VersusVirus war vermutlich der erste Hackathon, der aus dem Homeoffice durchgeführt wurde. Was passiert, wenn 5000 Teilnehmende aus aller Welt 48 Stunden an Lösungen im Kampf gegen Corona arbeiten? Ein Blick hinter die Kulissen von Swisscom Mitarbeitenden Oliver, Roland und Eva.
Zuerst herrschte Chaos, dann sprudelten viele gute Ideen und schliesslich entstanden fertige Prototypen. Der Weg dahin war faszinierend und manchmal anstrengend – aber in jedem Fall lohnenswert! Für die Schweiz, für Europa, für die ganze Welt. Wir alle – Pensionierte, Interimslehrer Zuhause, Kinder oder Unternehmerinnen, deren Geschäft gerade still steht – brauchen jede Unterstützung im Umgang mit den neuen Herausforderungen, die wir bekommen können.
Oliver Stein, Roland Cortivo und Eva Lüthi waren als drei von 500 Mentoren bereit, die Teams zu unterstützen, die an insgesamt 190 Challenges arbeiteten: Ehrensache für sie wie auch für alle insgesamt 30 freiwilligen Mitarbeitenden von Swisscom. Ihre Profile sind unterschiedlich, ihre Arbeitsweisen auch: Oliver ist Experte für Human Centered Design. Roland ein Fintech- und Blockchain-Spezialist. Eva treibt für Swisscom die Entwicklung der digitalen Identität und damit verbundenen Dienstleistungen voran.
Freitag, 3. April: Der Start – ein grosses, virtuelles Organisieren
Am Anfang herrschte Chaos. Bei über 190 Challenges und 600 Teams war es für unsere Mentoren schwierig, den Überblick zu gewinnen. Teams und Mentoren versuchten via Slack, Zoom, Hangout und weitere Online-Tools zusammenzufinden. Das ist wie Grümpelturnier mit 190 Spielfeldern und 600 Mannschaften, die sich erst bei Turnierbeginn bilden. Wer ist wo? Wo muss ich hin? Welches Team benötigt meine spezifischen Mentoren-Skills? Wo ist schon wieder Challenge #118? Swisscom Mentor Oliver Stein meinte dazu: «Wie ein Barcamp – das Chaos organisiert sich, früher oder später!» Mentorin Eva loggte sich um 21:20 Uhr ein: «Challenge #55 ist neu Team #418. hier den Überblick zu behalten ist eine Challenge für sich.» Und Oliver Stein meint: «Mit einem ‹Probier-es-mal›-Mindset geht es. Einfach hier und dort klicken.»
Samstag, 4. April: Konzentriertes Arbeiten und die ersten High- und Lowlights
Die lange Nacht der Findung war spannend und erfolgreich: Eva bot Hilfe in der Challenge #55 mit dem Ziel, ein individuelles, digitales Immunitätszertifikat ähnlich dem WHO Impfbüchlein zu entwickeln. Als Expertin digitaler Vertrauensservices bei Swisscom genau ihr Thema.
Oliver unterstützte unter anderem Team #353 bei der Entwicklung einer Kontaktlösung für kommunikativ isolierte Personen (etwa im Altersheim) – der Telefonbrücke – und war in ganz verschiedenen Rollen unterwegs: als Ideengeber, als vollwertiges Teammitglied und als Swisscom Mitarbeiter. Bei Team #227, einer Corona Detection App etwa konnte er bezüglich Customer Journey unterstützen und im Bereich Marketing coachen.
Auch Roland mischte in mehreren Projekten mit: AppRufbar.ch hilft ebenfalls älteren, isolierten Menschen am digitalen sozialen Leben teilzuhaben. Beim Covid-Bot, einem AI-basierten Chatbot, der alle Fragen zu COVID-19 beantwortet, testete Roland fleissig mit.
Erster Test des Covid-Bots per Video-Konferenz. Das Team AppRufbar arbeitet konzentriert bis tief in die Nacht. Es besteht aus Menschen, die sich 36 Stunden zuvor noch nicht einmal kannten.
Nach der ersten Findungsphase wird jetzt produktiv gearbeitet. Die Teams suchen konzentriert nach Lösungen, validieren ihre Ideen, sammeln Inputs und verteilen die Aufgaben. Erste Prototypen werden gebaut. Auch an Unterhaltung fehlt es nicht: Zwischendurch gibt’s Ablenkung durch virtuelle Entertainment-Inhalte, alles live gestreamt via Youtube. Die Stimmung: Super.
Nach den ersten Erfolgen folgen auch erste Schwierigkeiten, so Oliver: «Programmierer sind rar. Ich hoffe, dass meine Idee der Jury auffällt und ich dann noch geeignete motivierte Leute finde.»
Sonntag, 5. April: Der Endspurt – Was ist dabei rausgekommen?
Nach Wake-up Yoga und Sonntagmorgen-Konzerten geht’s in den Schlussspurt: Die Prototypen sind gebaut, erste technische Umsetzungen programmiert, Websites in der Finalisierung. Oliver dazu: «Faszinierend, wie viel sehr guter Output in kürzester Zeit entstanden ist.» Roland ist vor allem begeistert von der Internationalität der Teilnehmenden: «Ich war im Chat und in Calls mit Experten von internationalen Organisationen, Konzernen, zusammen mit Studenten, Pensionierten sowie Politikern. Aus Zypern, Spanien, Finnland, Kanada, Indien etc. und natürlich auch aus der Schweiz.» #apart #notalone»
Bei der Jurierung am Montagabend – die hochkarätige Jury wurde unterstützt von Swisscom Chief Digital Officer Roger Wüthrich-Hasenböhler – schaffen es zwei von Swisscom Mentoren unterstützte Projekte auf die Highlight-Liste: Darunter finden sich auch die Telefonbrücke, die gegen Einsamkeit im Covid-19-Lockdown helfen soll und für ältere Menschen die Brücke zum digitalen Leben schlagen soll. Sowie die Corona Detection App, bei der Smartphone-User prüfen können, ob sie aufgrund ihres Standorts erhöhten Infektionsrisiken ausgesetzt sind. Alle von der Jury prämierten Projekte hier im Überblick!
Die prämierten Projekte erhalten CHF 1000 als Startkapital und zusätzlich können alle eingereichten Projekte finanzielle Unterstützung über einen Zuschussfonds von total 250’000 CHF beantragen. Ausserdem können sie sich für weitere, nicht-monetäre Unterstützung in Form von Coachings, Zugang zu Technologien etc. bewerben.
Den Teams ist neben den offiziellen Fördermitteln und Ressourcen selbst überlassen, die Initiativen weiterzutreiben. Das Team von Roland ist auf jeden Fall motiviert und überzeugt von seinem Ansatz und will den Covid-bot weiterentwickeln und auf den Markt bringen.
Auch für Oliver ist klar: Die Telefonbrücke hat Potential. Er hat Swisscom-intern Abklärungen für die technische Lösung angestossen. Damit das Produkt möglichst schnell älteren Personen zugänglich gemacht werden kann – es eilt!
Mehr zu #VersusVirus
Beim aktuellen Hackathon #VersusVirus ging es darum, neue Ideen und Lösungen im Umgang mit und gegen das Coronavirus zu entwickeln. Angesprochen waren alle, die sich bei der Lösungssuche engagieren wollten – egal mit welchem Background. Der Hackathon stand unter dem Patronat des Eidgenössischen Departements des Innern (EDI) und des Eidgenössischen Departements für Wirtschaft, Bildung und Forschung (EAER). Organisiert wurde er unter anderem vom Impact Hub Switzerland, Panter, digitalswitzerland, Staatslabor und vielen anderen. Swisscom hat den grössten Online-Hackathon, den es in der Schweiz bisher gab, als Corporate Partner und mit 30 Hackern und Mentoren unterstützt.