Was ist die Definition eines Chief Digital Officer (CDO), und wie finden Unternehmen einen passenden Digitalchef?
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Weshalb Unternehmen einen Digitalchef brauchen

Digitalisierung ist Chefsache. Es genügt nicht, mal eben einen Nerd aus der Belegschaft damit zu beauftragen, eine Digitalstrategie zu entwickeln. Doch weshalb benötigt ein Unternehmen hierzu einen Chief Digital Officer, und welche Skills muss dieser mitbringen?

In den meisten grösseren Unternehmen dürfte unbestritten sein: Um das digitale Business voranzubringen, braucht es eine Person, die für den digitalen Wandel, für die Strategie, ja für alle digitalen Themen verantwortlich ist. «Die Funktion eines CDO ist ein Must für jedes Unternehmen», sagt Roger Wüthrich-Hasenböhler, Leiter Digital Business und CDO bei Swisscom. Doch wer die Rolle des Chief Digital Officer einnehmen soll, ist in Unternehmen nicht immer klar.

Die Anforderungen an den Posten sind hoch: «Ein CDO sollte eine umfassende Sicht haben, welche neuen Möglichkeiten sich durch die Digitalisierung ergeben und welche neuen Geschäftsmodelle und Technologien das bestehende Geschäft ersetzen können», sagt Roger Wüthrich-Hasenböhler.

Roger Wüthrich-Hasenböhler, CDO Swisscom
«EIn CDO ist ein Must für jedes Unternehmen.» Roger Wüthrich-Hasenböhler, CDO Swisscom.

Wenn der CEO zum CDO wird

Natürlich kann der CEO die Rolle des CDO übernehmen. «Wenn Sie einfach jemanden aus der Start-up-Szene oder dem Silicon Valley auf so einen Posten setzen, fehlt ihr oder ihm häufig die Akzeptanz in der Firma. Deshalb habe ich es erst einmal selbst gemacht.» Das sagt Gisbert Rühl im Interview mit Swisscom. Rühl ist CEO von Klöckner & Co., einem der weltweit grössten Stahl- und Metallhandelsunternehmen. Dieses gilt als Vorreiter der digitalen Transformation in der Stahlindustrie. Klöckner & Co. hat sich zum Ziel gesetzt, seine Liefer- und Leistungskette durchgängig zu digitalisieren und zur dominierenden Plattform der Stahl- und Metallbranche zu werden.

Gisbert Rühl, CEO und CDO Klöckner & Co
«Für jemanden aus der Start-up-Szene als CDO fehlt die Akzeptanz in der Firma.» Gisbert Rühl, CEO und CDO von Klöckner & Co.

«Das kann doch der CIO machen»

Weil seine Aufgabe von zentraler Bedeutung ist, soll der Digital-Stratege auf C-Level agieren, also in der Geschäftsleitung. Schliesslich braucht es Entscheidungsgewalt, um digitale Themen zu entwickeln und eine Vision umzusetzen. Für manche Unternehmen liegt deshalb nichts näher, als diese Aufgaben dem IT-Profi, dem CIO (Chief Information Officer) zu übertragen.

Wer ist in Ihrem Unternehmen für die Digitalisierungsstrategie zuständig?

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Swisscom CDO Roger Wüthrich-Hasenböhler sieht das anders: «Ein CDO ist nicht gleichzusetzen mit einem CIO oder einem CTO. Wichtiger als ein technisches Wissen sind ein gutes Bild über die Megatrends, die technologischen Entwicklungen von neuen Business- und Zusammenarbeitsmodellen.» Von grosser Bedeutung seien auch eine gute Vernetzung in der Start-up- und Wissenschaftswelt und ein gutes Prozesswissen darüber, wie man Ideen zu marktfähigen Services entwickelt oder wie man mit Start-ups zusammenarbeiten kann. Kurzum: Zwar muss der CDO eng mit dem CIO oder CTO (Chief Technical Officer) zusammenarbeiten. Doch wenn es um die interdisziplinäre Aufgabe der digitalen Transformation geht, ist mehr als die technologische Sicht gefragt.

Manuel P. Nappo, HWZ, Institute for Digital Business
«Der CDO kann auch ein externer Berater sein.» Manuel P. Nappo, Leiter des Institute for Digital Business der HWZ.

Wie ein Unternehmen den passenden CDO findet

Das digitale Business eines grösseren Unternehmens voranzubringen, ist also kein Nebenjob. Der Posten des CDO sollte keine blosse Alibiübung sein, um lediglich gegen aussen und innen zu zeigen: «Seht her, wir sind digital fit und haben einen CDO erkoren.» Doch in so manchen Unternehmen dürften nur wenige Kadermitglieder über die erforderlichen Skills für die Rolle des Digitalchefs verfügen. Ist da eine Weiterbildung zum CDO die Lösung? Erste Schweizer Institutionen bieten bereits Weiterbildungslehrgänge an, so etwa die Hochschule Luzern oder das Schweizerische Institut für Betriebsökonomie (SIB).

Sucht ein Unternehmen einen CDO, sind Motivatoren gefragt, also Personen mit Mut, Durchhaltevermögen und Überzeugungskraft. Das sagt auch Manuel P. Nappo, Leiter des Institute for Digital Business der HWZ und Mitentwickler des SIB-Studiengangs «Dipl. Chief Digital Officer NDS HF». «Der CDO ist nicht nur ein Teamplayer, der mit verschiedensten Abteilungen arbeitet und Unternehmensprozesse verbessert, sondern eben auch ein Motivator mit Führungserfahrung in einer Kaderfunktion.»

Laut Nappo kann es sich dabei auch sehr gut um einen externen Berater handeln. «In meinen Augen ist der CDO ein Begleiter, der das Unternehmen an der Hand nimmt und den richtigen Weg zum Ziel zeigt.» Dass eine CDO-Funktion kurzfristig durch einen Berater wahrgenommen werden kann, sagt auch Roger Wüthrich-Hasenböhler: «Im Sinne einer nachhaltigen Geschäftsentwicklung gehört aber eine CDO-Funktion auf Geschäftsleitungsebene angesiedelt, damit die digitale Transformation auch konsequent umgesetzt wird.»

Um einen CDO zu finden, soll man nach einer Führungskraft suchen, die fähig ist, externe Innovationen in eine Organisation hineinzutragen. Das gilt auch für Swisscom: «Es wird immer schwieriger, als grosse Organisation mit der Geschwindigkeit des Marktes mithalten zu können. Aus diesem Grund kann die Zusammenarbeit mit Start-ups, die neue Technologien einbringen können, eine Differenzierung gegenüber der Konkurrenz schaffen», so der Roger Wüthrich-Hasenböhler.

Weiter können dank dieser Zusammenarbeit auch neue, disruptive Geschäftsmodelle in Kombination mit den Möglichkeiten von Swisscom entstehen. Dies gilt laut dem Swisscom CDO auch für andere Geschäftsfelder: «Der digitale Tsunami macht vor keiner Branche halt. Man ist gut beraten, sich mit den entsprechenden Kompetenzen auszurüsten, will man auch in Zukunft erfolgreich im Geschäft bleiben.»

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