Die Swisscom StartUp Challenge 2018 läuft. Über 250 Start-ups buhlen um das Business Acceleration Programm im Silicon Valley – und um ein Investment von Swisscom Ventures. Auf was kommt’s an? Stefan Kuentz, der die Start-ups auf ihrer Reise ins Valley begleitet, gibt Einblick in die Investment-Kriterien von Swisscom.
Die Top 10 der Swisscom StartUp Challenge 2018 stehen fest!
Diese Startups buhlen um das Business Acceleration Programm im Silicon Valley und ein Venturing Investment von Swisscom:
Stefan, du bist Investment Director bei Swisscom Ventures. Im Rahmen der StartUp Challenge habt ihr unter anderem in Geosatis, Ava und NanoLive investiert. Du begleitest die Start-ups auch dieses Jahr auf ihrer Reise ins Valley und kannst so ihre Geschäftsmodelle auf Herz und Nieren prüfen. Welche Faktoren müssen stimmen, damit ihr in ein Start-up investiert?
Unser primärer Fokus sind Firmen die schon erste Sporen abverdient haben. Das heisst, ein Produkt muss vorhanden sein, das mit Kunden getestet wurde und schon erste Umsätze erzielt oder kurz davorsteht. Zudem sind wir jeweils nicht die ersten Investoren, die in ein Start-up investieren. Swisscom Ventures investiert als Einstieg in der Regel in A- Runden, in speziellen Fällen in B-, C- und Seed-Runden und bleibt als Investor dann auch in zukünftigen Runden dabei. Meistens sind wir mit weiteren Investoren beteiligt, vorzugsweise anderen Venture Funds oder Corporate Venture Capital Funds.
Wenn wir an Board kommen, wollen wir mehr als nur die Finanzierung sicherstellen. Als strategischer Investor unterstützen wir mit unserem internationalen Netzwerk und Know-how, bieten Zugang zu unserer technischen Infrastruktur und zu Vertriebskanälen.
Swisscom StartUp Challenge
Die Swisscom StartUp Challenge ist die exklusive Chance für Schweizer Hightech Start-ups in der Early- und Extension Stage sowie mit internationalen Wachstumsambitionen auf ein Business Accelerator Programm im Silicon Valley.
Worauf achtet Swisscom Ventures bei der Beurteilung eines Start-ups?
Die Gründer, die CEOs, die Management Teams – es sind die Menschen, die für uns ausschlaggebend sind. Was wir suchen, ist die Zusammenarbeit mit kreativen, talentierten und mutigen Unternehmern. Menschen, die das spezielle Etwas haben, etwas Einzigartiges schaffen wollen, ihren Traum unnachgiebig verfolgen, andere grosse Talente anziehen und alles daransetzen, grosse Erfolge zu realisieren.
Wichtig ist uns auch, wie sich das Unternehmen seit seiner Gründung entwickelt hat. Was sind die Ambitionen, Erfolge, Rückschläge, wer sind die Türöffner? Und natürlich interessiert uns die Technologie: ist diese neuartig, disruptiv genug, um auch internationaler Konkurrenz Stand zu halten?
Inwiefern profitieren Start-ups von eurem Investment?
Dies lässt sich am besten illustrieren an einem konkreten Fall: Im August 2013 hat Swisscom in KeyLemon investiert und sich auch an den Finanzierungsrunden 2015 und 2017 beteiligt. Das Swisscom TV Produktmanagement war überzeugt von der Spracherkennungslösung, die Schweizer Dialekt erkennt und hat diese in die TV Fernbedienung integriert. Dies hat sich äusserst positiv auf den Umsatz von KeyLemon ausgewirkt. 2018 schliesslich wurde KeyLemon von AMS akquiriert.
Von welchen Investitionsvolumen sprechen wir denn?
Seit unserer Gründung 2007 haben wir insgesamt 100 Millionen Schweizer Franken in Start-ups investiert. Unsere jährlichen Investitionen haben wir mittlerweile auf 30 bis 40 Millionen erhöht. Dies dank eines neuen Funds über 200 Millionen, der teilweise durch institutionelle Investoren finanziert wird. Wieviel wir in ein einzelnes Start-up investieren, hängt von der Phase und der entsprechenden Finanzierungsrunde ab. In einer frühen Phase kann das Ticket zwischen einer halben bis fünf Millionen liegen. Pro Finanzierungsrunde sind es durchschnittlich zwei bis drei Millionen. Über mehrere Runden hinweg bis zum Exit, kann sich dies bis auf 20 Millionen aufsummieren.
Auf welche Meilensteine der vergangenen Jahre seid ihr bei Swisscom Ventures besonders stolz?
Wir haben seit 2007 in über 50 Jungunternehmen in den Bereichen IT, digitale Medien und Telekommunikation investiert, rund die Hälfte davon im Inland. Denn die Schweiz ist ein sehr attraktives Land für Venture Capitalists, gerade auch im ICT-Umfeld. Und das Engagement für die Innovationslandschaft Schweiz und die Digitalisierung unseres Landes ist eines unserer zentralen Anliegen.
In der Schweiz waren wir in den letzten Jahren – gemessen an Deals – aktivster Venture Capitalist über alle Branchen hinweg. Auch weltweit gelten wir gemäss Ratings als zweitaktivster Corporate Venture Capitalist unter den Telcos. Momentan umfasst unser Portfolio 32 Firmen. Vier davon befinden sich in den Top 10 der Swiss Top 100 Start-ups 2017. Das hat uns natürlich sehr gefreut!
Erfolgreich unterwegs sind wir auch mit unseren Exits: Bisher haben wir insgesamt 20 Portfoliobeteiligungen veräussert, davon zwei über die Nasdaq Börse. Zwei Drittel der Veräusserungen haben eine positive Rendite für Swisscom erzielt.