Wer sich selbstständig machen will, fragt sich, wann der richtige Moment für die Firmengründung sei. Doch den perfekten Augenblick gibt es nicht. Wer aber die folgenden acht Fragen mit «Ja» beantworten kann, hat gute Voraussetzungen, seine Ziele als Unternehmer zu erreichen.
«Erfolgreich eine Firma zu gründen ist prinzipiell jederzeit möglich – sofern die Voraussetzungen stimmen.» Das sagt Simon May, Geschäftsführer des IFJ Institut für Jungunternehmen AG. Er weiss aus seiner langjährigen Erfahrung: Die Schweiz ist, unabhängig von Wirtschaftslage oder Jahreszeiten, ein Gründungsland – und Innovationsweltmeister. Seit 2017 werden Jahr für Jahr mehr Firmen gegründet. May weiss aber auch: «Wer sich erfolgreich selbstständig machen will, muss vor und in der Gründungsphase viele Fragen klären.» Und das sind sie, die acht entscheidenden Fragen:
1. Haben Sie eine zündende Geschäftsidee?
«Das Wichtigste», sagt May, «ist eine brillante Geschäftsidee.» Die unterscheidet sich von einem guten Einfall dadurch, dass sie einen Markt anspricht. May: «Eine Geschäftsidee ist gut, wenn die angedachten Produkte oder (Dienst-) Leistungen ein dauerhaftes oder zumindest immer wiederkehrendes Bedürfnis erfüllen. Im Idealfall verhilft sie der Firma zu einem Alleinstellungsmerkmal und damit zu Vorteilen im Markt.» Heisst konkret: Eine Geschäftsidee füllt eine bestehende Produkt- oder Angebotslücke (auch regional), verbessert Abläufe, spart Kosten oder löst Probleme. Damit bietet sie stets einen klaren Kundennutzen.
2. Haben Sie das nötige Fachwissen und ein gutes Netzwerk?
Die beste Geschäftsidee nützt nichts, wenn die für erfolgreiche Unternehmer typischen Fähigkeiten fehlen. Wer sich selbstständig machen will, braucht hervorragendes Fachwissen für die anvisierte Branche – und unternehmerisches Flair. Verhandlungsgeschick, Eloquenz, innovatives Denken, Hartnäckigkeit, Passion, Einsatzwille, Zuverlässigkeit, Kundengespür, Freundlichkeit und Pünktlichkeit sind zentral. Zudem ist ein gutes Netzwerk nötig. Denn aus diesem generiert man Empfehlungen, Verbindungen – und damit Aufträge. Simon May sagt: «Das Rüstzeug für die Selbstständigkeit hat viele Facetten. Man muss mit Menschen ebenso gut umgehen können wie mit Zahlen und Budgets. Man muss sein Zeitmanagement im Griff haben. Man muss immer die zündende, alles entscheidende Idee haben. Und man braucht einen Riecher für gute Geschäfte sowie das Wissen, um diese von schlechten Geschäften unterscheiden zu können.»
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3. Verfügen Sie über einen realistischen Businessplan?
Der Businessplan ist die Leitfibel für Start, Aufbau und Entwicklung der Firma. Zudem gibt er Halt und Anleitung im Krisenfall. Laut May sollte er «einfach und realistisch» das Geschäftsmodell beschreiben, die Vision (5-Jahres-Plan) vorzeichnen und die Strategie (Zielgruppen, Erfolgsfaktoren) definieren. Auch eine Marktanalyse sowie ein Massnahmen- und Finanzplan gehören dazu. May: «Im Idealfall liefert der Businessplan eindeutige Antworten auf die Frage: Was soll es, was bringt es – und was kostet es? Denn er ist vor allem auch das wichtigste Dokument für potenzielle Investoren.» Ganz wichtig: Ein Businessplan ist nicht in Stein gemeisselt. Nach der erfolgreichen Startphase muss er periodisch überprüft und der Geschäfts- und Marktentwicklung entsprechend adaptiert und weiterentwickelt werden.
4. Ist die Finanzierung der Firma gesichert?
Apropos Investment und Geld: Wer eine eigene Firma gründen will, benötigt Kapital. Zwei bis drei Jahre sollte es reichen – denn so lange dauert laut Faustregel die Aufbauarbeit. Fein raus ist, wer alles aus Eigenmitteln finanzieren kann. Alle anderen benötigen Investoren. Egal, ob Freunde, Verwandte, Business Angel oder Crowdfunding: Investoren wollen überzeugt werden – und sie merken sofort, ob eine Geschäftsidee ausgereift, ein Gründungskonzept stimmig ist. Das heisst: Ohne fundierten Businessplan, offene Kommunikation, Überzeugungs- und Strahlkraft, erstklassige Argumente sowie eine perfekte Präsentation der eigenen Geschäftsidee wird die Investorensuche schwer.
5. Ist Ihre Infrastruktur bereit – und zwar auch die digitale?
Was laut Simon May viele beim Sprung in die Selbstständigkeit unterschätzen ist, dass am Tag der Firmengründung die gesamte Infrastruktur parat sein muss: Showroom, Produktions- und Lagerstätten, Büros und gut organisierte Arbeitsplätze sind das eine. Das andere aber ist die die komplette digitale Arbeitsumgebung. Zu der gehört erstens die ICT-Infrastruktur bis hin zu Druckern, Scannern und elektronischem Archiv. Zweiter Teil ist die gesamte Kommunikationstechnik, also Festnetz- und Mobiltelefonie und E-Mail. Drittens und nicht zu vergessen: Alle relevanten Business-Applikationen, namentlich für Buchhaltung, Lohn- und Personalwesen, Zusammenarbeit, Steuerung und Planung. Simon May gibt zu bedenken: «Ohne leistungsstarke Arbeitsumgebung läuft gar nichts – selbst wenn der Zeitpunkt für die Firmengründung perfekt gewählt wurde.»
6. Können Sie Ihre künftigen Kunden begeistern?
Zufriedene Kunden sind das Ziel jedes Unternehmens. Als Gründer sollten Sie Ihre Kunden aber nicht nur zufriedenstellen, sondern begeistern! Werden Kunden nämlich zu wahren Fans, bleiben sie nicht nur treu, sondern machen ohne Ihr Zutun auch Mund-zu-Mund-Propaganda. Die aber ist die beste Werbung, die es überhaupt gibt. Bedenken Sie: Die Definition der offerierten (Dienst-)Leistungen oder Produkte bestimmt die Marktchancen und oft – etwa bei saisonalen Angeboten – auch den idealen Moment für die Firmengründung. Zentrale Eckpunkte sind Sortiment, Produktprogramm, Preiskalkulation sowie Zielgruppen- und Wettbewerbssituation. Noch wichtiger als das konkrete Angebot ist aber, dass Ihre Produkte und (Dienst-) Leistungen die Kunden begeistern – und zwar restlos.
7. Ist ein starker Marktauftritt möglich?
Ein professioneller Marktauftritt ist das A und O. Dazu braucht es einen einprägsamen, unverwechselbaren Firmennamen und ein ebensolches Logo. Ebenso eminent ist wirkungsvolles Marketing. Dazu gehört, dass Website und Social-Media-Auftritt, Briefpapier, Visitenkarten und Drucksachen (Speisekarte, Preisliste, Prospekte) sowie Marketingplan und -instrumente pünktlich zum Zeitpunkt der Firmengründung fertig sind. Zum Marketing gehört aber auch, die nötige Zeit für das Networking oder das Ausloten neuer Vertriebskanäle und Absatzmärkte einzuplanen. Nicht vergessen: In einwandfreiem Deutsch (und ggf. weiteren Sprachen) verfasste und sauber gestaltete Vorlagen für die gesamte Geschäftskorrespondenz, also Briefe, Offerten, Rechnungen, Mahnungen, Lager- und Bestelllisten etc.
8. Sind alle Rechts- und Finanzfragen geklärt?
Der richtige Zeitpunkt für die Firmengründung hängt auch von Rechtsklarheit bezüglich Steuern, Kapital, Vorsorge, Versicherungen, Bewilligungen, Anmeldungen, Registrierung und Schutz des Geistigen Eigentums ab. Unbedingt geklärt werden muss vor allem die Frage der Rechtsform, also ob eine Personen- (Einzelfirma) oder eine Kapitalgesellschaft (GmbH, AG) gegründet werden soll. Massgeblich dabei sind laut May Kriterien wie Firmengrösse und -struktur, Gründerzahl, Kosten-, Steuer- und Haftungsfragen, aber auch die anvisierte Reichweite (regional, national, international) der Firma. Simon May betont: «Aufgrund der Komplexität vieler Rechts- und Finanzierungsfragen ist eine umfassende Beratung durch Gründer-Unterstützer, Wirtschaftsanwälte und/oder Treuhänder dringend zu empfehlen.»
Und, sind Sie bereit? In der folgenden Box finden Sie weitere Informationen und Beratung.
Tipps und Beratungsangebote für die Firmengründung
Das IFJ Institut für Jungunternehmen AG gründet jährlich rund 2’000 Firmen und hat seit 1989 schon mehr als 110’000 Gründer/innen begleitet. Der Startup-Support des IFJ ist dank namhafter Partner für die Teilnehmenden kostenlos.
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