Innovationen in KMU dank IoT
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Wie das Internet der Dinge Innovationen in KMU fördert

Was passiert, wenn Feuerlöscher und Flachdächer auf das Internet der Dinge treffen? Zwei Schweizer KMU zeigen, wie sie mit innovativen Eigenentwicklungen nicht nur den Kundenservice verbessern, sondern auch ihre eigene Position am Markt stärken.

IoT-Magazin: Wenn Dinge Daten liefern

Welche Bereiche im Arbeitsalltag unterstützen IoT-Anwendungen sonst noch? Und was ganz genau ist das Internet der Dinge überhaupt im Detail? Das und mehr erfahren Sie anhand verschiedener Erklärungen und Geschichten rund um das Thema Internet of Things in unserem IoT-Magazin.

Neue Technologien wie das Internet der Dinge ermöglichen neue Geschäftsmodelle und Dienstleistungen. Die Kunst dabei ist, diese neuen Technologien so einzubinden, dass sie einen Mehrwert bringen – das ist die Innovation. Das ist dann der Fall, wenn ein KMU mit den Neuerungen seine Position am Markt verbessern kann. So wie bei diesen beiden typischen Schweizer Unternehmen, die dank innovativen Lösungen auf der Basis des Internets der Dinge (IoT, «Internet of Things») den Kundenservice verbessern konnten.

Kunden treiben die Innovation

Manchmal beginnt Innovation mit einem Generationenwechsel in der Geschäftsleitung. Marcel Wyss, gelernter Spengler und Sanitärinstallateur, übernahm 2017 von seinem Schwiegervater den Familienbetrieb «Universal Feuerlöschgeräte AG» mit seinen zehn Mitarbeitenden und der Bürohündin «Gina». Ein typisches schweizerisches KMU also. «Nach der Einarbeitungsphase nahm ich die Prozesse unter die Lupe, hinterfragte das Bestehende und forschte nach dem Alleinstellungsmerkmal, das es heute zwingend braucht, wenn man als KMU im umkämpften Markt bestehen und langfristig Erfolg haben will», sagt er.

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Fündig wurde Marcel Wyss bei seinen Kunden: «Unsere Servicetechniker stellen immer wieder fest, dass gerade in öffentlich zugänglichen Gebäuden oder Räumen Feuerlöscher von ihrem Standort entfernt, manipuliert oder aktiviert wurden, ohne dass jemand darüber in Kenntnis gesetzt wurde. Das ist im wahrsten Sinn des Wortes brandgefährlich. Denn wenn es brennt, muss ein Feuerlöscher sofort griffbereit und auch einsatzfähig sein.»

Dem frischgebackenen Unternehmer wurde klar: «Wir brauchen ein zuverlässiges, einfaches und preiswertes Gerät, das Alarm schlägt, sobald ein Feuerlöscher manipuliert oder von seinem Standort entfernt wird.» Wyss begann zu recherchieren und fand schliesslich auf der Branchenmesse «Sicherheit 2017» in Zürich die Lösung: «Dort machte mich ein Experte auf IoT-Sensoren aufmerksam, die über das Low Power Network von Swisscom mit dem Internet verbunden sind. Ich wusste sofort: Das ist genau, was wir brauchen!»

Mit IoT bestehende Lösungen vereinfachen

Auch die intelligente Flachdachüberwachung «Orkanet» entstand aus einem Kundenbedürfnis  heraus. «2015 suchte ein Kunde ein System zur dauerhaften Überwachung des Zustands seiner Immobilie», erzählt Jonas Uebelhart, Orkanet-Verantwortlicher bei der Anbieterin siworks. «Da es dafür noch keine Lösung gab, lancierte siworks eine Eigenentwicklung. Die funktionierte, war aber kabelgebunden und aufwändig zu installieren.»

Jonas Uebelhart war überzeugt: Das muss auch einfacher gehen. Als er Ende 2016 vom Low Power Network für das Internet der Dinge von Swisscom erfuhr, war er begeistert. Gemeinsam mit einem Schweizer Spezialisten entwickelte Uebelhart IoT-Sensoren und eine Webapplikation, über die die Nutzer die Messwerte einsehen und ihre Projekte verwalten können. Im Frühsommer 2018 erreichte «Orkanet» die Serienreife. Seither wurden landesweit mehrere Dutzend Systeme installiert ­– beispielsweise auf dem Flachdach des höchsten Holzhochhauses der Schweiz auf dem «Suurstoffi»-Areal in Rotkreuz (ZG).

Mit Innovationen Zeit und Geld sparen

Ebenfalls eine Überwachungsfunktion übernehmen die Sensoren in den Feuerlöschern von Marcel Wyss. Die IoT-Komponenten erkennen, wenn der Sicherungssplint am Griff manipuliert oder entfernt und wenn der Feuerlöscher aus seiner Halterung genommen wird. In beiden Fällen geht eine Meldung übers Low Power Network ans CRM-System. So kann Marcel Wyss umgehend den Kunden informieren und einen Servicetechniker entsenden, der den intelligenten Feuerlöscher aufspürt, überprüft, nötigenfalls instand setzt und wieder am Standort platziert. «So können unsere Kunden sicher sein, dass ihre Feuerlöscher immer am Platz und auch einsatzbereit sind. Das ist unser Alleinstellungsmerkmal in der Branche und öffnet uns neue Märkte», ist er überzeugt.

Auch der Eishockeyclub HC Ambrì-Piotta setzt in seinem Stadion, der Gotthard-Arena, auf die IoT-Feuerlöscher von Universal. «Dank der digitalen Überwachung haben wir unser Sicherheitssystem immer im Griff», sagt dazu Bauingenieur Brenno Celio. «Gerade in grossen Gebäuden wie der Gotthard-Arena ist das matchentscheidend.»

Eine solche Transparenz fehlt heute bei Immobilien. «Gebäude sind bislang quasi eine Blackbox. Wir haben keinen Einblick in die innere Struktur und wissen nahezu nichts über den Zustand eines Gebäudes. Daher werden Schäden in aller Regel erst bemerkt, wenn sie sichtbar sind – und dann wird es teuer», sagt Jonas Uebelhart. Hier setzt Orcanet an. Wird ein Schwellwert beispielsweise wegen eines Wassereinbruchs über- oder unterschritten, schlägt das System Alarm und der Eigentümer respektive der Dachdecker kann schnell reagieren. «Sie wissen, was das Problem ist, können es zudem räumlich eingrenzen und damit schnell beheben. Noch ehe das Dämmmaterial oder gar die Deckenstruktur durchnässt werden», sagt Jonas Uebelhart. «Das spart Geld und schont die Umwelt. Denn durchnässte Dämmstoffe sind teils Sondermüll.»

Innovationen weiter vorantreiben

Zusätzlich zu den unmittelbaren Vorteilen für Immobilienbesitzer steckt in Orkanet erhebliches Potenzial für die Entwicklung immer besserer Flachdächer. «Die permanente Zustandsanalyse der Gebäudestruktur wird uns helfen, das ‹System› Flachdach besser zu verstehen. Langfristig erhoffen wir uns davon neue Möglichkeiten für Predictive Maintenance sowie wertvolle Erkenntnisse für die Entwicklung optimierter Dachkonstruktionen und neuartiger Baumaterialien», sagt Jonas Uebelhart.

Internet der Dinge für Flachdächer: Orkanet
Mit der IoT-Lösung Orkanet will Jonas Uebelhart Flachdächern Intelligenz einhauchen. (Foto: Herbert Zimmermann)

Auch bei Marcel Wyss ist die Zukunft gegenwärtig. Der Berner IoT-Pionier denkt bereits über weitere Einsatzmöglichkeiten seiner IoT-Feuerlöscher nach. «Prinzipiell könnten wir über das System auch eine Direktmeldung an die Feuerwehr schicken. Etwa, wenn mehrere Feuerlöscher in einem kleinen Umkreis kurz nacheinander aus ihren Halterungen entfernt werden. Dann ist ziemlich sicher ein Brand ausgebrochen – und dank des automatischen Alarms könnte die Feuerwehr deutlich schneller vor Ort sein.»

Glossar zum Internet der Dinge

Bootcamp

Der Begriff «Bootcamp» stammt ursprünglich aus dem Militär und bezeichnet heute eine Veranstaltung, bei der die Teilnehmenden eigenhändig («hands-on») mit einer Technologie erste Erfahrungen sammeln können. Es handelt sich also um einen praxisorientierten Workshop.

Internet der Dinge (IoT)

Das Internet of Things (IoT) oder deutsch Internet der Dinge fasst vernetzte Geräte zusammen, die ohne menschliches Zutun kommunizieren. In erster Linie gehören dazu Sensoren aller Art, die beispielsweise Bewegungen, Luftqualität oder freie Parkplätze messen und diese Informationen an ein zentrales System übermitteln. Aber auch Sensoren aus dem Smart Home wie elektronische Türschlösser sind Bestandteil des IoT

Low Power Network

Das Low Power Network (LPN) von Swisscom verbindet drahtlos und schweizweit Geräte aus dem Internet der Dinge. Das Netz erlaubt eine stromsparende Kommunikation und eignet sich für die Übertragung geringer Datenmengen. Technisch basiert das LPN auf dem offenen LoRaWAN-Standard.

LoRaWAN

Beim Long Range Low Power Wide Area Network (LoRaWAN) handelt es sich um ein Netzwerkprotokoll für die drahtlose und energiesparende Übertragung von Daten. Es ist optimiert für den Einsatz von Sensoren und anderen IoT-Geräten, die vor allem Daten senden. Die Spezifikationen legt die LoRa Alliance fest.

Predictive Maintenance

Predictive Maintenance bedeutet, dass ein Servicetechniker ein Gerät reparieren kann, bevor es defekt ausfällt und allenfalls zu Störungen im Betrieb führt. Hierzu muss das Gerät mit Sensoren ausgestattet sein, die beispielsweise Nutzungsdauer und Temperatur messen. Wenn der Hersteller die Informationen aller Geräte kombiniert, kann er Erfahrungswerte ermitteln, wie lange eine bestimmte Komponente hält, bevor sie repariert oder ausgetauscht werden muss. Aufgrund dieser Vorhersagen kann der Servicetechniker die betroffene Komponente ersetzen, kurz bevor sie wahrscheinlich ausfällt.

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