Ein Jahr autoSense. Wo steht die App im Rating? Was hat es mit dem Dilemma Produktentwicklung versus Vertrieb auf sich? Reicht es aus, wenn ein Jungunternehmen gewichtige Aktionäre im Rücken hat? CEO Jaap Vossen im Gespräch.
autoSense ist ein Tochterunternehmen von Swisscom (Schweiz) AG, der AMAG Group AG sowie Zurich Schweiz*. Das Unternehmen entwickelt und offeriert Dienstleistungen für Privatpersonen und Flottenmanager rund um die intelligente Vernetzung von Autos.
Jaap, vor einem Jahr seid ihr mit autoSense gestartet. Was war denn dein absolutes Highlight in dieser Zeit ?
Das war genau ein Jahr nach Lancierung, nämlich am 4. Juni 2019. Dann hat es die autoSense Fuel App im App Store in die Top 10 geschafft!
Wow, das ist ja auch eine Top Leistung! Wie habt ihr das geschafft?
Mit der richtigen Idee, mit Teamarbeit, Leidenschaft und langem Atem. Sicher haben uns auch die etablierten Marken Swisscom, AMAG und Migrol dabei geholfen, rasch Bekanntheit zu erlangen.
Gibt’s sonst noch News aus eurer «Garage»?
Klar! Wir haben nun drei Aktionäre: Swisscom, AMAG und neu auch Zurich. Auf der App haben die Kunden bereits Zugriff auf Angebote von sechs Service Providern – darunter Migrol Fuel, damit lässt sich bargeldlos tanken. Wir haben über 70 Geschäftskunden, die autoSense für ihr Flottenmanagement einsetzen. Und soeben hat die Steuerbehörde das elektronische Fahrtenbuch der autoSense für die Steuererklärung empfohlen.
Da ist tatsächlich einiges gelaufen! Habt ihr damit auch die gesetzten Ziele erreicht?
Grösstenteils. Bei den Privatkunden haben wir die Ziele bezüglich App Downloads übertroffen. Das trifft auch auf die Flottenmanagement Kunden zu, vor allem dank grossem Interesse seitens KMU. Mit den Partnerservices käme ich am liebsten noch schneller voran. Unser Ziel ist es ja, ein lokales Ökosystem aufzubauen: Swisscom sorgt für die Vernetzung des Autos, die Partner bringen ihre Services auf die App.
Wo liegen denn die Herausforderungen im Ökosystemaufbau?
Es prallen Welten aufeinander: Unsere Wunsch-Partner sind oft Firmen mit Milliardenumsätzen in etablierten Geschäften. Wir dagegen fahren ein breit abgestütztes Geschäftsmodell, welches offen für alle Marken und Serviceanbieter ist. Sie verfügen über eingespielte Prozesse, wir agieren sehr agil. Da muss man sich erst finden, und das braucht Zeit. Zudem ist Co-Innovation sehr aufwändig, insbesondere wegen IT-Schnittstellen. Die parallele Begleitung diverser Projekte ist zudem eine Frage der Ressourcen.
Gründer zahlen 6 Monate keine Abogebühr
Mit dem StartUp-Vorteil nutzen Neugründer das Swisscom Paketangebot mit Internet, Telefonie, Mobile und Service – oder auch nur einzelne Bestandteile davon – für ein halbes Jahr kostenlos.
Und wie geht ihr mit den erwähnten Herausforderungen in der Co-Innovation um?
Wir versuchen, die Hürden zu senken, z.B. in der IT – oder auch, in dem wir abgespeckte Lösungen entwickeln und nicht von Beginn weg ein perfektes Produkt anstreben. Und wir entwickeln nicht mehr alles selbst, sondern involvieren unsere Partner, indem wir ihnen Zugriff auf die Schnittstellen für die Weiterentwicklung der App geben.
Nun habt ihr ja starke Investoren im Rücken. Steht ihr denn am Markt nicht vor allem wegen deren Finanzen und Netzwerk so gut da?
Das sehe ich nicht so. Denn: niemand hat auf unser Angebot gewartet. Wir müssen beweisen, dass wir den Kunden und somit auch den Aktionären einen Mehrwert bringen. Gerade in Marketing und Kommunikation arbeiten wir zudem mit beschränkten Mitteln und fokussieren auf sehr gezielte Massnahmen wie Social Media, SEO und direkte Medienkontakte. Natürlich hilft uns beispielsweise der Vertrieb via AMAG. Es liegt aber an uns, die Vertriebsmitarbeitenden zu schulen und fürs Produkt zu begeistern.
Vertrieb ist ja ein entscheidender Punkt. Was habt ihr diesbezüglich gelernt im vergangenen Jahr?
Wir haben die Komplexität unterschätzt. Denn wir waren zu fokussiert darauf, das Produkt pfannenfertig zu entwickeln. Es ist aber sehr entscheidend, wie ich das Produkt an den Markt bringe. Hier gilt es, einen ganzen Rattenschwanz anzupacken: zum Beispiel Positionierung, Point of Sales, Logistik, Incentivierung des Vertriebs, Markom-Strategie und vieles mehr. Rückblickend würden wir hier rascher planen und nicht ausschliesslich aufs Produkt fokussieren.
Und gleichzeitig darf die Produktentwicklung nicht vernachlässigt werden – wie schafft ihr diese Balance?
Genau, neben dem Kundennutzen, den ein Produkt mit sich bringen muss, entscheidet der Vertrieb über Erfolg oder Misserfolg. Aber auch die bestehenden Kunden müssen happy sein. Fokussieren wir also auf Neukundenakquise oder machen wir einen Newsletter für Bestandeskunden? Setzen wir auf den AMAG-Vertrieb oder professionalisieren wir erst unseren eigenen Online-Vertrieb? Kümmern wir uns um die Projekt-Pipeline oder das Lifecycle Management bestehender Services? Das sind tagtägliche Fragestellungen in einem Start-up. Und es gibt kein richtig oder falsch. Obwohl wir bei vielen Entscheiden Daten als Grundlage zur Verfügung haben, verlasse ich mich doch auch immer wieder auf mein Bauchgefühl.
Was fordert euch sonst noch im Moment?
Das Team ist massiv gewachsen – von 5 auf 15 Mitarbeitende, der Kundenbestand wie erwähnt ebenfalls. Deshalb brauchen wir professionellere Strukturen und Prozesse. Eine weitere Herausforderung: Wir müssen die Kundenfeedbacks noch gezielter in die Produktentwicklung einfliessen lassen. Denn unsere Kunden wissen sehr genau, was sie wollen und was am Produkt noch verbessert werden kann. Die Feedbacks gelangen jedoch über die unterschiedlichsten Kanäle zu uns. So zum Beispiel via Facebook, Mail, Anruf beim Support Team oder im direkten Gespräch vor Ort beim Kunden. Wir wollen diese Inputs noch systematischer klassifizieren, gruppieren, bewerten und in der Entwicklung berücksichtigen.
Zu guter Letzt: worauf dürfen sich die autoSense Kunden freuen?
Im Bereich Versicherung wird es schon bald spannende Neuerungen geben, die sich aufs Portemonnaie positiv auswirken. Bis Ende Jahr sind bei AMAG auch die unabhängigen Händler mit dabei – das sind über 300 Garagisten, die mit AMAG kooperieren. Und Zurich kommt noch in diesem Jahr mit einem ersten Service auf der App.
*unter Vorbehalt der Genehmigung durch die Wettbewerbskommission (WEKO)
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autoSense ist ein Tochterunternehmen von Swisscom (Schweiz) AG, der AMAG Group AG sowie Zurich Schweiz. Das Unternehmen bietet Dienstleistungen rund um die intelligente Vernetzung von Autos – sowohl für Privatpersonen, wie auch für Flottenmanager.
Mittels einer App und einem Adapter erhält der Fahrzeugbesitzer einen digitalen Assistenten für sein Auto – egal ob Neuwagen oder Occasion. Standardmässig verfügbar sind unter anderem ein digitales Fahrtenbuch, Ferndiagnose oder Warnungen bei zu tiefem Benzin- oder Batteriestand.
Die Plattform steht interessierten Partnern offen und wird laufend um spannende Angebote erweitert. So sind bereits folgende Partnerservices verfügbar: bargeldlos tanken mit Migrol, Garagenservice der AMAG, Pannendienst der Totalmobil!, Belohnungssystem der AMAG Leasing, eine Occasions- und Anschlussgarantie von Volkswagen Financial Services sowie eine digitale Begleitung für Fahrschüler und Fahrlehrer der Fahrschule.ch.