Sie sind kürzlich von der Schweiz nach San Francisco gezogen. Was ist Ihr erster Eindruck von der Start-up-Szene hier im Silicon Valley?
Lea von Bidder: Die Szene ist extrem dynamisch und schnell, und die Visionen sind sehr gross. Die meisten Menschen, die ich getroffen habe, suchen mit ihren Start-ups nach international gültigen Lösungen. Sie trauen sich auch, an Lösungen zu arbeiten, wenn noch nicht ganz klar ist, in welche Richtung sie sich entwickeln. Diese Menschen möchten die Zukunft mitgestalten. Man traut sich mehr zu als in der Schweiz, daher auch dieser Enthusiasmus. Das kann am Anfang Angst machen, weil es das Gefühl gibt, dass alle an viel grösseren Projekten arbeiten als wir. Dann muss ich auf den Boden der Tatsachen zurückkehren und mir sagen, dass wir das auch können.
Wie präsent sind Start-ups in San Francisco?
Irgendwie arbeiten hier alle als Entrepreneur im Tech-Umfeld. Ich bin mal in ein Uber-Pool-Fahrzeug eingestiegen und habe die Mitfahrer gefragt, wer denn in einem Start-up arbeite. Die Antwort war jeder, sogar der Chauffeur. Das gefällt mir.
Weshalb sind Sie nach San Francisco gezogen?
Wir sind daran, den Verkaufsstart vorzubereiten. Ich war anfangs Jahr schon mal hier, um den hiesigen Markt besser zu verstehen. Wir haben uns entschieden, dass die USA unser Zielmarkt sind. Nun geht es darum, Partnerschaften aufzugleisen, den Markt zu testen und dergleichen.
Weshalb starten Sie als Schweizer Start-up nicht in ihrem Heimatmarkt?
Die USA sind ein grosser und homogener Markt. Und in San Francisco gibt es viele «Early Adopters», die sich für Wearables interessieren. Ich habe in Indien und China gelernt, dass Trends aus den USA besser herüberschwappen als beispielsweise aus der Schweiz. Und ich glaube fest daran, dass unsere Technologie etwas bewirkt und jede Frau unser Produkt einsetzen sollte.
Was versprechen Sie sich vom Silicon Valley?
Wir müssen einfach hier sein. Hier ist das Investitionsvolumen viel grösser. Wären wir in Europa geblieben, wäre die Gefahr viel grösser, von Konkurrenten überrollt zu werden. Hier profitieren wir von einem guten Netzwerk aus Investoren und anderen Leuten, die in einem ähnlichen Bereich tätig sind. Das Umfeld ist inspirierend, dieser Austausch ist weltweit einmalig.
Das könnte funktionieren.
Wie geht ihr denn um mit <hier irgendeine abstruse Situation einsetzen>?
Gibt es das nicht schon?
Nun ist aber im Silicon Valley auch die Konkurrenz viel grösser. Wie gehen Sie damit um?
Hier müssen wir uns dem globalen Wettbewerb stellen, der obersten Liga. Das ist wie wenn man von der Primarschule ins Gymnasium kommt. Wir müssen lernen, da mitzuspielen. Ich habe da aber keine Angst, denn wir sind technologisch weiter als die Konkurrenz. Das Networking ist hier viel wichtiger und intensiver als in der Schweiz. Dort haben wir viel erreicht und Wettbewerbe wie die Swisscom StartUp Challenge gewonnen. In den USA kennt uns aber niemand. Wenn wir hier einen Vorteil haben, ist es, dass wir auch den europäischen, asiatischen und südafrikanischen Markt kennen
Wie werden Sie als Vertreterin eines Schweizer Start-ups aufgenommen?
Die Menschen sind viel offener. Jeder ist bereit, sich mit mir zu unterhalten und in sozialen Netzwerken wie Facebook und LinkedIn zu vernetzen. Hier ist es normal, andere zu unterstützen. Und ich werde ernstgenommen. Hier sind es sich die Leute gewohnt, dass jemand nicht einen riesigen Erfahrungsschatz besitzt und trotzdem die Welt revolutionieren möchte.
Lea von Bidder ist Mitgründerin von Ava und beim Start-up fürs Marketing zuständig. Sie hat in Frankreich, den USA und in China studiert und unter anderem in Indien das Start-up «L’inouï» für den Vertrieb von Schokolade mitaufgebaut. Ava entwickelt ein «smartes» Armband, das mittels Sensoren den Zyklus einer Frau überwacht und bei der Schwangerschaftsplanung hilft.