Was ist Ihr Stil? Ermittelt Ihr KMU finanzielle Kennzahlen «à discrétion»? Oder nehmen Sie lieber einen zusätzlichen Auftrag an anstatt die Zeit damit zu verbringen, ausgetüftelte Produktivitätswerte zu berechnen? Von beidem ist abzuraten.
In der Praxis hat sich als sinnvoll erwiesen, insgesamt rund sieben Kennzahlen standardmässig zu berechnen. Wenn Sie mehr Werte einsetzen, verlieren Sie schnell unnötig viel Zeit. Umgekehrt gilt: Betrachten Sie nur eine oder zwei Chiffren, so riskieren Sie, wichtige Probleme zu übersehen.
Die «richtigen» Kennzahlen für KMU
Welche Kennzahlen aber sind wirklich wichtig für Ihr KMU? Welche sogar entscheidend? Fixfertige Sets und Systeme gibt es mehr als genügend – von der anspruchslosen Berechnung der Debitorenfrist bis zu komplizierten Strukturen für den «Economic Value Added». Standardlehrbücher aus dem Bereich Finanz- und Rechnungswesen geben hier einen guten Durchblick im Dschungel.
Um es gleich vorwegzunehmen: Es gibt nicht «die drei wichtigsten oder besten Kennzahlen für KMU». Jedes Unternehmen ist speziell und jedes KMU muss individuell festlegen, welche Summengrössen die nötigen Aussagen liefern – zum Beispiel abhängig von der jeweiligen Strategie.
Denn finanzielle Kennzahlen sollen vor allem eines: schnell und zusammenfassend über mögliche Probleme im Unternehmen informieren. Und sie sind vor allem dort gezielt einzusetzen, wo sich Probleme rasch zu einer gefährlichen Bedrohung entwickeln können. In KMU sind das:
- Liquidität und Verschuldung
- Rentabilität und Ertragskraft
- Bilanzsolidität
Welche Kennzahl verlangt Ihre Bank?
Kennzahlen helfen nicht nur, Ihr Unternehmen weiterzuentwickeln und für die Zukunft zu rüsten. Sie bilden auch die Grundlage für Ihre Verhandlungen mit Kreditgebern und Investoren.
So berechnen Banken die Bonität vermehrt mit selbst bestimmten Grössen – nebst qualitativen Faktoren mit Blick auf das Management oder die Strategie. Hier sind Sie gut beraten, wenn Sie sich genau erkundigen, um welche quantitative Kennzahl es geht. Anders ausgedrückt: Sie können damit Ihr Rating gleich selbst beobachten und im Voraus steuern.
Der Teufel steckt im Detail
Kennzahlen sind Ursache-Wirkungs-Relationen. Deren Berechnung ist zwar zeitintensiv, aber nicht schwierig. Unterstützt werden Sie in der Regel von Ihrer Finanzsoftware oder Ihrem Treuhänder. Komplizierter ist eine qualifizierte Interpretation. Das setzt ein Mindestmass an betriebswirtschaftlichem und finanziellem Know-How voraus. Es muss allen Beteiligten – vor allem dem Chef – bekannt sein, worauf die Werte basieren, was sie beinhalten und was sie ausblenden.
Denn aufgepasst: Kennzahlen bieten lediglich einen Schnellüberblick. Dadurch kann es immer wieder zu Informationsdefiziten kommen. Es könnte ja beispielsweise sein, dass das Problem in der Kennzahl und gar nicht im Unternehmen zu suchen ist. Aber vergessen Sie anderseits nicht: Es liegt in der menschlichen Natur, dass Führungskräfte die Schuld an schlechten Zahlen voreilig externen Einflüssen zuschieben.
Tipps auf einen Blick:
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Möglichst wenige, aber aussagekräftige Kennzahlen!
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Auf eine regelmässige Generierung der Zahlen achten!
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Sich im Klaren darüber sein, was sich hinter den Kennzahlen verbirgt!
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Externe Zahlen vor Berechnung bereinigen (stille Reserven)!
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Setzen Sie stets Zielwerte!
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Auch nicht-finanzielle Steuergrössen berücksichtigen!
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Zeit nehmen, um selbstkritisch die richtigen Schlüsse zu ziehen!
Entwerfen Sie Ihre eigenen Kennzahlen
Ausserdem sind Kennzahlen das Resultat vergangener Entscheidungen im damaligen Umfeld. Die heutige, veränderte Situation verlangt womöglich bereits einen anderen Fokus. Als Entscheidungshilfe für die Zukunft sind Kennzahlen somit bloss beschränkt einsetzbar, weil sie nicht die Treiber oder Ursache des finanziellen Erfolgs darstellen, sondern deren Wirkung.
Es kommt noch ein weiterer entscheidender Faktor hinzu: Ein Datenfriedhof nützt nicht viel. Was Sie brauchen, ist eine gute Datenqualität und Datenverfügbarkeit. Haben Sie beides? Dann entwerfen Sie doch Ihre eigenen Kennzahlen, statt nur auf Standardwerte zu setzen. So können Sie dann Ihr massgeschneidertes Zahlenset regelmässig mit anderen Zeiträumen vergleichen. Leuchten die Warnlämpchen auf, ist die Situation näher unter die Lupe zu nehmen.
Setzen Sie stets Ziele!
Neben unternehmensinternen Soll-Ist-Vergleichen und Entwicklungstendenzen sind auch Branchenvergleiche interessant. Doch veröffentlichte Ergebnisse basieren meist auf externen Abschlüssen und sind mit Vorsicht zu verwenden. Externe Zahlen beinhalten zum Beispiel stille Reserven oder nutzen Bewertungsspielräume aus. Aussagekräftiger sind von Branchen- und Interessenverbänden publizierte Daten für Mitglieder – anonymisiert. Ein Beispiel dafür sind die Schreinerei-Kennzahlen des Verbandes Schweizerischer Schreinermeister- und Möbelfabrikanten (VSSM).
Wichtig erscheint darüber hinaus, folgende Tatsache zu berücksichtigen: Kennzahlen sind Führungsmittel – und Führung setzt Ziele voraus. Der Einsatz ergibt schliesslich nur Sinn, wenn klare Unternehmensziele und auch Zielwerte bestehen.
Betrachten Sie Kennzahlen schliesslich wie Warnleuchten auf dem Armaturenbrett: Wenn die Kontrollanzeige für den Öldruck aufleuchtet, werden Sie nicht einfach Öl nachfüllen, sondern den Sachverhalt zuerst abklären. Genau so funktioniert das mit diesen Summengrössen. Eine Abweichung signalisiert, dass etwas nicht wie geplant läuft. Planen Sie falsch oder greifen Ihre Massnahmen nicht? Hier hilft nur eines: knochenharte Analysearbeit.