Innosuisse fördert wissenschaftsbasierte Innovationsprojekte in der Schweiz. Im Interview erläutert die Direktorin Annalise Eggimann, wie davon Start-ups und KMU profitieren, und wo Nachholbedarf besteht.
Innovation spielt für Schweizer KMU eine wichtige Rolle, um marktfähig zu bleiben. Verschiedene Akteure unterstützen Unternehmen in diesem Prozess. Dazu zählt auch Innosuisse, die KMU und Wissenschaft zusammenbringt. Wir haben uns mit der Direktorin Annalise Eggimann über die Rolle von Innosuisse bei der Innovationsförderung unterhalten.
Frau Eggimann, was bedeutet für Sie Innovation in Bezug auf KMU?
Annalise Eggimann: Bei Innovation geht es darum, etwas Neues zu schaffen, um daraus einen Nutzen zu ziehen, sei es für das eigene Unternehmen oder für die Gesellschaft. Bei KMU geht es häufig darum, den Produktionsprozess zu verbessern, also schneller, besser oder kostengünstiger zu produzieren aber auch verbesserte oder neue Produkte und Dienstleistungen zu lancieren. Dadurch kann ein KMU den Gewinn oder Umsatz steigern.
Innosuisse unterstützt ja Projekte, die auf wissenschaftlicher Forschung basieren. Wie können KMU von dieser Unterstützung profitieren?
Unser wichtigstes Förderinstrument sind die Innovationsprojekte. Hier spannt ein KMU mit der Forschung zusammen, oft mit einer Fachhochschule. Der Bedarf nach Forschung geht dabei vom KMU aus. Als Innosuisse finanzieren wir die Forschung, während das KMU auf seiner Seite Leistungen im selben Umfang einbringt. Dafür kann das KMU die Forschungsergebnisse für sich nutzen und sich so einen Vorteil erarbeiten.
Wir unterstützen mit unseren Mentor*innen KMU dabei, solche Innovationsprojekte aufzusetzen. Sie haben Erfahrung auf diesem Gebiet und kennen auch die schweizerische Forschungslandschaft. Zusätzlich können wir auf internationaler Ebene Innovationspartner vermitteln und mit unserem Coaching-Angebot Start-ups beim Unternehmensaufbau helfen.
Was sind denn die Treiber für Innovation in der Schweiz?
Da gibt es verschiedene. Exportorientierte Unternehmen können sich im Hochpreisland Schweiz nicht über den Preis differenzieren. Also müssen sie den technischen Vorsprung halten, um über die Qualität zu punkten. Die Digitalisierung ist ebenfalls ein Treiber, um am Ball zu bleiben. Auch die Corona-Pandemie hat die Innovation gefördert, etwa beim sicheren Arbeiten im Homeoffice. Grosses Potenzial sehe ich bei Nachhaltigkeitsthemen, etwa einer nachhaltigeren Produktion. Das ist ein Wachstumsmarkt.
Von wegen Potenzial: Die Schweiz gilt ja als Innovationsweltmeisterin. Sehen Sie trotzdem Branchen mit Nachholbedarf?
An diesem Weltmeistertitel hat sicher die Pharmabranche grossen Anteil, zusammen mit unseren guten Hochschulen. Wie bereits gesagt, sind sich exportorientierte Branchen der Bedeutung von Innovation durchaus bewusst. Potenzial sehe ich vor allem bei kleineren Unternehmen und im Binnenmarkt. Ein Beispiel dafür ist die Tourismusbranche, die oft über sehr kleinräumige Strukturen verfügt. Hier gibt es bereits vielversprechende Projekte, um sich besser zu vernetzen und zu digitalisieren. Oder um von einem reinen Wintertourismus wegzukommen und auch im Sommer für Gäste attraktiver zu werden.
Sicher noch Potenzial besitzt die Landwirtschaft. Auch hier fördert Innosuisse zukunftsweisende Projekte, etwa beim gezielteren Düngen und der Schädlingsbekämpfung. Und im Gesundheitswesen und bei der öffentlichen Hand besteht Nachholbedarf bei der Digitalisierung.
Was sind Ihre Ziele mit Innosuisse?
Es ist mir sehr wichtig, mit unserer Fördertätigkeit etwas zu bewegen und die Schweizer Volkswirtschaft zu stärken. Darüber hinaus erhoffe ich mir auch internationale Effekte. Gerade auf dem Gebiet der Nachhaltigkeit haben wir dank unseren Spitzentechnologien gute Voraussetzungen, eine Vorreiterrolle zu übernehmen. Mit unserer Fördertätigkeit einen Unterschied zu machen, das ist meine Motivation und mein Antrieb.
Über Innosuisse
Seit 2015 ist die Berner Anwältin Annalise Eggimann Direktorin von Innosuisse, der Schweizerischen Agentur für Innovationsförderung des Bundes. Aus der Kommission für Technologie und Innovation (KTI) hervorgegangen, fördert Innosuisse die wissenschaftsbasierte Innovation und unterstützt damit die Interessen von Wirtschaft und Gesellschaft.
Zu den Firmen, die von der Förderung durch Innosuisse profitiert haben, gehört unter anderem das Walliser Start-up recapp, das Systeme für die maschinelle Erkennung von gesprochener Sprache entwickelt – in Mundart. Diese Spracherkennung kommt auch in Swisscom blue TV zum Einsatz.
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