Mit wachsender Nutzung verschiedener Cloud-Services kann die Übersicht über das Kostenmanagement verloren gehen. Das FinOps-Framework hilft Unternehmen, die Cloud-Ausgaben wieder in den Griff zu bekommen. Matthias Hirschmann, Cloud Solution Architect und FinOps-Spezialist bei Swisscom, erklärt im Interview, wie FinOps funktioniert, wie man das Framework anwendet und wo das Sparpotenzial liegt.
Was zeichnet das Cloud-Kostenmanagement mit FinOps aus?
Matthias Hirschmann: Das Ziel von FinOps ist es, die Flexibilität der Clouds an den Anforderungen des Business auszurichten. Dazu gehört neben der effizienten Nutzung auch die Kontrolle und Zuordnung der Ausgaben. Wir führen bei Kunden den Finanzbereich (Fin) mit der bestehenden DevOps-Welt (Ops) zusammen. Zertifizierte FinOps-Experten analysieren die aktuelle Lage und finden gemeinsam mit den Teams aus IT, Business und Finance vorhandenes Optimierungspotenzial.
Man sucht also verstecktes Potenzial zur Kostenoptimierung?
Die Steigerung der Cloud-Kosteneffizienz ist eines der Hauptziele von FinOps. Aber nicht nur. Ziele können auch die Förderung eines kulturellen Wandels hin zu einer effizienteren Cloud-Nutzung sein, eine teamübergreifende Zusammenarbeit oder die fachliche Weiterentwicklung betreffend Cloud.
Es gibt also nicht nur die eine Vorgehensweise, um FinOps zu realisieren?
Nein, da gibt es unterschiedliche Herangehensweisen, und ein derartiges Framework kann für Unternehmen mittlerer Grösse auch zu viel des Guten sein. Das FinOps-Framework der FinOps Foundation besteht aus insgesamt 18 Disziplinen, die wir abhängig von den Kundenanforderungen priorisieren. Unserer Erfahrung nach erreichen wir mit der Anwendung der 5–8 wichtigsten Disziplinen bereits Ziele wie Kostenreduktion und -transparenz.
Wie kommt die Intransparenz in der Cloud zustande?
Mit dem Wechsel von der traditionellen Methode zu Business-orientiertem Einkauf und Entwicklung wurde die Beschaffung viel dezentraler. Bei Hyperscalern können Unternehmens-IT oder Software-Entwickler mal eben eine virtuelle Maschine, Container-Services oder Datenbanken in der Cloud beziehen. Andere Bereiche beziehen wiederum komplette Software as a Service Angebote.
Wo steckt üblicherweise das grösste Optimierungspotenzial?
Implementierungen und Migrationen werden gern mit der maximal flexiblen Abrechnungsmethode («pay as you go») gestartet. Wird diese Flexibilität aber nie genutzt, hat man am Beispiel virtueller Maschinen rückblickend bis zu 72 Prozent zu viel ausgegeben. Viel Kapital, das unnötigerweise bei Innovationsprojekten fehlt.
Sie haben schon mehrere FinOps-Projekte begleitet. Wie gross ist das Einsparpotenzial üblicherweise?
Kostenoptimierungen lassen sich in jedem Unternehmen ausmachen. Die mögliche Kosteneinsparung liegt initial schnell bei 30 Prozent. Es lohnt sich also, die Reise gemeinsam anzutreten.
Nach einer FinOps-Kostenoptimierung müsste das gesamte Cloud-Management transparent und kosteneffizient sein. Weshalb braucht es danach weiterhin ein Monitoring?
Das stimmt, zumindest für einen Moment. Cloud-Infrastruktur ist skalierbar und neue Versionen, Services oder Rabattmöglichkeiten der Hyperscaler verlangen eine regelmässige Auseinandersetzung mit der Cloud-Nutzung. Neben Wachstum und Innovation verändern auch Firmenzukäufe den eben noch korrigierten Zustand. Mit der Firma wird heutzutage auch Cloud-Nutzung eingekauft, und der Kreislauf aus Informieren, Optimieren und Etablieren startet erneut.
Benötigt das Unternehmen dazu weiterhin externe FinOps-Spezialisten, oder können Fähigkeiten auch intern aufgebaut werden?
Beides ist möglich, das Spektrum der Zusammenarbeit ist gross. Wir leisten mit unserer ersten FinOps-Analyse Soforthilfe. Diese Einsparungen machen im Unternehmen finanzielle Mittel frei, um FinOps längerfristig zu implementieren. Das Ziel der weiteren FinOps-Zusammenarbeit kann darin bestehen, das erforderliche Wissen ins Unternehmen zu tragen. Anfangs mit einzelnen Mitarbeitenden, die die Brücke zur internen IT darstellen und je nach Grösse später selbst ein eigenes eigenen FinOps-Team stellen können. Das FinOps-Framework kann natürlich auch komplett von Swisscom als managed Service bezogen werden. Wir analysieren, optimieren und überwachen dann die gesamte Cloud-Nutzung permanent und in regelmässigen Zyklen.
Mit FinOps die Cloud-Kosten optimieren
Hat Ihr Unternehmen die Kosten für die Public Cloud im Griff? Schaffen Sie zusammen mit Swisscom Transparenz. Mit FinOps analysieren wir Ihr aktuelles Cloud-Management bezüglich Technologie, Business und Finanzen. In vielen realisierten Projekten erzielten wir Cloud-Kosteneinsparungen von rund 30 %.
Wie gelingt die langfristige Anwendung von FinOps im Unternehmen?
Die Offenheit, bestehende Strukturen zu hinterfragen, sehe ich als Voraussetzung. Damit verbunden ist auch, dass dieser Kulturwandel Rückenwind aus dem Management hat. Es müssen Anreize geschaffen werden, um den Austausch der Teams über das gesamte Unternehmen zu fördern.
Geschieht dies auch mit der Unterstützung von Swisscom?
Durchaus. Als Public-Cloud-Fachleute beschäftigen wir uns permanent mit den Workloads unserer Kunden. Als Swisscom sind wir schweizweit präsent. Neben der sprachlichen Flexibilität sehe ich auch die physische Nähe zu unseren Kunden als Pluspunkt. So gelingt es, das Verständnis über die Nutzung der Cloud aufzubauen, bestehende Ressourcen immer aufs Neue zu hinterfragen und entdeckte Verbesserungen umzusetzen.
Es geschieht also mit der Unterstützung von Swisscom, der Kunde ist aber Teil des Teams und damit des Erfolgs.