In unserer heutigen Zeit rückt die Sicherstellung höchster Lebensmittelqualität und die Reduzierung von Lebensmittelverlusten immer stärker in den Fokus. Dabei spielt eine gleichmässige Kühlung während des Transports und in den Verkaufsstellen eine entscheidende Rolle. Coop hat gemeinsam mit seinem langjährigen Partner Swisscom und Gimasi einen innovativen Ansatz verfolgt, um diese Ziele zu erreichen: die Entwicklung eigener Hightech-Sensoren, die entlang der gesamten Kühlkette eine zuverlässige Lebensmittelsicherheit gewährleisten.
Automatisiertes Kühlkettenmonitoring E2E für Coop 5 Min.
Wenn Kunden und Kundinnen in einer Coop-Filiale einkaufen, vertrauen sie darauf, dass die Qualität der Produkte stimmt und sie wenig Gedanken an die Lebensmittelsicherheit verschwenden müssen. Doch wie genau gewährleistet der Einzelhändler diese Sicherheit? Diese umfasst eine Vielzahl von Aspekten, angefangen bei der Beschaffung über die Logistik bis hin zum Verkauf. Eine entscheidende Rolle spielt dabei die richtige Kühlung entlang der gesamten Lieferkette, verbunden mit einer präzisen Dokumentation gemäss gesetzlichen Vorgaben.
Bisher war die Temperaturkontrolle bei Coop ein aufwendiger Prozess: Das Verkaufspersonal musste täglich manuell überprüfen, ob die Produkte korrekt gelagert waren und die vorgeschriebene Temperatur aufwiesen. Diese manuelle Erfassung war nicht nur fehleranfällig, sondern auch ineffizient, da Temperaturabweichungen nicht in Echtzeit erkannt wurden. «Das war sehr aufwendig und entsprechend unbeliebt», erklärt Silvio Raggini, Leiter Qualitätsmanagement bei Coop.
Manuelle Überprüfung der Produkte
Die Logistik war mit ähnlichen Herausforderungen konfrontiert: Das Kühlmonitoring erforderte erhebliche Ressourcen. Ein Temperatur-Logger wurde der zu transportierenden Ware beigefügt und zeichnete alle 5 Minuten die Temperatur auf. Nach Ankunft der Ware in der Verkaufsstelle musste ein Mitarbeiter den Logger stoppen und ein separates Formular ausfüllen, das Angaben zum gelieferten Sortiment sowie zum Ort und Zeitpunkt des Auffindens enthielt. Diese Daten wurden dann manuell in Excel übertragen, um sie für Lebensmittelkontrollen und das interne Qualitätsmanagement zu dokumentieren. Die Auswertung aller Logger-Daten erfolgte erst später, um festzustellen, ob die Temperaturen während des Transports akzeptabel waren. «Während der warmen Jahreszeit wurden diese Messungen häufiger durchgeführt, was täglich etwa 20 bis 30 Datenblätter je Verteilzentrale generierte», erklärt Sascha Scherer, Leiter Systeme/Prozesse Intralogistik bei Coop.
Um diese Herausforderungen zu bewältigen, starteten Logistik, Informatik und Qualitätsmanagement ein gemeinsames IoT-Projekt zur automatisierten Temperaturerfassung. Das oberste Ziel bestand darin, die Effizienz zu steigern und gleichzeitig höchste Lebensmittelsicherheit zu gewährleisten. Im Rahmen dieses Projekts entwickelte Coop zusammen mit Swisscom und Gimasi einen modularen Sensor, der erweiterte Anforderungen problemlos erfüllen kann.
Der Verkaufsstellen-Sensor übermittelt die gemessenen Daten nahezu in Echtzeit an mobile Handgeräte in den Verkaufsstellen, wodurch Mitarbeitende sofort über kritische Temperaturabweichungen informiert werden können. Sie merken beispielsweise, wann und wie lange eine Kühltüre offenbleibt, ob ein Gerät versehentlich vom Strom genommen wurde oder es einen Kühlungsunterbruch gab. «Solche Fehler erkennen wir heute sehr schnell. Dadurch lässt sich viel Energie einsparen und auch rechtzeitig korrektiv eingreifen», erklärt Gian Marco Borsari, Leiter Service Center OT, Coop Informatik.
Kühlmöbelüberwachung in den Verkaufsstellen (Verkaufsstellen-Sensor)
Für die Logistik wurde ein neuer Sensor entwickelt, der während des Transports die Temperatur überwacht und bei kritischen Temperaturen sofort eine Benachrichtigung an Logistik und Verkaufsstelle sendet.
Kühlkettenmonitoring 2.0 (Logistik Sensor)
Die Datenübermittlung erfolgt über das Low Power Netzwerk (LPN) von Swisscom, das speziell für die Übertragung kleiner Datenmengen über grosse Entfernungen entwickelt wurde. Dadurch wird sichergestellt, dass auch in Bereichen mit eingeschränkter Mobilfunkabdeckung eine zuverlässige Datenübertragung gewährleistet ist. «Das Low Power Netzwerk ist perfekt für unsere Bedürfnisse: Es ist sehr zuverlässig, kostengünstig und die Übertragung erfolgt sogar durch Betonwände», betont Gian Marco Borsari.
Die gesammelten Sensor-Daten werden in eine Swisscom Solution Framework Architektur für Coop eingespeist und dort aufbereitet, bevor sie ins IT-System von Coop integriert werden. Dadurch verfügt das Unternehmen heute über einen genauen Datenverlauf und kann bei Bedarf schnell und effizient auf kritische Temperaturschwankungen reagieren. Felix Wunderer, Head of IoT and B2B Mobile bei Swisscom, betont die Bedeutung, die Mitarbeitenden aktiv in ein so grosses Projekt einzubinden: «Es ist entscheidend, sich nicht nur auf die technischen Aspekte zu fokussieren, sondern auch die Mitarbeitenden voll einzubeziehen.» Dadurch können die Mitarbeiter der Logistik ihre bereits vertrauten Scanner auch für die neue IT-Lösung nutzen, ohne sich mit einem neuen Gerät zurechtfinden zu müssen.
«Die Einführung dieser neuen IoT-Lösung hat das Arbeitsleben bei Coop signifikant erleichtert», unterstreicht Silvio Raggini. «Neben der automatischen Generierung von Berichten über die Temperaturmessungen während des Transports verfügt das Unternehmen heute dank der fortlaufenden Datenaufzeichnung über einen präzisen Verlauf der Daten.» Sascha Scherer fasst die Vorteile aus logistischer Sicht zusammen: «Diese innovative Lösung bietet einen erheblichen Mehrwert in Bezug auf Qualität und Effizienz.» Der modulare Aufbau des Sensors und der Software von Swisscom bietet Coop zudem die Möglichkeit, diese Lösung auch in anderen Geschäftsbereichen einzusetzen wie z.B. der Gebäudeautomatisierung. «Die kontinuierliche Weiterentwicklung der Sensorsoftware (Firmware-Update over-the-air / FUOTA) durch Swisscom ermöglicht es nun, alle Sensoren gleichzeitig mit neuen Funktionen auszustatten - eine Innovation, die auf dem Markt einzigartig ist», betont Gian Marco Borsari. Insgesamt hat die Implementierung dieser digitalen Lösung nicht nur die Qualität und Sicherheit der Lebensmittel bei Coop verbessert, sondern auch die Effizienz gesteigert und den Mitarbeitenden die Arbeit erleichtert.