Der digitale Fahrzeugassistent Autosense ist seit 50 Tagen live. CEO Jaap Vossen spricht mit uns über Hürden, Stolz und das Bibbern bei der Unternehmensgründung.
Was ist Autosense?
Autosense ist ein digitaler Fahrzeugassistent, der Autos ab Modelljahr 2001 bei Benzinmotoren und 2004 bei Dieselmotoren mit der Hilfe eines Dongles und einer App vernetzt. Standardmässig verfügbar ist ein Fahrtenbuch, Ferndiagnose und Warnungen bei zu tiefem Benzin-oder Batteriestand, Tools zur Förderung von ökologischer Fahrweise, Fahrstilstatistiken und eine Diebstahlsicherung. Darüber hinaus können Kunden via Autosense ein eigenes WiFi im Auto aktivieren.
Zudem ist es Partnern möglich, eigene Services anzubieten, z.B. Fernwartung durch Garage, Pannenhilfe, vergünstigte Versicherungen, Tanken etc.
Jaap, du warst von der Stunde Null an bei Autosense mit dabei. Wie ist eigentlich die Geschäftsidee entstanden?
In meiner vorherigen Funktion als Head of Internet of Things (IoT) bei Swisscom habe ich die Welt natürlich mit der IoT-Brille betrachtet. Weltweit werden 80 Prozent der IoT-SIM Karten in zwei Bereichen eingesetzt: in Autos und Smart Meters. Autos haben mich seit jeher fasziniert. Auto war sogar mein erstes Wort als Kind, ganz zur Enttäuschung meiner Eltern (lacht). Autobauer wollte ich aber natürlich nicht werden, das wäre ja in der Schweiz auch etwas schwierig.
Wir haben uns also bei Swisscom gefragt, wie wir einen Service für Autos entwickeln können, der über das damalige Kernangebot der Vernetzung und Infrastruktur hinausgeht. Und so sind wir auf die Idee gekommen, ein lokales Ökosystem aufzubauen: Swisscom sorgt für die Vernetzung des Autos, die Partner bringen ihre Services ein, beispielsweise automatische Pannenhilfe, individualisierte Versicherungen oder eine digitale Tankkarte.
Von der Geschäftsidee zur Unternehmensgründung war es dann aber ein weiter Weg. Was würdest du heute anders machen, um schneller ans Ziel zu kommen?
Eigentlich sind wir schnell gestartet, nämlich mit einem Proof-of-Concept. Obwohl dieser erfolgreich verlief, konnten wir nicht gleich mit der Unternehmensgründung loslegen. Denn es fehlte an Budget und Ressourcen. Das ist ja die Krux an der Sache: man legt bereits vor der eigentlichen Gründung los, um die Durchführbarkeit des Vorhabens unter Beweis zu stellen. Unter Umständen hat man dann also bereits Testkunden, aber weder ein Unternehmen im Sinn einer rechtlichen Einheit, noch Budget für die nächsten Schritte. Deshalb würde ich heute bereits basierend auf einer Idee Budget beantragen und Leistungsindikatoren (KPIs) definieren, auf deren Basis der Gründungsentscheid gefällt werden kann.
Swisscom hat die Unternehmensgründung schliesslich als Investorin unterstützt. Damit eröffnete sich für dich die Chance, die CEO-Position bei Autosense zu übernehmen. Wie hast du den Wechsel vom Gross- zum Jungunternehmen erlebt?
Vorweg: Ich habe sehr lange überlegt, ob ich diese Position annehmen soll. Denn der Job als Head of IoT hat mir enorm Spass gemacht. Über längere Zeit habe ich meinen Swisscom-Job und die Weiterentwicklung der neuen Geschäftsidee Idee parallel gemacht. Das war nicht befriedigend. Und so habe ich mich dafür entschieden, mich Vollgas Autosense zu widmen und das Baby grosszuziehen.
Bis jetzt habe ich den Entscheid nicht bereut. Als CEO eines Jungunternehmens habe ich natürlich viel mehr Entscheidungs- und Gestaltungsspielraum, zum Beispiel, was das Realisieren von Ideen oder die Definition von Prozessen und Abläufen betrifft. Aber ich sehe mittlerweile auch, dass in einem Grossunternehmen viele Dinge wie selbstverständlich und dadurch auch sehr effizient laufen, etwa die IT für die Mitarbeitenden, Versicherungen oder generell der Support durch die Stabsstellen. Darum müssen wir uns nun selber kümmern.
Hinter Autosense steckt ein Team von aktuell 8 Personen. Wie schafft ihr es, alle an einem Strick zu ziehen?
Hier gibt’s einen weiteren Unterschied zum Grossunternehmen: das ganze Team ist von Beginn an mit dabei. Die Leute sind von der Idee überzeugt und wollen aufs gleiche Ziel hinarbeiten. Das gibt natürlich einen anderen Drive. Auch arbeiten wir als Team viel enger zusammen als ich dies vorhin im Grossunternehmen erlebt haben. Das ist auch nötig, denn unter dem Strich haben wir mehr Aufgaben als Ressourcen.
Im Kleinunternehmen ist natürlich auch jeder einzelne betroffen, wenn etwas schiefgeht. Entsprechend akzeptieren wir die Schwächen der anderen und fangen diese auf. Es gibt kein Finger Pointing – wir stehen füreinander ein.
Seit 50 Tagen seid ihr live. Welche gemeisterte Hürde macht dich besonders stolz?
Kurz vor dem Launch lief technisch einiges nicht, wie es sollte. Eine Hardware-Komponente war nicht sauber eingebaut. Es war schwierig, diese Fehlerursache zu evaluieren. Und so haben wir bis zuletzt gebibbert, ob wir das Problem zeitgerecht in den Griff bekommen. Aber wir haben’s geschafft!
Mit der Lancierung ist es natürlich nicht getan. Was steht nun an?
Wir haben bisher sehr stark aufs Produkt selber fokussiert. Dabei haben wir unterschätzt, wie wichtig der Vertrieb ist. Denn ein Service kann noch so gut sein – wenn niemand ihn kennt, hilft das nichts. Am Anfang hat sich das ganze Team auf die Produktentwicklung fokussiert. Nun stellen wir mehr Kapazitäten für die Vermarktung zur Verfügung.
Und natürlich geht es nun darum, das Ökosystem an Partnern weiter aufzubauen. Darauf freue ich mich ganz besonders. Denn es sind bereits sehr spannende Gespräche mit Interessenten am Laufen. Details kann ich leider noch nicht verraten.