchten, Mitarbeitende würden zu Hause weniger arbeiten. Es ist eine neue Arbeitsform, die gelernt sein will.

 

Die Vorteile des mobilen Arbeitens waren bisher abstrakt, jetzt liegen sie auf der Hand.

Als weltweit agierendes Unternehmen hat mobiles Arbeiten auch für unsere Kundin Coca-Cola einen hohen Stellenwert. Die Getränkeherstellerin teilt Erfahrungen und Empfehlungen zum Thema Homeoffice mit uns im Video. Maté Varga, Country Manager Business Solutions and Systems Coca-Cola Schweiz, erzählt, was sich in der Dynamik unter Mitarbeitenden und Kunden verändert hat und welche Voraussetzungen für eine geglückte Arbeit aus dem Homeoffice gegeben sein sollten.

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