Coworking Spaces sind der goldene Mittelweg zwischen dem unruhigen Firmenbüro und dem einsamen Homeoffice, ergänzt durch eine unaufdringliche Gemeinschaft zwischen den Coworkern und eine inspirierende Arbeitsumgebung. Ein Überblick über Coworking-Gelegenheiten in der Schweiz.
Flexibles Arbeiten ist hoch im Kurs. Laut dem Flexwork Survey 2016 der Work Smart Initiative arbeiten 24 Prozent der Befragten bereits häufig oder zumindest öfters mobil. Und gemäss der Studie «„Arbeitsplatz der Zukunft» von Deloitte ist ein Viertel der Erwerbstätigen haupt- oder nebenberuflich als Freelancer tätig. Dazu passen fixe Arbeitsorte und «9-to-5»-Präsenz schlecht. Aber auch Arbeitnehmer, die vom Geschäft aus oft auf Kundenbesuch oder bei Lieferanten unterwegs sind, möchten die Zeit zwischen den Terminen produktiv verbringen und sind auf einen geeigneten Ort angewiesen, um ausserhalb des Firmenbüros zu arbeiten.
Inspiration aus anderen Branchen
Als Alternative zum oft allzu stillen Homeoffice oder zur umso lärmigeren Umgebung in einem Café kommt Coworking zunehmend in Mode: Leute aus verschiedenen Firmen, Freelancer, Digitale Nomaden und Start-up-Teams arbeiten in einem offenen Gemeinschaftsbüro. Meist jeder für sich – aber mindestens in der Kaffeepause oder beim Mittagessen spricht man miteinander, tauscht Ideen aus oder lässt sich von einer Kollegin aus einer ganz anderen Branche inspirieren. Und nicht nur das: Der ganze Coworking Space, wie die Bürogemeinschaft 2.0 sich nennt, bietet eine angenehme, inspirierende und kreativitätsfördernde Atmosphäre – anders als die herkömmlichen, eher bieder gehaltenen Business Center, die es schon länger gibt.
Der erste Coworking Space entstand 2005 in San Francisco. Der Softwareentwickler Brad Neuberg hatte vom einsamen Büro zuhause die Nase voll und wollte stattdessen den Fünfer und das Weggli: Freiheit wie beim selbstständigen Arbeiten und gleichzeitig das Gemeinschaftsgefühl und die Struktur, die einem nur die Zusammenarbeit mit anderen geben kann. Nach wie vor ist der Community-Gedanke in den heute zahlreichen Coworking Spaces allgegenwärtig.
Coworking – für wen?
- Für Freelancer und Mikrounternehmen, die ein günstiges, zentrales Büro mit guter Infrastruktur suchen.
- Für mobile Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die die Zeit zwischen Terminen produktiv nutzen wollen.
- Für alle, die sich von anderen Coworkern inspirieren lassen und neue Ideen kennenlernen möchten.
- Für Leute, die auch ausserhalb der Firma arbeiten, aber Beruf und Privatleben trennen wollen.
- Für Angestellte, die konzentriert arbeiten möchten und in der Firma immer von Kollegen abgelenkt werden.
- Für Flexworker, denen es im Starbucks oder im Zug zu turbulent ist.
- Für Firmen, die einen externen Ort für Retreats, Meetings, Ideenfindung und Brainstorming brauchen.
- Für Unternehmen, die sich als fortschrittlichen Workplace positionieren wollen und ihren Mitarbeitern Coworking als Option ermöglichen.
Und für wen nicht?
- Wer der Gemeinschaft mit den anderen Coworkern nichts abgewinnen kann, ist in einem Coworking Space eher nicht am richtigen Ort. Ausser, wenn es nur um einzelne Stunden geht.
Coworking in der Schweiz
Coworking hat sich inzwischen über die ganze Welt ausgebreitet. Auch in der Schweiz gibt es viele attraktive Standorte. Die Karte des Verbands Coworking Schweiz verzeichnet schweizweit gegen 120 Spaces – vor zwei Jahren waren es erst deren 50. Viele davon in den grossen Städten, aber manche auch dort, wo man Coworking weniger vermuten würde, von Bottighofen über Glarus Süd, Oberkirch und Verbier bis nach Laax und Samedan. Also mehr oder weniger flächendeckend. In Birsfelden gibt es sogar eine Coworking-Möglichkeit für Handwerker mit Werkstatt- und Lagerräumen, den «Craftsman Space».
Das Spektrum der Betreiber von Coworking Spaces reicht von Firmen, die wenige, nicht selbst benötigte Büroplätze an Coworker vermieten bis zu grösseren, auf Coworking spezialisierten Anbietern wie etwa dem Citizen Space in Zürich – gegründet schon 2007 und mit rund 1000 Quadratmetern Fläche an der Heinrichstrasse. Die auf Nachhaltigkeit ausgerichteten Impact Hubs in Zürich und Bern sind Teil eines globalen Netzwerks und bieten Coworking auf Mitgliedschaftsbasis an.
So geht’s – das kostet es
Je nach Coworking Space können die Plätze stunden- oder tageweise gebucht werden – dann ausschliesslich auf Basis «First come, first serve» an einem Platz, der gerade frei ist. Wer regelmässig oder längerfristig coworken will, kann bei den meisten Spaces auch monatsweise einen fixen Tisch mieten. Die konkreten Bedingungen sind recht unterschiedlich – generell aber lässt sich sagen, dass ein Tag Coworking zwischen 25 und 50 Franken kostet. Strom, Internetzugang und oft auch Kaffee inklusive. Für einen Flexplatz im Monatsabo sind gegen 300 Franken fällig, einen fixen Desk gibt es ab rund 400 Franken. Die Öffnungszeiten sind für die stunden- und tageweise Nutzung meist auf die üblichen Bürozeiten beschränkt. Monatsmieter erhalten oft einen Schlüssel und haben rund um die Uhr Zugang.
Bei den meisten Spaces lassen sich Zusatzdienste wie ein Schliessfach oder eine Firmenadresse am Standort separat dazu buchen. Wer interessiert ist, nimmt am besten direkt Kontakt mit dem Anbieter auf. Grössere Spaces haben hierzu und für die Betreuung der Coworker einen Community Manager angestellt.
Wer vor einer längerfristigen Beziehung erst einmal etwas Coworking-Luft schnuppern möchte, oder wer häufig an unterschiedlichen Orten unterwegs ist und verschiedene Spaces nutzen will, profitiert am besten von der Online-Plattform PopupOffice. Freie Coworking-Plätze können hier unkompliziert und spontan für eine oder mehrere Stunden gebucht werden, allerdings maximal eine Woche im Voraus. Zur Auswahl stehen über 150 Standorte – neben Coworking-Spaces im engeren Sinn auch diverse Business Center – in Basel, Bern, Genf, Luzern, St. Gallen, Winterthur und Zürich.