Wegweiser zu Carbon-Management Software: Sustainability Software Radar (eine Frau am Bildschirm eines Computers)
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Der Weg zur Netto-Null: Strategien und Software für das Carbon-Management

Wie können Unternehmen Nachhaltigkeit, Innovation und Wettbewerbsfähigkeit in Einklang bringen? Je komplexer die Anforderungen, desto wichtiger ist die Wahl der richtigen Software. Der Sustainability Software Radar bietet dazu Entscheidungshilfen und Empfehlungen. Doch der erste Schritt zur datenbasierten Nachhaltigkeit hat mit Technik nichts zu tun.

Sustainability Software Radar

Gestalten Sie Nachhaltigkeit transparent und erhalten Sie mit unserem Sustainability Software Radar einen umfassenden Überblick über datengetriebene Lösungen zum Carbon-Management.

Längst ist das Thema «nachhaltige Unternehmensführung» in den Chefetagen angekommen. Das liegt zum einen an Kunden, die zunehmend Wert auf klimafreundliche und sozialverträgliche Produkte und Lieferketten legen. Zum anderen wollen Investoren sehr genau wissen, wem sie ihr Geld geben. Sie fordern von Unternehmen Transparenz in den drei Nachhaltigkeitsdimensionen Umwelt, Soziales und Unternehmensführung (ESG) in Form einer erweiterten Geschäftsberichterstattung.

Vor allem aber macht die Politik über regulatorische Vorgaben Druck: So hat die Schweiz beim Klimaschutz das Netto-Null- Ziel bis 2050 verbindlich festgeschrieben und verpflichtet die Wirtschaft, entsprechende Roadmaps zum Abbau der CO₂-Emissionen zu erstellen. Seit 2022 sind zudem neue Vorschriften zur nichtfinanziellen Berichterstattung in Kraft, die auch Sorgfaltspflichten bei der Risikoanalyse der Lieferketten etwa in Sachen Menschenrechte, Korruption und Kinderarbeit beinhalten. Und die neue EU-Direktive zur Nachhaltigkeitsberichterstattung (Corporate Sustainability Reporting Directive, CSRD) betrifft indirekt auch die Mehrzahl der Schweizer Unternehmen. Als Zulieferbetriebe müssen sie deutlich detaillierter als nach bisherigem Schweizer Recht über ihre Nachhaltigkeitsrisiken und die ergriffenen Massnahmen Bericht erstatten. Ihre Kunden in der EU verlangen heute schon häufig ESG-Kennzahlen.

Carbon-Management als Software-Herausforderung

So stehen Unternehmen vor der Herausforderung, ein Nachhaltigkeits- und Carbon-Management aufzubauen und ihre je nach Grösse oder Branche oft vielfältigen Reportingpflichten zu erfüllen. Eine standardkonforme Klimabilanz, die alle direkten und indirekten Emissionen entlang der eigenen Wertschöpfungskette umfasst (Scope 1, 2 und 3), stellt für manche Geschäftsleitung eine grosse Hürde dar.

Und wer ein Netto-Null-Ziel nach dem Framework der SBT-Initiative (SBT steht für Science Based Targets) kommunizieren möchte, muss entsprechende Dekarbonisierungsmassnahmen planen, steuern und umsetzen können. Mit einer Exceltabelle sind die steigenden Anforderungen in der Regel nicht mehr zu erfüllen. Also muss eine Softwarelösung her. Aber welche? Mit der Antwort auf die Frage tun sich viele Schweizer Firmen schwer.

Was eine Carbon-Management-Software bringt

So ist es auch der Ceconet AG aus Mägenwil (AG) ergangen, einem Zulieferer von Swisscom. Nach Prüfung unterschiedlicher Lösungen entschied man sich für ein Tool, das von einem französischen Start-up entwickelt wurde und gleich zwei Vorzüge aufweist: «Zum einen zeigt es an, wo genau die Hotspots für CO₂-Emissionen im Unternehmen liegen. Zum anderen können wir mit dem Tool exakt simulieren, wie die Absenkkurve auszusehen hat, um unser Klimaziel bis 2050 zu erreichen», so Ceconet-Geschäftsleiter Peter Bachmann.

Nun weiss Peter Bachmann, dass die Verpackung ein wichtiger Emissionstreiber ist – und hat dafür eine Lösung gefunden. Die bisherige Plastikverpackung für die von Ceconet gelieferten Anschlusskabel gibt es nun nicht mehr, was das Gewicht beim Transport reduziert und CO₂-Emissionen verringert. Und die Etikette am Kabel besteht inzwischen aus einem FSC-zertifizierten Material. «Wir können unseren Kunden automatisiert die entsprechenden Daten zur Verfügung stellen», erklärt Bachmann. Diese Auskunftsfähigkeit ist wichtig, um langfristig als Zulieferer im Wettbewerb bestehen zu können.

Die von Ceconet eingeführte Software ist nur eines von vielen Nachhaltigkeitstools. Der Markt hat sich in den letzten Jahren dynamisch entwickelt. Er umfasst mehr als 200 Anbieter, darunter 34 aus der Schweiz, mit unterschiedlichen Schwerpunkten wie Carbon Management, ESG-Reporting oder Supply Chain Visibility. Hierbei geht es darum, jeden Abschnitt der Lieferkette verfolgen zu können, von den Rohmaterialien bis zu den Kunden. Hinzu kommen ESG- und Nachhaltigkeitslösungen, die auf die spezifischen Bedürfnisse einzelner Branchen zugeschnitten sind.

Mit dem Sustainability Software Radar den Überblick gewinnen

Wer die Wahl hat, hat die Qual: Nicht nur die Themenschwerpunkte, sondern auch das Leistungsportfolio und das Profil der Anbieter variiert erheblich. Man findet unter ihnen Start-ups und junge «Software as a Service»-Firmen, etablierte ESG-Softwareunternehmen und globale Konzerne. Diese unübersichtliche Landschaft hat Swisscom nun gemeinsam mit der IT-Beratungsfirma Atlantic Ventures untersucht und eine Navigationshilfe für die Auswahl der jeweils geeigneten Softwarelösung erstellt: den Sustainability Software Radar. Er bietet einen fundierten Einblick, gibt konkrete Tipps und stellt ausgewählte Anbieter vor.

Sustainability Software Radar: Anzahl Lösungen nach Kategorien (Infografik)
Die verschiedenen Lösungen, unterteilt nach Kategorien. Quelle: Swisscom Sustainability Software Radar

Entstanden ist der Sustainability Software Radar nicht zuletzt aufgrund eigener Bedürfnisse von Swisscom. Nachdem die Verantwortlichen erkannt hatten, dass Excel nicht ausreicht, um die Nachhaltigkeitsmassnahmen pflichtgemäss auszuweisen und zu verfolgen, machten sie sich auf die Suche nach einem geeigneten Tool. Mehr als 30 Softwarelösungen wurden eingehend analysiert, was zugleich zu einem Ausbau des eigenen Wissens führte. Dieses Wissen, kombiniert mit reichhaltigen Erfahrungen rund um IT und Digitalisierung, teilt Swisscom nun im Sustainability Software Radar mit anderen Unternehmen, ergänzt um Expertentipps.

Kurz zusammengefasst: Die neue Generation von Klima- und Nachhaltigkeits-Managementlösungen sind cloudbasiert und eignen sich für ein ganzheitliches Sustainability Management, das sowohl Carbon- als auch ESG-Management entlang der kompletten Wertschöpfungs- und Lieferantenkette abdeckt.

Wichtig ist am Ende, dass der Daten-Output eines Tools so flexibel gesteuert werden kann, dass das Unternehmen die Anforderungen der Nachhaltigkeitsstandards und deren Metriken, etwa das Treibhausgasprotokoll (GHG-Protocol), erfüllen kann. «Wer sich auf ein solches zukunftsweisendes Carbon- und Sustainability-Management einlässt, sollte den Rat von Fachleuten beherzigen und für eine enge, reibungslose Zusammenarbeit zwischen den Nachhaltigkeitsverantwortlichen im Unternehmen einerseits und den Fachleuten der Corporate- IT andererseits sorgen», betont Gina Obrecht, Business Developerin Data-Driven Sustainability bei Swisscom Business Customers.

Sustainability Software Radar

Sie benötigen ein ESG-Reporting, aber es fehlt Ihnen an Transparenz über das Carbon-Management und die verfügbaren Software-Lösungen? Mit unserem Software Sustainability Radar gewinnen Sie die Übersicht zurück und unternehmen einen wichtigen Schritt zu einem datengetriebenen Nachhaltigkeits-Management.

Checkliste zur datengetriebenen Nachhaltigkeit

Bei der Toolauswahl, Softwareeinführung und Datenintegration sollten also ESG-Manager und IT-Experten eng zusammenarbeiten. Aber wie sollen Unternehmen vorgehen? Als erster Schritt ist eine Standortbestimmung empfehlenswert. Zu klären ist auch, welchen regulatorischen Vorgaben das Unternehmen unterliegt, worin die Kernanforderungen bestehen und wie ambitioniert die jeweiligen Nachhaltigkeitsziele wirklich sind.

Im nächsten Schritt geht es dann um die Auswahl der geeigneten Provider und deren Produkte. Dazu bietet der Sustainability Software Radar ein Bewertungsraster mit acht Kriterien und zahlreichen Unterpunkten. Diese hilfreiche Checkliste umfasst auch Fragen der Informations- und Datensicherheit, ausserdem anspruchsvolle Leistungskriterien wie Szenarien- und Potenzialanalysen mit Hilfe von KI.

Bei der Auswahl eines geeigneten Providers sollten Unternehmen über den Tag hinaus denken. «Nachhaltige Unternehmensentwicklung hat vor allem mit neuen Lösungen bei den Prozessen und mit Produktinnovationen zu tun, die gemanagt werden müssen», sagt Carlo Velten, Gründer und Managing Partner von Atlantic Ventures. Es komme darauf an, eine «Sustainable IT» mit strategischem Weitblick aufzubauen.

Empfehlungen für Führungspersonen

  1. Nachhaltigkeit ist Chefsache: Der erste Schritt auf dem Weg zu einem Carbon- Management ist ein klares Bekenntnis der Geschäftsleitung zu Netto Null («Net zero thinking»).
  2. Vor einer Softwareentscheidung steht die Standortbestimmung. Nur so wissen Unternehmen, welche Tool-Anforderungen wirklich relevant für sie sind.
  3. Die Transformation zum «Net Zero»-Unternehmen braucht Innovationen – eine langfristige strategische Aufgabe. Unter diesem Gesichtspunkt gilt es, die bestmögliche Softwareunterstützung zu identifizieren.
  4. Die Transformation des Unternehmens kann nur bei vollem Einsatz aller Mitarbeitenden gelingen. Insbesondere die IT- und ESG-Teams müssen dafür eng zusammenarbeiten.

Überarbeitete Version eines Artikels, der zuerst auf Sustainable Switzerland erschien.

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