Zehn Gründe, warum Unternehmen scheitern
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Zehn Gründe, warum Unternehmen scheitern

Es gibt natürlich Dutzende, ja hunderte Dinge, die man als Firmengründer oder Kleinunternehmer falsch machen kann – gegen die man sich also wappnen sollte. Die zehn häufigsten davon.

Eine sehr ausführliche Liste haben wir auf der Informations-Plattform Quora gefunden. Dort stellte ein Jungunternehmer die Frage ein: Was sind die fünf häufigsten Gründe, weshalb Startups scheitern?  Prompt erntete er zahllose Tipps von sehr befugten Experten – zum Beispiel von einem Liquidator, der bereits über 700 Firmen liquidiert hatte (Chris Baskerville); von einem Investor, der schon über 30 Firmen beim Start geholfen hat (Hampus Jakobsson); vom CEO des internationalen Gründerzentrums Society3 (Axel Schultze); oder von einem erfolgreichen Gründer mehrere Tech-Start-ups (Bruce Philip).

Was sind danach also die Hauptgründe für den Untergang eines Unternehmens? Hier eine Auswahl:

1. Kapitalmangel

Das tönt ja einleuchtend, altbekannt und logisch. Das Problem ist aber – so die Erfahrung des Firmenliquidators Chris Baskerville –, dass viele Unternehmen gar nicht ahnen, was dies alles bedeutet: Man muss hundertprozentig sichergestellt haben, dass die Infrastruktur des Unternehmens vorhanden ist. Und dass man das tägliche Geschäft auf eine längere Zeit hinaus finanzieren kann.

Laut Baskerville denken aber viele Unternehmer, dass es genügt, wenn diese Bedingungen zu 95 Prozent erfüllt sind. Ein fataler Fehler: Der nötige Kapitalbedarf muss 100-prozentig gedeckt sein. Ansonsten geht es wie bei einem Flugzeug, das man startet, obwohl etwas Kleines fehlt; zum Beispiel das Querruder: Man hat keine Chance. (Chris Baskerville)

2. Zu rasche Expansion

Erste Erfolge verleiten viele Unternehmer dazu, so zu tun, als ob es immer so bliebe, und voll auf Wachstum zu setzen. Man investiert folglich in Büros, Lagerräume, Marketing, Gefährte et cetera – um weiter zu wachsen.

Die Frage, die dabei oft vergessen geht: Wie ist das denn finanziert?

Eine zweite Frage, die ebenso oft vergessen geht: Haben wir das Personal, um das angestrebte grössere Unternehmen zu leiten? (Chris Baskerville)

3. Zu viel Fremdkapital. Zu früh Fremdkapital.

Das Thema hatten wir hier auch schon: Wer sein Unternehmen mit Fremdkapital gründet, brockt sich viel Stress ein. Denn die Schuldenuhr tickt vom ersten Tag an. Wenn man dann nicht rasch genug die nötigen Einnahmen zur Tilgung und zur Zinszahlung erlangt, schlittert man in den Teufelskreis der Schuldenwirtschaft.

Das haben Sie gewusst? Das war Ihnen eh› klar? Mag sein. Aber Turnaround-Berater Baskerville verweist darauf, dass wir es hier mit einem schleichenden Prozess zu tun haben: Oft beginnt der Firmenkredit nicht bei ausgedehnten Verhandlungen mit der Hausbank – sondern mit einer überzogenen Kreditkarte. Oder mit etwas Geld, das ein Familienmitglied zuschiesst. Oder mit Ihrer privaten Kasse. (Chris Baskerville)

4. Schlechtes strategisches Management

Gute Handwerker, gute Ingenieure oder gute Dienstleister sind noch lange keine guten Unternehmer. Eine wichtige Eigenschaft ist das strategische Denken – man muss die Entwicklung von Märkten erkennen, man muss sie spüren, man muss die Fähigkeit haben, früh auf Veränderungen zu reagieren.

Wer es lediglich beherrscht, ein Produkt auf den Markt zu bringen, schlittert in einer späteren Phase oft in Probleme. (Chris Baskerville)

5. Es gibt keinen funktionierenden Plan

Viele Unternehmen haben zwar ein Konzept und gewisse Marktvorstellungen, aber die Details der Unternehmensentwicklung und Marktdurchdringung bleiben völlig vage.

Chris Baskerville weist darauf hin, dass jede Ferienreise genauer geplant wird als die Gründung manches Unternehmens: Beim Urlaub legt man ganz selbstverständlich fest, wann man abfliegt, welche Marke das Mietauto haben soll oder ob man das Hotelzimmer lieber mit Voll- oder Halbpension hat.

Warum nehmen es viele Unternehmer also bei der eigenen Firma viel weniger genau?

Ein weiteres wichtiges Bestandteil eines funktionierenden Businessplan sei die Antwort auf ein paar W-Fragen:

  • Warum sind wir in diesem Geschäft?
  • Welche Bedürfnisse befriedigt unser Unternehmen?
  • Warum gibt es das nicht schon längst?
  • Weshalb sollten wir besser sein als die Konkurrenz?

6. Versagen am Markt

Der Markt braucht das Produkt gar nicht, er versteht es nicht – oder er erfährt nicht, dass es das Produkt gibt. Auch das scheint ein einleuchtender und vermeidbarer Fehler – aber es kommt offenbar trotzdem oft vor.

Warum? Weil viele Entrepreneurs ein Problem lediglich technisch und abstrakt analysieren. Sie schaffen darum eine durchaus gute und logische Lösung. Aber dann vergessen sie, auch mit den Betroffenen darüber zu reden.

Und wenn man dann mit dem Produkt auf den Markt kommt, folgt das böse Erwachen: Die Käufer folgen halt oft nicht der Logik. (Hampus Jakobsson)

7. Schlechte Umsetzung

Auch dieser Fehler scheint ja vermeidbar und unnötig. Doch auch hier liegt der Teufel halt oft im Detail: Ein Unternehmen kann bei der Umsetzung seiner Idee viele entscheidende Fehler machen:

  • Zu viel Aufwand für Produktedetails;
  • zuwenig Marketing;
  • zu teures Marketing;
  • zu viele «Nice to have»-Angebote;
  • falscher Zeitpunkt des Markteintritts;
  • ungenügende strategische Beziehungen. (Axel Schultze)

8. Man denkt zuwenig langfristig

Eine Firma kann eine gute Idee für ein gutes Produkt haben – aber das genügt oft nicht. Denn jedes Unternehmen muss sich über die Jahre weiterentwickeln und Märkte erobern wollen.

Falls man dies aber nicht von Beginn an vermitteln kann, findet man schon in der ersten Phase nicht die nötigen Mitarbeiter, Partner, Geldgeber und Talente. Dann aber wird der Start selbst mit der besten Idee sehr harzig. (Axel Schultze)

9. Schwächen im Team

Oft sind zwar gute Leute in den Start-up-Teams, aber am Ende fehlt doch ein entscheidender Faktor: zum Beispiel beim technologischen Know-how. Oder es fehlt an Marketing-Fitness. Oder es gibt zuwenig Finanz-Kentnisse. Oder ein Durcheinander in der Organisation…

Der springende Punkt: In einem Unternehmen kann ein einzelner Schwachpunkt genügen, um die ganze Konstruktion ins Wanken zu bringen. Gerade bei Start-ups ist diese Gefahr gross. (Axel Schultze)

10. Man positioniert sich nicht im Markt

Wer ein neues Produkt auf den Markt bringt und ein neues Unternehmen gründet, der tut oft, als arbeite er auf einer grünen Wiese. Natürlich gibt es die so genannten «disruptiven Innovationen» – also neue Angebote, die ganz neue Märkte schaffen beziehungsweise die alten Zustände durcheinanderwirbeln und folglich für sich alleine stehen.

Aber mal ehrlich: Wie viele Produkte gehören dazu?

In allen anderen Fällen muss ein Unternehmer viel Zeit und Engagement darauf verbringen, sich im Markt und im Verhältnis zur Konkurrenz zu positionieren, sich herauszuheben, sich abzugrenzen – kurz: etwas Besonderes zu sein. Und das immer wieder von Neuem. (Bruce Philip)

 

Quelle / Mehr: «What are the top five reasons why startups fail?», in: Quora