«Bei der Transformation von Applikationen in die Cloud müssen alle Optionen evaluiert werden»
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«Bei der Transformation von Applikationen in die Cloud müssen alle Optionen evaluiert werden»

Ohne eine Modernisierung der Applikationen lassen sich die meisten Vorteile der Cloud gar nicht nutzen. Der Schritt von traditionellen monolithischen Anwendungen zu einer aus lose gekoppelten Services aufgebauten Cloud-Applikation ist zwar anspruchsvoll, wie die beiden Swisscom Spezialisten Krishna Reddy und Vijay Betigiri aus langjähriger Praxiserfahrung wissen. Mit einem überlegten schrittweisen Vorgehen gelingt die Transformation aber zuverlässig. 

Krishna Reddy und Vijay Betigiri, Sie sind mit Ihrem Team auf die Modernisierung und Transformation von Applikationen spezialisiert. Wieso wollen immer mehr Unternehmen ihre Anwendungen in die Cloud überführen? 

Krishna Reddy: Die Anforderungen des Business an die IT steigen laufend. Neue Kundenservices und Technologien müssen immer schneller zur Verfügung stehen, und die Volumen schwanken dabei zum Teil stark. Mit einer traditionellen On-Premises-IT ist es praktisch nicht mehr möglich, die dafür notwendige Flexibilität zu erreichen.  

Vijay Betigiri: Nicht jede Cloud-Lösung ist aber sinnvoll. Wenn zum Beispiel im Sinne von Lift-and-Shift nur die Infrastruktur an einen Cloud Service Provider übergeben wird, kann dies zu sehr hohen Kosten für die Provisionierung der notwendigen Virtual Machines führen. Zudem wird so auch nur ein kleiner Teil des Flexibilitätspotenzials der Cloud freigesetzt. Alle technischen Unzulänglichkeiten der bestehenden Anwendungen wie Bugs, problematische Workarounds oder Performance-Problematiken bleiben bestehen. Neue Services können auf diese Weise zudem nicht schneller entwickelt werden als zuvor. Und auch die Anpassungsfähigkeit an neue Anforderungen wird nicht verbessert.  

Was ist denn nötig, damit die ganze Agilität der Cloud genutzt werden kann? 

V. B.: Was im Einzelfall gemacht werden muss, ist von den spezifischen Business-Anforderungen abhängig. Sie definieren die Ziele und die Wahl der Technologien. Den zweiten Faktor stellen die bestehenden Systeme dar. Ideal ist es natürlich, wenn auf der grünen Wiese gestartet werden kann. Dann können Cloud-native Applikationen auf der Basis von Microservices («serverless Computing») von Grund auf optimal entwickelt werden. Dies ist aber in den wenigsten Fällen die Unternehmensrealität. Um zu entscheiden, wie eine bestehende Applikation am besten in die Cloud gebracht werden kann, müssen alle Optionen vom reinen Replatforming über eine Code-Transformation bis zum kompletten Neuschreiben als Cloud-native Anwendung ausgearbeitet und dann systematisch evaluiert werden.   

Welches Vorgehen hat sich denn in Ihrer Erfahrung als das beste erwiesen? 

K. R.: Ein wichtiger Erfolgsfaktor ist die schrittweise Umsetzung. Statt die ganze Applikation mit einem Mal auf eine Cloud-fähige-Plattform zu heben, wird sie in Domänen aufgeteilt, die einzeln in die Cloud-Architektur transformiert werden. So lassen sich die Risiken der Umstellung minimieren und auch Vertrauen in die neuen Technologien schaffen. Die Mitarbeitenden in den IT-Abteilungen sind nämlich häufig skeptisch und dies ist auch verständlich. Zum einen geben sie einen grossen Teil der Kontrolle über ihre Anwendungen an die Cloudinfrastruktur und den Provider ab. Zum anderen kann beim Aufspalten von monolithischen Anwendungen in einzelne Services oder in Micro-Services-Komponenten die Komplexität schnell sehr stark anwachsen.  

V. B.: Um zu zeigen, dass die Technologien funktionieren, empfiehlt es sich darum, als erstes einen Hilfs-Service, der nicht unternehmenskritisch ist, in die neue Architektur zu überführen. Und auch danach sollte man, wenn möglich, in reversiblen Schritten vorwärtsgehen. So behält das Unternehmen jederzeit die Sicherheit, bei Problemen wieder auf den vorherigen Stand zurückkehren zu können. 

Die Transformation einer Anwendung ist immer mit Risiken verbunden. Wie kann ein Unternehmen entscheiden, ob sich das Risiko auch lohnen wird? 

V. B.: Aus meiner Erfahrung sind die Risiken heute alle beherrschbar. Wir haben unsere langjährigen Best Practices aus unterschiedlichsten Projekten in einen definierten und klar strukturierten Prozess umgesetzt. Zu diesem gehört neben dem vorher erwähnten schrittweisen Vorgehen auch eine von Scrum abgeleitete iterative Projektmethodik mit zweiwöchigen Sprints und wöchentlichen Checkpoints. 

K. R.: Zudem sollte man bei einer Abwägung nicht vergessen, auch die Risiken miteinzuberechnen, die sich ein Unternehmen auflädt, wenn es die Transformation in die Cloud nicht macht. Dann droht es nämlich den Anschluss an die Mitbewerber zu verlieren und für die Kunden irrelevant zu werden. Cloud-Applikationen sind letztendlich eine Frage der Zukunftsfähigkeit eines Unternehmens. 

Über welche Kompetenzen müssen Spezialisten verfügen, um Anwendungen erfolgreich in die Cloud bringen zu können? 

K. R.: Zusätzlich zu einer profunden Kenntnis der Technologien und einer möglichst breiten Projekterfahrung benötigen sie vor allem auch ein gutes Business-Verständnis. Sie müssen die gleiche Sprache wie die Verantwortlichen auf der Kundenseite sprechen. Dann sind Diskussionen auf Augenhöhe möglich. Mich persönlich fasziniert es, an dieser Schnittstelle zwischen Business und Technologie tätig sein. Ich bin jemand, der immer verstehen will, wie das Kundenunternehmen funktioniert. Dadurch kann ich gemeinsam mit dem Kunden Lösungen finden, die langfristig zukunftsfähig sind. 

Wie werden sich denn die Technologien in absehbarer Zukunft weiter entwickeln? 

V. B.: Die Zukunft der Unternehmens-IT liegt in Multi-Cloud-Lösungen. Die On-Premises-Rechenzentren werden mit den Möglichkeiten der Cloudlösungen schlicht und einfach nicht mehr mithalten können. Dazu wird in den nächsten Monaten und Jahren eine enorme Artificial-Intelligence-Welle (AI) auf uns zukommen, die sämtliche Aktivitäten erfassen wird. Unternehmen müssen deshalb dringend eine Vision entwickeln, wie sie AI für ihre Automatisierung nutzen können. Diese Welle wird den Wechsel in die Cloud zusätzlich beschleunigen, denn AI benötigt anpassungsfähige und dynamische Dateninfrastrukturen, wie sie nur Cloud-Technologien zur Verfügung stellen können. 

Spezialisten mit Technologie-Erfahrung und Business-Knowhow

Das Cloud-Lösungsteam von Swisscom vereinigt langjährige Erfahrung sowohl im Business- wie auch in Technologie-Bereich. Der seit über 13 Jahren bei Swisscom tätige Senior Solution Consultant Krishna Reddy hat vor seinem Einstieg in die Unternehmensinformatik als Ingenieur Baugrossprojekte geführt. Ein M.B.A. hat seine Business-Kompetenzen zusätzlich gestärkt. Der Digital Enterprise Architect Vijay Betigiri verfügt über insgesamt mehr 12 Jahre Praxiserfahrung mit Cloud Computing. Dabei hat er für verschiedene Grossunternehmen weltweit Cloud-Migrationen verantwortet. Seit vier Jahren profitieren nun Swisscom-Kunden von seinen Kompetenzen.

Die wichtigsten Punkte, um Applikationen erfolgreich in die Cloud zu bringen

  • In jedem Fall muss das Business die Ziele vorgeben.
  • Auf Grund der Business-Bedürfnisse muss eine langfristige Strategie entwickelt werden.
  • Die Zusammenarbeit mit einem kompetenten und erfahrenen Partner ermöglicht es, alle Optionen zu evaluieren.
  • Eine schrittweise Projektumsetzung hilft, die Komplexität jederzeit unter Kontrolle zu halten.
  • Als erstes wird am besten ein nicht-essenzieller Hilfs-Service transformiert, um Vertrauen in das Vorgehen zu schaffen.
  • Durch ein Vorwärtsgehen in reversiblen Schritten lassen sich die Risiken minimieren.
  • Das Etablieren einer langfristigen Partnerschaft, die auf Vertrauen basiert, ermöglicht es, gemeinsam laufend besser zu werden.

Swisscom Cloud Services

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