Selbständig: in Vollzeit oder Teilzeit?
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Vollzeit oder Teilzeit? Hauptsache selbständig!

Sollen Sie sich voll ins Abenteuer Selbständigkeit stürzen oder sich fürs Erste im Nebenerwerb selbständig machen? Dieser Artikel hilft Ihnen bei der Entscheidungsfindung.

2021 kann nur besser werden als das Vorjahr, finden Sie nicht? Der perfekte Zeitpunkt für die Gründung Ihres Unternehmens. Also: Packen Sie die Chance beim Schopf und starten Sie Ihr eigenes Business. Wir sind uns sicher, dass Sie bereit dazu sind.

Gründen liegt im Trend: 2020 wurden trotz der Coronavirus-Pandemie 46 842 neue Firmen ins Schweizerische Handelsregister eingetragen. Das sind 5,3 Prozent mehr Neugründungen als im Jahr 2019, das bereits als Gründungs-Rekordjahr gefeiert wurde. Am gründungsfreudigsten waren 2020 laut IFJ Gründerinnen und Gründer der Branchen Marketing und Kommunikation, Coiffeur und Kosmetik sowie Detailhandel (prozentualer Anstieg im Vergleich zum Vorjahr). Diese Zahlen zeigen: Die Schweiz ist und bleibt ein Pionier- und Gründerland.

Welches Businessmodell passt zu Ihnen?

Entgegen einem weit verbreiteten Irrglauben arbeiten nicht alle Selbständigen rund um die Uhr. Natürlich steckt Herzblut im eigenen Unternehmen – doch über Ihr Pensum und Ihr Modell entscheiden Sie. Immerhin sollte Ihre Selbständigkeit, wie jeder andere Job, zu Ihrem Lebensstil passen. Ob Sie eher ein Vollzeit-Gründer sind oder sich in Teilzeit selbständig machen sollten, verrät Ihnen unser Entscheidungsbaum. So steht Ihrer Gründung (hoffentlich) nichts mehr im Weg. 2021 wird Ihr Jahr. Was hält Sie noch auf?

In wenigen Schritten zum Ergebnis

Achtung: Bei diesem Entscheidungsbaum müssen Sie ein wenig rechnen. Am besten notieren Sie sich die Punktezahl der Zwischenergebnisse (blau hinterlegt) auf einem Blatt Papier oder tippen diese in den Rechner Ihres Handys ein. Ansonsten funktioniert der Entscheidungsbaum wie jeder andere: Sie starten mit der ersten Frage ganz oben und wählen jeweils die Antwort, die am ehesten zu Ihnen passt. So werden Sie von Frage zu Frage geleitet. Am Schluss addieren Sie alle Punkte und gelangen zur Auflösung. Los geht’s!

Entscheidungsbaum zur Selbständigkeit

Lesen Sie jetzt die Möglichkeiten und Herausforderungen einer Vollzeit-Selbständigkeit und einer Teilzeit-Selbständigkeit.

Bereit für eine Vollzeit-Selbständigkeit

Sie sind bereit, sich voll und ganz auf den Aufbau Ihres eigenen Business zu fokussieren? Die Vorteile einer Vollzeit-Selbständigkeit liegen auf der Hand.

Möglichkeiten der Vollzeit-Selbständigkeit

  1. Starten Sie schneller durch: Sie können Ihre ganze Zeit, Konzentration und Motivation Ihrem Business widmen. Das ist von Vorteil, wenn Sie sich zeitlich nach Ihren Kunden richten müssen. Aber auch, wenn Multitasking nicht zu Ihren Stärken gehört.
  2. Das Leben als Digital-Nomade oder Nachteule geniessen: Als Vollzeit-Selbständiger sind Sie Ihr eigener Chef und können meist selbst entscheiden, wann und von wo aus Sie arbeiten.
  3. Sie sind bereit für Grossaufträge: Als Vollzeit-Selbständiger bewältigen Sie auch zeitkritische Aufträge – im Nebenerwerb entgehen Ihnen solche häufig durch einen Mangel an Kapazitäten.  
  4. Sie leben Ihre berufliche Passion: Sie machen eine erfüllende und authentische Arbeit, die Sie selbst gestalten können. Und zwar rund um die (Arbeits-)Uhr.

Wo es Vorteile gibt, gibt es auch Nachteile – das liegt in der Natur der Dinge.

Herausforderungen der Vollzeit-Selbständigkeit

  1. Denken Sie beim Budgetieren an laufende Kosten: Wenn Sie im Haupterwerb gründen, tragen Sie alleine alle Kosten für die Sozialversicherungen (AHV/IV/EO/Unfall).
  2. Ein guter Businessplan alleine reicht nicht für den Erfolg: Es kann dauern, bis Ihr Business schwarze Zahlen schreibt. Im besten Fall haben Sie Startkapital, das Sie durch die Gründungsphase bringt. Oder Sie haben bereits ein gutes Netzwerk und Kontakt zu potenziellen Kunden, sodass Sie schnell Geld verdienen werden.
  3. Work-Life-Balance als Herausforderung: Als Neugründer werden Sie sehr wahrscheinlich mehr arbeiten als in einem Angestelltenverhältnis. Bleiben Familie, Freunde oder Ihre Hobbys dabei auf der Strecke?
  4. Gründen und eine Firma betreiben bedeutet viel Administration: Sind Sie den administrativen Tätigkeiten gewachsen? Konsultieren Sie am besten frühzeitig einen Start-up-Berater, um sich Expertise in Themen wie Rechtsform, Rechnungswesen oder Mehrwertsteuerpflicht (ab einem jährlichen Umsatz von CHF 100 000) anzueignen. Viele Gründer unterschätzen den administrativen Aufwand.

Silvia Nadenbousch, LARS Brillen

«Ich fühle mich als Selbständige freier als damals in meinem Corporate-Job. Scheint unter der Woche die Sonne, nehme ich mir den Freiraum und steige aufs Rennvelo. Dafür hole ich meine Arbeit an einem verregneten Samstag nach. Mein Geschäftspartner und ich sind uns hier einig – wir wollen nachhaltig erfolgreich sein und nicht ausbrennen. Wenn es nötig ist, legen wir aber auch mal eine Nachtschicht ein.»

Silvia Nadenbousch, seit Sommer 2020 in Vollzeit selbständig bei LARS Brillen.


Bereit für eine Teilzeit-Selbständigkeit

Sie sind auf dem besten Weg, sich neben Ihrem Job selbständig zu machen – wie spannend! Ein Business in Teilzeit zu gründen, hat viele Vorteile.

Möglichkeiten der Teilzeit-Selbständigkeit

  1. Ihre Lebenshaltungskosten sind gesichert: Durch Ihr geregeltes Einkommen ist die Gefahr, aus finanziellen Gründen zu scheitern, wesentlich geringer als bei Vollzeit-Selbständigen. Ausserdem sind Sie kreditwürdiger für Banken und weniger abhängig von einzelnen Auftraggebern.
  2. Gönnen Sie Ihrer Idee einen Test-Run: Als Teilzeit-Selbständiger stehen Sie weniger unter Zeitdruck. Sie können sich ein Netzwerk und einen Kundenstamm aufbauen und Ihre Produkte oder Services in Ruhe testen und vermarkten.
  3. Anfängerfehler sind verzeihbarer: Jeder Neugründer macht Fehler. Im Nebenerwerb sind diese meist nicht existenziell. So können Sie Erfahrung sammeln und diese nutzen, falls Sie irgendwann den Schritt in die Vollzeit-Selbständigkeit machen.
  4. Bringen Sie Abwechslung in den Arbeitsalltag: Zwei Jobs bieten häufig mehr Vielfalt als einer – vor allem, wenn Sie unterschiedlichen Tätigkeiten nachgehen.

Sie sehen: Eine Selbständigkeit im Nebenerwerb vereint das Beste aus beiden Welten. Doch auch dieses Modell hat seine Tücken.

Herausforderungen der Teilzeit-Selbständigkeit

  1. Ihr Arbeitgeber muss mitspielen: Sie sollten Ihren Arbeitsvertrag kontrollieren und mit Ihrem Vorgesetzten sprechen, bevor Sie gründen. Häufig müssen Sie Ihren Nebenerwerb melden oder genehmigen lassen. Sie dürfen Ihrem Arbeitgeber im Nebenerwerb auch keine Konkurrenz machen.
  2. Durchhaltewillen und viel Geduld: Den Verpflichtungen beider Jobs gerecht zu werden, kann eine Herausforderung sein. Sie sollten die Doppelbelastung nicht unterschätzen.
  3. Ihre Idee kann versanden: Die Zeit für Ihr Business und Ihre Kunden ist begrenzt. Ihr Angestelltenjob geht häufig vor, da er mehr Geld einbringt.
  4. Sie geben ab jetzt 200% Gas: Ihre Selbständigkeit darf Ihre Leistungen im Hauptjob nicht mindern. Sie wollen Ihre Haupteinnahmequelle doch nicht gefährden.

Amira Mörig, Amira Bio Cosmetics

«Ich bin im Nebenerwerb selbständig, da mir meine finanzielle Sicherheit wichtig ist. Von Samstag bis Montag arbeite ich für Amira Bio Cosmetics. Der Rest der Arbeitswoche gehört meinem Hauptjob. Meinem Business will ich Zeit lassen, erhoffe mir aber den Weg in die Vollzeit-Selbständigkeit in den nächsten zwei Jahren.»

Amira Mörig, seit Mai 2020 im Nebenerwerb selbständig mit Amira Bio Cosmetics und Gründerin via startups.ch.


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