Den Austausch über Nachhaltigkeit zwischen IT und CR fördern will eine neue Community.
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Corporate Responsibility und IT: Gemeinsam in eine nachhaltige Zukunft

Eine Zusammenarbeit auf Augenhöhe zwischen Corporate Responsibility und IT ist eine wichtige Grundlage für eine professionelle Nachhaltigkeits-Berichterstattung. Doch in vielen Unternehmen besteht noch Handlungsbedarf. Eine neue Community will den Austausch zwischen den Bereichen fördern.

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Seit Anfang des Jahres ist sie in Kraft, die «Verordnung über die Berichterstattung über Klimabelange». Die etwas schwerfällig betitelte Bestimmung, Teil des Obligationenrechts zur nichtfinanziellen Berichterstattung, verlangt von Schweizer Publikumsgesellschaften, dass sie über ihren ökologischen Fussabdruck Rechenschaft abgeben. Von den Unternehmen wird zusätzliche Transparenz gefordert – vor allem über Umweltkennzahlen, an denen sie zukünftig genauso gemessen werden wie an Umsatz, Gewinn und Dividende. Das Ziel ist klar: Die ergänzenden Offenlegungspflichten sollen Anreize schaffen, damit die Firmen freiwillig ihre Bilanzen dekarbonisieren und sich aus klimaschädlichen Aktivitäten zurückziehen.

Excel und andere Tools

Die Berichterstattungspflicht besteht derzeit nur für grössere Unternehmen mit einem Umsatz von mehr als 40 Millionen Franken, einer Bilanzsumme von über 20 Millionen Franken und mehr als 500 Mitarbeitenden. Aber auch kleinere Unternehmen sind gefordert, wenn sie Teil der Lieferkette einer reportpflichtigen Firma sind. Ein neuer Gesetzesentwurf soll zudem bald die Schwelle für berichtspflichtige Betriebe senken.

Unabhängig davon versuchen Unternehmen schon heute, sich einen Überblick über ihre klimarelevanten Einflussfaktoren zu verschaffen. Doch etliche Betriebe stehen erst am Anfang. Dies zeigt sich unter anderem an der Grösse der Nachhaltigkeitsbereiche und den Tools, mit denen sie die Parameter erheben. «Tatsächlich arbeiten viele Verantwortliche noch mit Excel und erfassen die relevanten Daten für die Klimaberichterstattung manuell», bestätigt Res Witschi, verantwortlich für nachhaltige Digitalisierung bei Swisscom. Die Informationen seien oftmals dezentral gespeichert. Umso schwieriger ist es für die Mitarbeitenden, an die richtigen Kennzahlen zu gelangen. «Die Arbeit kann sehr zeitraubend und mühselig sein», weiss Witschi.

Eine besonders wichtige Rolle für die Corporate-Responsibility-Datenerhebung spielt die IT. «Diese Hypothese haben wir in den vergangenen zwei Jahren an öffentlichen Auftritten wiederholt zur Diskussion gestellt, und sie wurde uns von zahlreichen Unternehmen bestätigt», so Marion Roeder, Business Development Data Driven Sustainability bei Swisscom.

Res Witschi, verantwortlich für nachhaltige Digitalisierung bei Swisscom

«Viele Verantwortliche arbeiten immer noch mit Excel für die Klimaberichterstattung.»

Res Witschi, verantwortlich für nachhaltige Digitalisierung bei Swisscom

Die Argumente leuchten ein: Die IT kontrolliert die Datenflüsse in den Betrieben, weshalb eine Analyse der nachhaltigkeitsrelevanten Zahlen an dieser Stelle wohl am geeignetsten wäre. Zudem implementiert die IT neue Softwarelösungen in den Firmen, also auch jene, die das Erfassen von Nachhaltigkeitskennzahlen in den verschiedenen Bereichen erlauben. Schliesslich kann die IT die Rolle eines Innovators übernehmen, wenn beispielsweise durch künstliche Intelligenz oder das Internet of Things die Prozesse beschleunigt werden.

Noch vor wenigen Jahren waren für Nachhaltigkeitsfragen selbst bei Swisscom nur wenige Mitarbeitende zuständig. Als im Rahmen einer Pensionierung die Organisation neu aufgestellt wurde, mussten informelle Informationspfade zeitnah durch klar definierte Wege ersetzt, wesentliche Datenquellen erschlossen und Verantwortlichkeiten neu vergeben werden. Es bestand das Risiko, dass die Berichterstattung sonst nicht mehr regulierungskonform gewesen wäre.

«Die nötigen Veränderungen sind nicht überall gleich gut angekommen – auch weil oftmals das Verständnis für das Gegenüber gefehlt hat und die Rollenverteilung nicht ganz klar geregelt war», so Res Witschi. Den Verantwortlichen fehlte die gemeinsame Basis und man hat nicht dieselbe Sprache gesprochen. «Bis wir den heutigen Zustand erreicht hatten, brauchte es viel Aufklärungsarbeit, Geduld und eine klare Strategie», ergänzt Roeder.

Kein Wunder, dass Swisscom allen Unternehmen, die sich erst am Anfang dieser Reise befinden, empfiehlt, schon sehr früh alle Stakeholder an einen Tisch zu holen – seien dies IT-Leute oder Personen aus dem Einkauf, dem Management, aus dem Controlling und selbst aus dem Verwaltungsrat. «Nachhaltigkeit und die daraus resultierenden Regulatorien sind Themen, die alle Organisationsstufen betreffen», erklärt Roeder.

Mehrwert für Unternehmen

Angesichts der Herausforderungen bei der Einführung eines zeitgemässen Nachhaltigkeits-Reportings ist Swisscom im Begriff, eine eigene Community zu lancieren. Dass Bedarf besteht, hat die ICT-Dienstleisterin sowohl in Kundenprojekten als auch in zahlreichen Gesprächen mit Personen an diversen Veranstaltungen bestätigt bekommen. Zwar gibt es spezifische User Groups, die sich über die Einführung konkreter Softwarelösungen austauschen, wie die Sweep User Group des gleichnamigen Software-Start-ups. Oder Communitys wie GreenBuzz Global, welche unter anderem über Sustainability-Regulatorien und ihre Folgen aufklären, meist im grösseren Rahmen. Eine Community aber, die sich der Zusammenarbeit zwischen IT und Corporate Responsibility annimmt, fehlt. «Wir haben gespürt, dass wir hier einen Mehrwert für die Unternehmen bieten können – nicht zuletzt, weil wir den Weg selbst gegangen und stark mit Schweizer Unternehmen vernetzt sind», erklärt Roeder.

«Wir haben gespürt, dass wir mit der Community einen Mehrwert für die Unternehmen bieten können.»

Marion Roeder, Business Development Data Driven Sustainability bei Swisscom

Anfang April ist die Community mit einem Beta-Launch in einer kleineren Runde gestartet. Mit dabei waren Vertreterinnen und Vertreter von Unternehmen aus verschiedenen Bereichen wie Anlagenbau, Versicherung, öffentliche Dienstleistung, Energie, Produktion oder dem Lebensmittelsektor. Beim ersten Zusammentreffen ging es hauptsächlich darum, das Format zu testen, da sich sowohl die Struktur als auch die Inhalte vollends an den Bedürfnisse der Teilnehmenden orientieren sollen.

Künftig werden bei den Community-Treffen jeweils zwei bis maximal drei Themen behandelt, die von den Teilnehmenden aus den IT- oder Corporate-Responsibility- Bereichen eingebracht wurden. In Breakout-Sessions vertiefen die Teilnehmenden gemeinsam mit Fachleuten die Diskussionen mit den anderen Community-Mitgliedern. «Es handelt sich dabei um qualitative Gespräche. Über Herausforderungen und Lösungen soll entlang einer bestimmten Methodik offen diskutiert werden», erklärt Roeder. Drei- bis viermal pro Jahr soll ein solcher Austausch stattfinden – physisch vor Ort während rund drei Stunden im Swisscom Business Campus bei der Hardbrücke in Zürich.

Spannende Kontakte

Das Fazit von Tabea Brielmann, Projektmanagerin Nachhaltigkeit bei DT Swiss nach dem Beta-Launch: «Der Austausch mit Teilnehmenden aus anderen Branchen hat mir wertvolle Inputs eingebracht. Es ist spannend zu sehen, dass sich viele Unternehmen mit ähnlichen Herausforderungen beschäftigen. Zusätzlich schätze ich es sehr, an der Entwicklung des Formats aktiv mitwirken zu können. Ich bin überzeugt, dass die Erweiterung um themenbezogene Fachexpertinnen und -experten dabei hilft, Denkanstösse zu liefern, die sich positiv auf die Diskussionen auswirken.»

Die Community ist im April 2024 klein gestartet und darf in Zukunft auch wachsen, wobei stets Qualität über Quantität stehen soll. «Bei uns hat der Dialog und der Erfahrungsaustausch Priorität, und das funktioniert nur mit den richtigen Leuten im Raum», betont Marion Roeder. Angesprochen sind Verantwortliche aus Unternehmen, die in der Nachhaltigkeitsberichterstattung bereits erste Schritte umgesetzt haben. Die Teilnehmenden sollen wissen, vor welchen Herausforderungen sie stehen und mit welchen Fragen sie konfrontiert sind. Von der Community ist ein gewisses Engagement gefordert, damit am Ende alle profitieren. Ansonsten sind die Vorgaben aber relativ offen.

«Heute stehen uns viele der Teilnehmenden in irgendeiner Form nahe. Die Community erfüllt keinen kommerziellen Zweck und wir sind offen für alle Interessenten, die dabei helfen, die Brücke zwischen IT und Nachhaltigkeit zu schlagen», sagt Roeder. Nicht die Grösse oder die Kundenbeziehung seien entscheidend, sondern vielmehr die Erfahrungen und die Eigeninitiative – damit am Ende Nachhaltigkeit und IT auf Augenhöhe miteinander sprechen.

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Dieser Artikel erschien ursprünglich auf Sustainable Switzerland.

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