Ganz schön gross unterwegs, der Kleine

Samsungs schicker Mini-Beamer wurde schon bei der Lancierung seiner 1. Generation von vielen Tech-Fans und Influencern in den Himmel gelobt. Seit einigen Monaten ist mit der 2nd Gen nun bereits der Nachfolger des Erfolgsproduktes am Start. Unser Praxistest zeigt: Es ist noch immer nicht ganz alles Gold, was glänzt. Und wer die erste Modell-Generation besitzt, muss nicht zwingend auf die zweite upgraden. Eines aber ist klar: Wir möchten den «Freestyle» nicht mehr hergeben.

Kleiner Beamer, grosses Kino? Samsung

Der Freestyle von Samsung ist ein echter Hingucker: Nicht viel grösser als eine Getränkedose steht er elegant und stabil in seinem schwenkbaren Sockel, die Optik ist in schlichtem Weiss gehalten und präsentiert sich angenehm frei von unnötigen Kabeln, Anschlüssen und Öffnungen. Er kommt gerade mal mit einem USB-C-Netzkabel aus – auch dieses passt farblich zum Rest. Zudem gibt’s einen Micro-HDMI-Port, falls du eine externe TV-Box oder deine Konsole anschliessen möchtest. Da der Beamer auf seinem Standfuss um 180 Grad geschwenkt werden kann, lässt er sich praktisch überall platzieren und flexibel ausrichten. So kannst du ihn nicht nur an eine Wand, sondern auch problemlos an die Decke strahlen lassen – zum Beispiel im Schlafzimmer, wenn du im Bett liegst.

Bildgrösse und Bildqualität

Doch was nützen Style und Gelenkigkeit, wenn die Bildqualität schlecht ist? Hier können wir definitiv Entwarnung geben: Das Bild, das der kleine Beamer erzeugt, wartet mit Full-HD-Auflösung auf und leuchtet laut Samsung mit einer Helligkeit von 550 LED-Lumen. Das ist aller Ehren wert. In unserer Testumgebung im Wohnzimmer lässt sich die Projektionsgrösse des Beamers von 0,75 Meter Bildschirmdiagonale (mit 0,8 Meter Abstand zur Wand) bis hin zu mächtigen 2,5 Metern (!) Diagonale (ab 2,7 Meter Abstand) variieren. Da kommt echtes Kino-Feeling auf. Wow. Natürlich kann auch dieses kleine Wunderwerk der Technik die Gesetze der Physik aber nicht gänzlich ausser Kraft setzen, sprich: mit grösserem Abstand zwischen Beamer und Projektionsfläche, geht auch etwas an Bild-Helligkeit verloren. Der Verlust hält sich jedoch in Grenzen – und das gebotene Bild ringt einem auch auf grosser Fläche Respekt ab, vor allem, wenn man zuvor noch nie einen vergleichbaren Beamer dieser Art ausprobiert hat. Sogar in hellerer Büro-Umgebung schlägt sich der Kleine noch ziemlich wacker. Kein Vergleich zu den klobigen Projektoren früherer Tage, bei denen man zuerst den ganzen Raum komplett abdunkeln musste, um etwas zu erkennen. Dennoch sei festgehalten: Für die Tageslichtanwendung ist der «Freestyle» nicht gedacht. Je dunkler der Raum, desto klarer und kontrastreicher das Bild. Für Nachmittagsspiele der nahenden Fussball EM im Garten, während draussen die Sommersonne brennt, könnte es also schwierig (bis unmöglich) werden. Dunkelt es am Abend aber ein – dann steht dem privaten Public Viewing mit Freunden oder der Nachbarschaft definitiv nichts mehr im Weg.

Anschlüsse, Apps & Handling

Der Freestyle ist ultra-portabel und braucht nur sein kleines, dünnes Kabel, um an die Steckdose zu kommen. Dank USB-C könnte man ihn auch über eine beliebige Powerbank mit Strom versorgen – oder man besorgt sich gleich das originale Akku-Pack des Freestyle, das optional erhältlich ist – für noch mehr Unabhängigkeit und «Freestyle»-Feeling. Den ganzen Rest kann man über die vorinstallierten Apps (etwa Netflix, Disney+, Amazon Prime, etc.) direkt übers Gerät abrufen, ohne zusätzliche Anschlusskabel ans Gerät stecken, respektive TV-Boxen verbinden zu müssen. Auch die blue TV App von Swisscom kann direkt auf dem internen (und insgesamt sehr gelungenen) Betriebssystem des Freestyle installiert werden – so hast du all deine Lieblingssendungen und persönlichen Aufnahmen stets auf dem Beamer dabei. Bequeme Steuerung via Fernbedienung inklusive. Diese kommt zwar – im Vergleich zum Gerät – nicht so hochwertig daher und reagiert teils etwas träge, erfüllt ihren Zweck aber allemal. Alles, was du für den reibungslosen Betrieb deines Freestyle brauchst, ist ein WLAN-Netz. Ganz vergebens ist der Micro-HDMI Anschluss aber dennoch nicht: Spätestens, wenn du deine Game-Konsole mit dem Beamer verbinden möchtest, brauchst du diesen physischen Port definitiv.

Steigerungspotenzial

Kommen wir zu den Kritikpunkten, wobei diese mit Vorbehalt aufzuführen sind – denn immerhin kann ein Kompaktgerät zum Preis von 799.– Franken nicht restlos alles bieten, was man sich erträumt. Ein VW Golf muss sich auch nicht mit einer Mercedes S-Klasse messen lassen. Dennoch: Mit Beamern der Spitzenklasse kann die Helligkeit des Freestyle natürlich nicht ganz mithalten. Auch in Sachen Bildschärfe und Auflösung geht in anderen (höheren) Gerätesegmenten natürlich noch deutlich mehr. Der XGIMI HORIZON Ultra etwa bietet eine grandiose 4K-Auflösung – und wirkt nochmals eine ganze Kante schärfer. Das Gerät, über das ebenfalls bei uns im Swisscom Shop bestellt werden kann, ist aber nicht nur deutlich grösser und schwerer als Samsungs cooler Handheld – es kostet auch fast dreimal so viel. Insofern ist man beim Freestyle gut aufgehoben, sofern man gewisse Abstriche in Kauf nehmen kann. Das gilt übrigens auch für die Tonqualität: Zwar ist es lobenswert, dass Samsung dem Freestyle einen internen Lautsprecher spendiert hat und man ihn also tatsächlich ganz ohne externen Speaker verwenden kann (ja, man hört durchaus genug). Wer seine Lieblingsserie oder den Livesport-Event aber mit ordentlichem Sound geniessen möchte, der kommt um den Einsatz eines Wireless-Speakers oder -Kopfhörers nicht herum. Das Koppeln über Bluetooth funktionierte bei uns stets problemlos. Mit einer Ausnahme: Apple-Geräte, etwa die von uns verwendeten AirPods Pro, schien der kleine Samsung nicht so zu mögen. Hier dauerte die Verbindung stets etwas länger – oder klappte manchmal auch erst im zweiten oder dritten Anlauf. Ein Schelm, wer da Böses denkt…

Kleines Manko, grosser Haken

Die einzige echte Schwäche, die sich der Freestyle leistet, ist an sich nur eine Kleinigkeit. Aber eine, die es zu erwähnen gilt: Der Mini-Beamer merkt sich Bildeinstellungen, die man manuell vornimmt, nicht. Das betrifft insbesondere die Bildausrichtung über die sogenannten «Trapez-Einstellung». Konkret bedeutet das im Alltag: Schaltet man den Beamer ein, dann nimmt er immer automatisch eine aus seiner Sicht ideale Bildeinstellung vor. Über das Menü kann man diese dann bei Bedarf noch anpassen – man kann das Bild also bis zur Perfektion an seiner Wand oder der zur Verfügung stehenden Fläche ausrichten. Das ist toll, zudem nicht sehr schwierig – und bietet je nach Position des Beamers durchaus noch erhebliche Verbesserungen. Hat man endlich alles genau so definiert, wie man’s haben möchte, und schaltet das Gerät aus, stellt man beim nächsten Einschalten fest, dass der Freestyle einfach wieder seine Auto-Ausrichtung vornimmt – und den Rest vergessen hat … Das ist absolut unverständlich und hat uns schon bei der Gen 1 gestört, leider hat sich daran (bislang) auch in der 2. Generation nichts geändert. Es fällt vor allem dann ins Gewicht, wenn man seinen Mini-Beamer am immer gleichen Ort belassen, also quasi «fix» daheim installiert haben möchte. Trägt man ihn sowieso ständig rum und nutzt ihn vorwiegend unterwegs, ist es vernachlässigbar. Ob Samsung dieses Manko – allenfalls durch ein Software-Update – irgendwann noch beheben wird, können wir leider nicht sagen. Zu hoffen wär’s.

Ganz schön mobil und flexibel: Der Samsung «The Freestyle» 2nd Gen kann sich sehen lassen. Samsung