Autonome Drohnen sind im Luftraum meist blind. Das will Manu Lubrano mit seinem Start-up Involi ändern. Ein Sensornetzwerk erfasst die unteren Schichten des Luftraums und dient so als Auge für Drohnen. Wie Involi in einem Pilotprojekt zeigte, dass ihre Daten Unfälle mit Drohnen verhindern helfen und Swisscom lernte, Sensoren zu montieren.
Drohnen sind eigentlich blind. Denn sie sehen nicht, wie sich andere Teilnehmer im Luftraum bewegen. Das will Manu Lubrano mit einem Sensornetzwerk ändern, das die Bewegungen der bemannten Luftfahrt erfasst und Drohnen zugänglich macht. Doch zuerst musste der CEO und Mitbegründer des Start-ups Involi die Erfahrung machen, dass auch am Boden nicht alles vermessen ist. «Wir wollten dabei sein, wenn der erste Sensor an einer Swisscom Antenne montiert wird», erzählt Manu Lubrano.
Doch das GPS des Autos kannte den genauen Standort in der Nähe von Premier (VD) nicht. «Wir mussten uns mit den Landeskarten von Swisstopo behelfen», erinnert er sich. «Und am Schluss zwei Kilometer durch den Morast laufen». Schliesslich kamen Manu Lubrano und Cyril Mugglin von Swisscom bei der Antenne an – schmutzig, aber zufrieden. Der Startschuss für das Pilotprojekt zusammen mit Swisscom war geglückt.
Licht in den unteren Luftraum bringen
Hinter der Montage der insgesamt sieben Sensoren für das Pilotprojekt steckt eine längere Geschichte, die sich direkt über unseren Köpfen abspielt. Denn die Zahl der Drohnen nimmt rasant zu. Und bald werden wohl auch autonome Fluggeräte ihre Lieferbahnen ziehen. Gleichzeitig ist der Luftraum bis zu einer Höhe von 600 Metern nicht kontrolliert. Das bedeutet, dass die Flugteilnehmer darin auf Sicht fliegen, was für die blinden Drohnen eine Herausforderung ist. Deshalb planen die Behörden, in den kommenden Jahren diesen Luftraum zu regeln und damit für Sicherheit bei den bemannten und autonomen Flügen zu sorgen.
Mit Involi wollen Manu Lubrano und seine Mitbegründerinnen nun mittels eines Sensornetzwerks verlässliche und genaue Daten für diese Luftraumüberwachung liefern. Mit diesen Informationen können autonome Drohnen eine sichere Flugbahn planen und sich sicher in den restlichen Flugverkehr integrieren. Für dieses Netzwerk benötigt Involi aber Sensoren an geeigneten Standorten.
Zu Besuch bei der NASA
Die Idee für die Luftraumüberwachung war also geboren. Doch woher die Antennen nehmen, an denen die Sensoren montiert werden können? Wieso also nicht auf einen Telekommunikationsanbieter zugehen, der über ein gut ausgebautes Netzwerk von Antennen verfügt? Gesagt, getan. «Einen Monat nach der Gründung bewarben wir uns bei der Swisscom StartUp Challenge», sagt Manu Lubrano. «Wir sahen darin die Chance, näher an Swisscom heranzukommen.»
Die Teilnahme an der StartUp Challenge bot Involi die Chance, die Geschäftsidee gemeinsam mit Swisscom weiterzuentwickeln. Da kleines Start-up, dort mächtige Swisscom? Cyril Mugglin, der als Open Innovation Developer auf Swisscom Seite neben Involi weitere Drohnen-Projekte betreut, winkt ab: «Wir sind gemeinsam auf ein Ziel zugegangen und haben beide dazugelernt. Ich fühlte mich als Teil des Start-ups und wurde oft auch so wahrgenommen.»
Involi konnte also abheben – zuerst einmal wortwörtlich: Als einer der fünf Gewinner der StartUp Challenge 2017 reiste das Jungunternehmen im letzten Herbst ins Silicon Valley, wo sich die Gründer mit Investoren und potenziellen Kunden trafen. Oder einfach die Idee auf ihren Realitätsgehalt testen konnten. «Der aufregendste Moment war für mich, als ich mich mit der NASA treffen konnte. Ich meine, die NASA», erinnert sich Manu Lubrano. Eine leichte Erregung schwingt immer noch in seiner Stimme mit. «Die NASA fand, wir seien auf dem richtigen Weg. Das war ein grossartiger Moment.» Die lange Hin- und Rückreise an dieses Meeting ist da längst vergessen.
Sehen und gesehen werden
Aus der Zusammenarbeit mit Swisscom entwickelte sich der Pilotversuch, der im Januar 2018 startete. Die sieben montierten Sensoren lieferten die gewünschten Informationen über den Luftraum. Damit hat Involi nun für potenzielle Interessenten etwas Vorzeigbares in der Hand respektive auf dem Schirm: Ein 3-D-Modell des Luftraums mit genauen und verlässlichen Daten. Nur der Antennenstandort bei Premier ist immer noch nicht als «Point of Interest» im Navi verfügbar.
«Eine coole Zusammenarbeit auf Augenhöhe»
Manu und Cyril, ihr habt bei der Weiterentwicklung von Involi eng zusammengearbeitet.Wie kam es dazu?
Manu: Ich habe Cyril an der StartUp Challenge 2017 kennengelernt. Seither hatten wir einen intensiven Austausch darüber, wie Telekommunikationsunternehmen den Drohnenflug und die kommerzielle Nutzung unterstützen können. Das Pilotprojekt war ideal, um unsere Ideen zu überprüfen.
Cyril: Ich kenne Manu und Involi seit der letztjährigen StartUp Challenge. Uns hat der Ansatz gefallen, den Drohnenflug mittels Luftverkehrsdaten sicherer zu machen. Nach dem intensiven Weiterentwicklungsprogramm im Silicon Valley fanden wir es erst recht passend, zusammen ein Pilotprojekt durchzuführen.
Was war denn das Ziel eurer Co-Creation, der gemeinsamen Entwicklung?
Manu: Ziel war, herauszufinden, wie wichtig Luftraumdaten aus technischer und geschäftlicher Sicht für den Drohnenflug sind. Die Daten, die wir im Rahmen des Pilots mit unserem System erfassen, können helfen, Zusammenstösse zwischen Drohnen und Flugzeugen zu verhindern.
Cyril: Es war eine gute Gelegenheit, die Sensoren in einem realen Umfeld zu testen. Das half uns, die technischen Anforderungen besser kennenzulernen. Zudem konnten wir zusammen mit Partnern aus der Industrie evaluieren, worin der Wert solcher Daten liegt.
Ihr habt ja das Pilotprojekt gerade erst abgeschlossen. Wie lief es?
Manu: Für mich war der Pilot ein Erfolg. Auf der technischen Seite konnten wir unsere These belegen. Die Qualität der Daten ist gut genug, um allfällige Zusammenstösse zu erkennen. Andererseits war es sehr befriedigend zu sehen, dass unsere Daten ein Bedürfnis darstellen. Die potenziellen Kunden schätzten unsere Daten als fehlendes Bindeglied für sicheren Drohnenverkehr.
Cyril: Wir haben viel gelernt, sogar, wie man Sensoren am besten montiert. Wir sind sehr zufrieden mit dem Pilot, denn er hat alle unsere wichtigen Fragen beantwortet.
Und wie war die Zusammenarbeit für euch persönlich?
Manu: Viel Arbeit und viel Aufregung. Es war cool, mit Cyril und anderen Swisscom Mitarbeitenden zusammenzuarbeiten. Und auf eine solche Telekommunikations-Infrastruktur zurückgreifen zu können, war unglaublich für uns.
Cyril: Ein Beispiel, das für mich für unsere Zusammenarbeit auf Augenhöhe steht: Ich habe Involi an eine Konferenz begleitet. Auf meinem Namensschild stand ganz selbstverständlich «Involi». Es war für uns alle klar, dass diese enge Zusammenarbeit die Weiterentwicklung beschleunigt.
Drohnen den Weg zeigen – Impressionen aus dem Pilotprojekt
Der Projektvideo zeigt SenseFly, die Drohnen-Flüge für professionelle Kartografie durchführt und dabei auf Daten aus dem unteren Luftraum angewiesen ist, und Eindrücke aus der Installation des Testnetzwerks.